VfB schießt gegen Torrichter: „Micky Mäuse“

Stuttgart (dpa) - Nach der tristen Nullnummer gegen den FC Kopenhagen schossen sich die Stuttgarter frustriert auf die Torrichter ein. „Der steht direkt daneben und schaut nur dumm zu. Da laufen lauter Micky Mäuse herum“, tobte VfB-Sportdirektor Fredi Bobic.

Torhüter Sven Ulreich lästerte über die „Geldverschwendung“ für diese „die ganze Zeit nur herumstehenden“ beiden Schiedsrichterassistenten. Und Trainer Bruno Labbadia fragte verärgert: „Was macht der neben dem Tor?“

Die Stuttgarter warfen den Torrichtern vor, bei gleich zwei strafstoßwürdigen Aktionen nicht reagiert zu haben, und wiesen ihnen quasi die Hauptschuld am nun frühzeitig drohenden Aus in der Europa League zu. „Mit dem Elfmeter hätten wir das 1:0 gemacht. Das wäre der Türöffner gewesen“, reagierte Bobic am Freitag nach einer Nacht Abstand wesentlich ruhiger, aber immer noch „echauffiert“ auf die seiner Meinung nach klare Fehlentscheidung. „Dann wäre das ein ganz anderes Spiel gewesen. Das 1:0 hätte uns einen Kick gegeben.“

Aber nach diesem enttäuschenden Auftritt im dritten Spiel der nicht gerade furchteinflößenden Gruppe E lautete die eigentliche Frage: Was machte der VfB Stuttgart? Eindeutig zu wenig. Keiner erreichte am Donnerstagabend Normalform, keiner sorgte für wenigstens etwas Kreativität, keiner strahlte echte Torgefahr aus. Mit ihrem teilweise lustlosen Gekicke konnten die Schwaben den diszipliniert und defensivstarken dänischen Rekordmeister nie ernsthaft unter Druck setzen.

„Wir dachten, dass Stuttgart nach seinem Sieg in Hamburg Selbstbewusstsein ausstrahlen würde“, wunderte sich auch Kopenhagens Coach Ariel Jacobs über den leichten Punktgewinn. Selbst der seine Schützlinge öffentlich meist schonende Labbadia listete eine ganze Reihe von grundlegenden Mängeln im Fußball-ABC auf: zu weit weg vom Gegenspieler, kein Zugriff, schlechte Flanken, der fehlende letzte Pass, kein „Türöffner“ - und, und, und... „Ich bin enttäuscht, dass wir das Spiel nicht für uns entschieden haben“, sagte er.

Rein rechnerisch kann der Gruppenletzte VfB den fest eingeplanten Einzug in die Zwischenrunde trotz seiner erst zwei Punkte noch schaffen. Aber dann bedarf es spielerisch und kämpferisch einer gewaltigen Steigerung. „Wir brauchen drei Siege“, forderte Bobic. Labbadia versicherte: „Ich glaube fest an die Möglichkeit. Wir können es schaffen. Wir können alle drei Gegner schlagen.“ Nach dem erneuten Rückschlag räumte der Coach - wenn auch leicht beschönigend - ein: „Es wird nun ein bisschen schwieriger, in die K.o.-Runde zu kommen.“

Für Ulreich bedeutete das zweite Heim-Remis ebenfalls „noch nicht das Ende in der Europa League“. Für den Keeper liegt aber die Liga im Fokus. „Da müssen wir nachlegen“, forderte er vor der Heimpartie gegen Eintracht Frankfurt am Sonntag (15.30 Uhr) eine ähnlich gute Leistung wie beim jüngsten 1:0-Sieg in Hamburg. Sonst droht gegen die bislang stark auftrumpfenden Hessen der nächste Rückschlag. Bobic adelte den Aufsteiger als „Mannschaft der Stunde neben den Bayern“. Das Team des früheren VfB-Trainers Armin Veh spiele einen „faszinierenden Offensivfußball“ und sei der „aktuell einzige Bayern-Jäger“.

Georg Niedermeier schöpft indes aus der kleinen Erfolgsserie in der Bundesliga mit zuletzt sieben Punkten in drei Partien Mut. Obwohl weder auf nationaler noch internationaler Bühne ein Heimsieg gelang, wollte der Innenverteidiger von einem „Heimfluch“ nichts wissen.