„Hunter“-Gala bei Schalkes 6:1 - Balance gesucht

Gelsenkirchen (dpa) - An einem großen Schalker Fußballabend glänzte speziell Klaas-Jan Huntelaar: Gleich vier Treffer steuerte der Niederländer zum 6:1-Erfolg über HJK Helsinki bei. Und die Europa-League-Auslosung bescherte Schalke günstige Lose.

Es war die rauschende Ballnacht eines überragenden Protagonisten, am „Hunter“ erquickte sich ganz Gelsenkirchen. Klaas-Jan Huntelaar traf bei seiner Ein-Mann-Show, wie er wollte. Ob vom Elfmeterpunkt (15./49. Minute) oder mit phänomenalen Toren aus dem Spiel heraus (25./63.) - der „Jäger“ erlegte die bedauernswerten Fußballer von HJK Helsinki beim höchsten Europapokalsieg des FC Schalke 04 nahezu im Alleingang.

„Das ist unglaublich“, kommentierte der Holländer seine Galavorstellung beim 6:1 (2:1) vor 52 034 Besuchern, die angesichts der Europacuptreffer 23 bis 26 Huntelaars fast aus dem Häuschen gerieten und lauthals das berühmte „Oh, wie ist das schön“ anstimmten. Der Hauptdarsteller blieb zurückhaltend: „Na ja, wenn du vier Tore machst, bist du der Matchwinner.“ Über alles stellte der Omnipräsente den Team-Erfolg: „Es zählt nur, dass wir den Einzug in die Europa League perfekt gemacht haben.“

Dort bekommt es der Königsklassen-Halbfinalist der vergangenen Spielzeit mit Steaua Bukarest, Israels Meister Maccabi Haifa und AEK Larnaca aus Zypern zu tun. „Das ist auf jeden Fall eine interessante Gruppe. Von Teams wie AEK Larnaca hat man bislang eher weniger mitbekommen, aber wir werden nun anfangen, uns ein Bild von den Gegnern zu machen“, sagte Trainer Ralf Rangnick. Und: „Natürlich haben wir das klare Ziel, uns für die K.o.-Runde zu qualifizieren.“ Auch Manager Horst Heldt bezeichnete die Gruppe J als „machbar. Wir sehen uns schon als Favorit.“

Bis das Europa-Ticket gelöst und das schlimme 0:2 von Helsinki korrigiert war, hatten die Schalker indes ein schweres Stück Arbeit zu bewältigen. „Das war unterhaltsam für die Zuschauer, aber sicherlich nicht gut für die Nerven des Trainers“, hielt Rangnick erleichtert fest. 20 Minuten erlebte er ein „teilweise abenteuerliches Abwehrverhalten“ seiner Mannschaft, die sich glücklich schätzen durfte, dass nur der schon im Hinspiel zweifache Torschütze Teemu Pukki traf (20.).

Hätten nicht Joel Matip einen Pukki-Schuss von der Linie gekratzt und Schalke-Keeper Ralf Fährmann weitere Einschläge verhindert - es wäre ein womöglich bitterer Abend für die königsblauen Pokalsieger geworden. „Wir hatten einige Böcke drin“, räumte Schalke-Kapitän Benedikt Höwedes ein. „Da stockt einem erstmal der Atem“, fügte Manager Horst Heldt hinzu.

Vorne hui, hinten noch zu oft pfui - Rangnick war sich der Gefahren, in denen seine junge Elf schwebte, bewusst. Der Trainer schob es auf die Psyche: „Da sind wir noch nicht so stabil. Wir müssen die Balance zwischen Offensive und Defensive finden.“ Ergo machten sich Huntelaar und Co. das Leben selbst schwer. Dann aber lief der Schalke-Express hochtourig.

„Kondition, Effizienz, Bock auf Tore - wir spielen einfach Tempofußball und haben Lust zu spielen“, kommentierte Lewis Holtby das Geschehen. Und mit diesen Eigenschaften könne seine Elf „schon mal in einen Rausch kommen“, ergänzte Rangnick, der „stolz, zufrieden und froh“ über den Einzug in die Gruppenphase auf Europas kleiner Fußballbühne war.

Und das sei wirtschaftlich sehr wichtig, meinte Heldt angesichts der Zusatzeinnahmen für den mit mehr als 200 Millionen Euro Schulden belasteten Fußballkonzern. „Aber auch wichtig für unser sportliches Renommee. Wir sehen uns international, und das haben wir erreicht. In die Europa League wollten wir unbedingt.“