Nach Sieg gegen Salzburg Schalke-Trainer Weinzierl: „keine Erleichterung“
Gelsenkirchen (dpa) - Erleichterung? Nein. Dieses Gefühl verbat sich Markus Weinzierl. „Ich verspüre keine Erleichterung, weil die Punkte nur in der Europa League und nicht in der Bundesliga gutgeschrieben werden“, kommentierte der Schalke-Trainer das 3:1 im Europacup gegen RB Salzburg.
Befreiung von der enormen psychischen Last, im Ligabetrieb ohne Zähler Tabellenletzter zu sein, wird Weinzierl erst nach dem so dringend benötigten Dreier in der Beletage des deutschen Fußballs empfinden.
Wenigstens eines durfte Weinzierl mitnehmen: Ein Teil der Furcht, nicht mehr gewinnen zu können, ist weg. „Es war zumindest mal ein Anfang“, meinte Sportvorstand Christian Heidel. Auf Schalke müsse man nicht darum herumreden, dass der Erfolg extrem wichtig war: „Wenn eine Mannschaft mit so einer Serie beginnt, dann hängt das in den Köpfen drin.“
Das Musterbeispiel, wie es besser gehen und werden kann, war Benedikt Höwedes. Der Weltmeister ackerte und rackerte und setzt nun darauf, dass das Team ähnliche Eigenschaften auch in der Liga gegen Mönchengladbach zeigen wird. Denn eines ist klar: Geht auch die sechste Erstligabegegnung verloren, werden Weinzierl und Heidel, das neue starke Duo am Ernst-Kuzorra-Weg, noch mehr im Fokus interner und externer Diskussionen stehen - und den Spielern drohen dann Maßnahmen wie ein Platz auf der Tribüne.
Höwedes machte im Anschluss an das 3:1 gegen den zehnmaligen österreichischen Titelträger eines klar: Der Trainer sei „top positiv“. Höwedes: „Absolut toll, wie er mit dieser schwierigen Situation umgeht. Er behält die totale Kontrolle, strahlt super positive Energie aus und glaubt absolut an die Mannschaft.“ Weinzierl vermittele der Mannschaft den Glauben, sie sei gut und werde sich belohnen, „wenn wir weiter an uns arbeiten“.
Dennoch verhehlte Höwedes eines nicht: „In der Bundesliga ist es zur Zeit brenzliger.“ Und Heidel warnte vor dem kommenden Gegner: „Mönchengladbach ist die Mannschaft, der Verein, der sich in den letzten Jahren am besten entwickelt hat. Die haben eine brandgefährliche Mannschaft. Wir wissen, was am Sonntag auf uns zukommt.“ Deshalb sei die phasenweise leidenschaftliche Einstellung der Weinzierl-Elf gegen Salzburg ein positives Signal. Heidel: „Die Jungs haben kämpferisch alles rausgehauen, was sie haben.“
Kurios waren zwei der drei Schalker Tore vor den 48 374 Zuschauern: Nach Leon Goretzkas Kopfball (15.) fiel in der 47. Minute durch den Salzburger Duje Caleta-Car ein Eigentor, zu dem Höwedes die „Vorlage“ geliefert hatte. „Beim 2:0 habe ich mich fast geschämt, die Arme hochzunehmen“, bemerkte Höwedes. Naldos Kopfball (58.) war dann hinter der Linie, ehe erneut Höwedes traf. Der Torrichter war nicht auf der Höhe. Zunächst wurde Höwedes, dann Naldo, schließlich wieder Höwedes geführt. Jonatan Soriano (72.) verkürzte für die letztlich harmlosen Gäste.
„Offiziell habe ich eines gemacht. Das hätte aber gar nicht so weit kommen dürfen, weil das Ding von Naldo vorher schon drin war. Im Spiel ist mir das gar nicht so aufgefallen“, ließ Höwedes wissen. Naldo sah das Hin und Her ganz locker: „Wichtig ist, dass wir hellwach waren und ihn nochmal rein gemacht haben.“