Europa League Hoffenheim hadert nach Ausscheiden mit sich selbst

Braga (dpa) - Hoffenheims Coach Julian Nagelsmann saß mit regennassen Haaren, bleich vom Scheinwerferlicht und sichtlich verärgert bei der Pressekonferenz in Braga.

Foto: dpa

„Es ist brutal simpel: Wir sind nicht mehr dabei. Das wird eine Lernerfahrung für die Spieler sein“, sagte Nagelsmann nach dem Aus in der Europa League und einer Niederlage, die der Bundesligist und der 30 Jahre alte Erfolgscoach zunächst wegstecken müssen. Das 1:3 bei Sporting Braga hatte die erste internationale Saison der Kraichgauer beendet. Am letzten Gruppenspieltag gibt es nur noch ein Schaulaufen.

Ungewohnt hart ging Nagelsmann mit seinen Profis ins Gericht. „Sehr ärgerlich“ sei das 0:1 gegen den portugiesischen Tabellenvierten nach nur 45 Sekunden gewesen. Eine Situation, über den Flügel, die man vorher besprochen habe: „Trotzdem haben wir falsch verteidigt.“

Im „Steinbruch-Stadion“ von Braga mit dem markanten Felsen hinter dem Tor erzielte der eingewechselte Mark Uth in der 74. Minute den Ausgleich. Das hätte den Hoffenheimern für ein „Finale“ am 7. Dezember gegen Ludogorez Rasgrad gereicht. Aber Fransérgio zerstörte mit einem Doppelpack (81./90.+3) alle Hoffnungen der Gäste auf die K.o.-Spiele. Dass Adam Szalai nach einem Revanchefoul noch die Rote Karte sah, spielte letztendlich keine Rolle mehr.

Dass aber die Joker Uth und Serge Gnabry im zweiten Durchgang beste Chancen vergaben, konnte Nagelsmann noch lange nach dem Abpfiff kaum fassen. „Wir hatten zwei Hundertprozentige. Da musst du einfach zwei Tore schießen, wenn du gewinnen willst.“ Wie schon bei den Niederlagen zuhause gegen Sporting und in Rasgrad verschenkte die TSG zumindest einen Punkt.

„Über die gesamte Euro-League-Saison waren wir nicht gut genug, so dass wir verdient ausgeschieden sind“, sagte Nagelsmann. „Jetzt müssen wir die Euro League abhaken und uns auf die Bundesliga fokussieren“. Vor dem Spiel am Sonntag beim Hamburger SV gibt es aber noch einiges aufzuarbeiten für die „Nagelsmänner“. Davon, dass der Chefcoach eine zu defensive Startelf auf den Platz geschickt hatte, mit Andrej Kramaric als einzig echtem Stürmer, wollte er nichts wissen. „Wenn das defensiv ist, dann gute Nacht um halb sechs“, sagte Nagelsmann und verwies auf zahlreiche andere Profis mit Angriffspotenzial: „Viel offensiver geht's kaum.“

Zur Überraschung der 800 mitgereisten Fans saß Uth zu Beginn nur auf der Bank - obwohl mit Sandro Wagner Hoffenheims Nationalstürmer fehlte. Uth, so Nagelsmann, habe im Abschlusstraining eine Schulterluxaktion erlitten. Der Angreifer selbst sagte: „Ich hatte ein bisschen Probleme mit der Schulter.“ Ob er denn von Anfang an hätte spielen können? „Ja“, sagte er. Gnabry, so Nagelsmann, habe „immer wieder Oberschenkelprobleme“.

Als Schwachstellen erwiesen sich vor allem die Neuzugänge Florian Grillitsch und Havard Nordtveit. Mentalitätsspieler wie die verletzten Wagner und Benjamin Hübner fehlten der Mannschaft sichtlich. „Wir sind bitter bestraft worden. So ist das im internationalen Geschäft“, bilanzierte Kapitän Kevin Vogt.

Jetzt gelte es, in der Bundesliga erneut die Europacup-Teilnahme anzustreben. „Das ist unser Anspruch. Dass wir die Qualität haben, da oben mitzuspielen, steht für mich außer Frage“, erklärte der Abwehrchef des Tabellensechsten. Regisseur Kerem Demirbay meinte noch: „Rumheulen bringt nichts!“ - ehe er mit schweren Schritten davonging.