„Verkehrte Welt“ beim SC Freiburg
Freiburg (dpa) - Die Welt des SC Freiburg liegt nicht in Trümmern. Doch vor dem entscheidenden Duell in der Europa League ist für Christian Streich wieder so richtig deutlich geworden, wie sehr sie angesichts der Dreifachbelastung aus den Fugen geraten ist.
„Es ist eine vollständig verkehrte Welt. Eine Mannschaft wie Wolfsburg kann sich Woche für Woche aufs Bundesligaspiel vorbereiten, wir spielen alle dreieinhalb Tage. Das ist überhaupt keine Entschuldigung, das ist einfach verkehrte Welt“, bilanzierte Trainer Streich nach dem 0:3 gegen den VfL Wolfsburg, dem fünften Spiel innerhalb von 16 Tagen für die abstiegsbedrohten Breisgauer.
Der SC Freiburg kommt mit der heftigen Beanspruchung in dieser Saison einfach nicht klar. Zu klein ist der Kader, zu hoch der Verschleiß, zu lang mittlerweile die Verletztenliste. Da steht die Mannschaft aus dem Breisgau fast folgerichtig auch nach sieben Heimspielen in der Fußball-Bundesliga ohne einen Dreier im Mage-Solar-Stadion da. Das gab es zuvor nur 1998/99, als der Coach noch Volker Finke hieß.
Auch wenn Rang 16 merklich auf die Stimmung drückt - Streich gibt sich weiter unbeirrt. „Ich bin immer motiviert, vor jedem Spiel“, sagte der 48-Jährige auf die Frage, wie er selbst mit den Kräfte zehrenden Rückschlägen dieser so schwierigen Saison umgehe. „Es gibt nichts außer Arbeit.“
Es ist für die Freiburger Alltagsgeschäft, mit Tiefs umgehen zu müssen. Vor allem schmerzen den Europa-League-Teilnehmer die vielen individuellen Fehler. Mal fehlt die Kraft nach dem üppigen Programm aus Liga, DFB-Pokal und internationaler Bühne; mal schlicht die Qualität. Da müssen dann auch mal Spieler nach gerade 22 Minuten vom Platz, wie etwa der gegen den VfL indisponierte Fallou Diagne.
„Ich habe ihn rausnehmen müssen, weil es nicht ging, leider“, meinte Streich zu der Auswechslung und schob beschwichtigend, aber im Kern der Aussage doch hart hinterher: „Jeder Spieler versucht so gut zu spielen, wie es geht.“ Bei Diagne ging nicht viel. Als der Verteidiger jedenfalls vom Rasen lief, war die Begegnung nach furiosen Anfangstreffern von Maximilian Arnold (8. Minute) und Ivica Olic (11.) im Grunde schon gelaufen.
Die Wolfsburger mussten sich vorhalten lassen, das überfällige 3:0 gegen wieder einmal so tapfer wie vergeblich anrennende Freiburger nicht schon viel früher erzielt zu haben. Erst Marcel Schäfer (90.+1) sorgte kurz vor dem Abpfiff für endgültige Klarheit.
„Wir müssen die Situationen klarer ausspielen“, forderte der ansonsten zufriedene VfL-Geschäftsführer Klaus Allofs. „Wenn Freiburg den Anschlusstreffer macht, weckt das Kräfte.“ So weit kam es aber nicht. Und die Niedersachsen wollen sich mit nun Platz fünf noch lange nicht zufriedengeben. „Verteidigen, Bewahren - das ist nicht der richtige Ansatz“, sagte Allofs mit Blick auf den Wolfsburger Anspruch.
Und die Ziele der Breisgauer? Erstmal will Streich seine Spieler wieder aufrichten. Vor allem für die Dienstreise in der Liga zum FC Schalke 04 am Sonntag. Aber zuvor steht ja noch das Endspiel um die Europa-League-Zwischenrunde gegen den FC Sevilla am Donnerstag an. Und wenn der SC da weiterkommt, steht die Freiburger Welt trotz Aus im DFB-Pokal noch eine Weile weiter Kopf.