Spaniens flaue Fiesta, nur Falcao furios

Lissabon/Madrid (dpa) - Die erwartete Fußball-Fiesta blieb aus, die Chancen auf ein spanisches Endspiel in der Europa League sind aber weiter intakt.

Grund zum Feiern hatte nach dem Halbfinal-Hinspiel nur Hannover-96-Bezwinger Atlético Madrid, der den FC Valencia mit 4:2 bezwang - dank zweier Treffer des erneut furiosen Rekordtorjägers Radamel Falcao. „Er hat den Gegner aufgegessen“, schrieb die Zeitung „Público“ über den Mann, der nicht umsonst „El Tigre“ genannt wird.

Wie der FC Barcelona und Real Madrid in der Champions League verlor auch Athletic Bilbao beim 1:2 gegen Sporting Lissabon auswärts mit einem Tor Unterschied. Die 37 000 im Alvalade-Stadion bekamen nicht viel von der gepriesenen Spielstärke der Basken zu sehen. Das Team, das zuvor Manchester United und im Viertelfinale Schalke 04 souverän aus dem Weg geräumt hatte, war zwar durch Jon Aurtenetxe (54.) in Führung gegangen. Doch Emiliano Insua (76.) und Diego Capel (80.) sorgten für die verdiente Wende.

Athletic-Trainer Marcelo Bielsa ist dennoch zuversichtlich, dass die traditionell nur mit Basken antretenden „rot-weißen Löwen“ das erste europäische Finale seit 1977 erreichen werden. „Wir müssen nun natürlich nächste Woche zu Hause gewinnen, aber das ist keine unüberwindliche Schwierigkeit“, sagte der Argentinier, der unter anderem von Landsmann Diego Maradona und Barças Josep Guardiola als bester seiner Zunft betrachtet wird.

Zu einem der besten Mittelstürmer der Welt avanciert unterdessen Atlético-Madrid-„Tiger“ Falcao. „Ich freue mich über den Sieg mehr als über meine Tore, den erarbeiteten Vorsprung müssen wir nun verteidigen“, sagte der 26-jährige Kolumbianer, der letzte Saison den FC Porto mit 17 Treffern im Alleingang zum Titel geschossen und dabei den 15 Jahre alten Torrekord von Jürgen Klinsmann gebrochen hatte. Mit seinem zehnten Tor zog er nun mit dem Schalker Klaas Jan Huntelaar gleich.

Für die Madrilenen, die den Wettbewerb 2010 gewannen, trafen im Vicente Calderón neben Falcao (18./78.) auch Joao Miranda (49.) und Adrian Lopez (54.). Weitere Treffer des Tabellen-Dritten der Primera División verhinderte Gästetorwart Diego Alves, der auch zwei Großchancen des Ex-Wolfsburgers Diego zunichtemachte (4./71.). Weil die deutlich überlegenen Hausherren aber Konzentrationsschwächen offenbarten, verkürzte Valencia jeweils in der Nachspielzeit der 1. und 2. Hälfte durch Jonas (45.+3) und Ricardo Costa (90. +4) und erhielt sich so ein Fünkchen Hoffnung für das Rückspiel.

Die „Atleti“-Fans zogen dennoch jubelnd durch die Straßen, und auch die Hauptstadtmedien durften zwei Tage nach der Real-Schlappe beim FC Bayern jubeln: „Ein Fußballfest am Ufer des Manzanares!“ sah das Sportblatt „AS“, und „Marca“ stimmte zu: „Welch ein tolles Atleti! Die Rot-Weißen verpassen Valencia eine Packung.“ Coach Diego Simeone träumt bereits vom Finale am 9. Mai in Bukarest: „Das war unser bestes Spiel, seit ich bei Atlético bin.“