Verarmtes Portugal vor Coup in Europa League

Lissabon (dpa) - Das Halbfinale der Europa League wird ein „iberisches Festpiel“ sein. Dominiert wird das Turnier überraschenderweise von Portugal, das noch drei Eisen im Feuer hat. Das kleine Land ist fast bankrott, träumt aber stolz von einem rein portugiesischen Finale in Dublin.

Das krisenerschütterte Portugal steht in der Europa League vor einem historischem Coup: Gleich drei Teams aus dem kleinen Zehn-Millionen-Einwohner-Land wollen bei den rein iberischen Halbfinal-Spielen am Donnerstag den Grundstein für den Einzug ins Finale am 18. Mai in Dublin legen. Im „Bruderduell“ treffen Benfica Lissabon und Sporting Braga aufeinander. Der neue portugiesische Meister FC Porto empfängt unterdessen den spanischen Tabellenvierten FC Villarreal.

Die Portugiesen wollen das schaffen, was bisher nur die vier Fußball-„Granden“ Deutschland, England, Spanien und Italien erreicht haben: Ein europäisches Endspiel „unter sich“ zu entscheiden. Die stolzen Südländer feiern sich jetzt schon selbst. „Ganz Europa schaut auf uns“, schrieb die Sportzeitung „Record“ am Mittwoch, und der portugiesische Auswahltrainer von Griechenland, Fernando Santos, weiß: „Das ist das Ergebnis harter Arbeit bei uns“.

Laut Medienberichten wird sich Portugal nach den Semis unabhängig von den Ergebnissen an die Spitze der für diese Saison geltenden UEFA-Länderwertung setzen - vor England und Spanien. Für die nächste Spielzeit haben die „Lusos“ schon einen zusätzlichen dritten Champions-League-Platz in der Tasche. „Wir dürfen auf unseren Fußball stolz sein“, so das Fachblatt „O Jogo“.

Als Favorit auf den Titel gilt der FC Porto. „Die Jungs sind zu stark für die Europa League“, sagte kein Geringerer als Real-Madrid- Coach José Mourinho über den Verein, mit dem er 2004 die Champions League gewann. Die „Drachen“, die 1987 erstmals den Europapokal der Meister und 2003 den UEFA Cup holten, sind in Bestform: In der Liga wurde der Titel schon Anfang April gesichert, zudem steht das Team des jungen Trainers André Villas Boas (33), der schon als „neuer Mourinho“ gefeiert wird, auch im Finale des portugiesischen Pokals.

In der League gewannen die Blau-Weißen zwölf von 14 Begegnungen. Im Viertelfinale wurde Spartak Moskau mit einem 10:3-Gesamtergebnis vom Platz gefegt. Portos Kolumbianer Radamel Falcao ist mit zwölf Toren bester Torjäger der Europa League. „Wir sind gegen Porto Außenseiter“, räumt auch Villarreals Mittelfeldmann Bruno Soriano ein. Mit seinem Supersturm Nilmar-Giuseppe Rossi und Weltmeister Joan Capdevila kann das „gelbe U-Boot“ den Portugiesen aber das Fest vermiesen.

Im zweiten Duell ist Benfica trotz sieben angeschlagener Profis siegessicher - vor allem da Braga im Estadio da Luz in 59 Spielen nur einmal gewinnen konnte - und das vor 56 Jahren. Die „Adler“, die in der Zwischenrunde den VfB Stuttgart ausschalteten, träumen vom ersten Europa-Titel nach dem zweiten Gewinn des Landesmeistercups 1962. „Wir wollen Geschichte schreiben“, sagt Brasiliens Nationalspieler Luisão. Benfica ist aber gewarnt: Der Outsider aus Braga warf zuletzt den FC Liverpool und Dynamo Kiew aus dem Turnier und ist seit zwölf Spielen ungeschlagen.