Torhüter Miller vor Debüt bei Hannover 96

Hannover (dpa) - Hannover erlebt ein Debüt der ganz besonderen Art. Nur drei Wochen nach seiner Genesung von einer psychischen Erkrankung soll Markus Miller erstmals für den Fußball-Bundesligisten spielen.

In der sportlich bedeutungslosen Europa-League-Begegnung gegen Worskla Poltawa erhält der 29-Jährige seine Chance. „Ich finde das schön“, kommentierte 96-Geschäftsführer Jörg Schmadtke. „Das ist toll für ihn und eine nette Geste vom Trainer.“ Der ehemalige Bundesliga-Torhüter, der sich wie Coach Mirko Slomka intensiv um den erkrankten Profi gekümmert hatte, sagte: „Der Fall Miller zeigt, dass der Weg zurück immer möglich ist.“

Das abschließende Gruppenspiel gegen den noch sieglosen Nobody aus der Ukraine ist die perfekte Gelegenheit. Hannover ist bereits eine Runde weiter, spielt nur für Punkte in der UEFA-Rangliste und um die Siegprämie von 140 000 Euro. Trainer Slomka nutzt diese Möglichkeit, mehreren Ersatzspielern eine Einsatzmöglichkeit zu geben.

Die möglichen Einsätze von Artur Sobiech, Altin Lala oder Deniz Aycicek sind dabei nur Randnotizen. Denn Millers Vorgeschichte ist außergewöhnlich. In einem viel beachteten Schritt hatte der Keeper im September seine psychischen Probleme öffentlich gemacht und eine Behandlungspause eingelegt.

Bei dem sonst so lebenslustigen Profi war nach eigenen Angaben mentale Erschöpfung und ein beginnendes Burnout-Syndrom diagnostiziert worden. Nach elf Wochen stationärer Behandlung in einer Privatklinik hatte Miller erst am 22. November wieder mit dem Training begonnen. Zuletzt hatte er in der zweiten Mannschaft von Hannover in der Regionalliga gespielt.

„Ich fühle mich wieder wohl“, sagte Miller bei seiner Rückkehr ins Mannschaftstraining. „Ich bereue den Schritt nicht“, versicherte er. „Es waren sehr spannende und emotionale elf Wochen.“ Der Torwart, der im Sommer 2010 aus Karlsruhe gekommen war, ist die Nummer zwei hinter Ron-Robert Zieler und hat bisher für Hannover 96 noch kein Punktspiel bestritten. Beim KSC hatte er zuvor 183 Punktespiele absolviert.

Neben Miller werden auch andere 96-Profis von Beginn an spielen, die zuletzt auf der Bank saßen - vor allem die Stürmer Jan Schlaudraff und Mohammed Abdellaoue können eine Pause gut gebrauchen. Trotz der bereits feststehenden Qualifikation wollen die Hannoveraner das Spiel ernst nehmen. „Die Zuschauer haben Tickets gekauft, und denen müssen wir etwas bieten“, sagte Ex-Kapitän Lala, der von Beginn an spielen dürfte. Und Konstantin Rausch denkt sogar an den UEFA-Koeffizient: „Für die Punktewertung ist es ein wichtiges Spiel.“

Voraussichtliche Aufstellungen zu Hannover 96 - Worskla Poltawa:

Hannover 96: Miller - Chahed, Eggimann, Pogatetz, Pander - Lala - Stindl (Stoppelkamp), Rausch - Pinto - Sobiech, Ya Konan

Worskla Poltawa: Dolganski - Peskow, Tkatschuk, Kurilow, Selin - Krasnoperow, Tschesnakow - Krywoschejenko, Besus, Rebenok - Satschko

Schiedsrichter: Leontios Trattou (Zypern)