Vor Schalke-Duell: „Super Mario“ macht wieder Angst

Nizza (dpa) - Nach seinen zwei Debüt-Toren für den OGC Nizza im französischen Derby gegen Olympique Marseille (3:2) knuddelte Mario Balotelli erst einmal Adoptiv-Mama Silvia. Danach tönte der Stürmer: „In zwei, drei Jahren kann ich den Goldenen Ball des Weltfußballers gewinnen.“

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Unter der Ägide des neuen OGC-Trainers Lucien Favre macht die einstige große Hoffnung des italienischen Fußballs den Gegnern nach Jahren in der Versenkung wieder Angst. Ob es nur ein kurzes Intermezzo ist, wird Schalke 04 am Donnerstag beim Europa-League-Auftakt in Nizza feststellen können.

Nach vier Spieltagen liegt Nizza in der Ligue 1 unter anderem mit Ex-Bundesligaprofi Dante ungeschlagen auf Platz zwei. Die Côte d'Azur liegt dem Club, dessen vier Liga-Titel 1951, 1952, 1956 und 1959 schon Jahrzehnte zurückliegen, wieder zu Füßen.

Nach seinem spektakulären Einstand herrscht vor allem um den als „Enfant terrible“ verschrieenen Balotelli Rieseneuphorie. Nicht nur in Frankreich, auch in seiner Heimat Italien überschlugen sich die Medien mit Lob. „La Gazzetta dello Sport“ bescheinigte dem 26-Jährigen gar eine „Wiedergeburt“.

Man dürfe „nicht zu früh in Begeisterung ausbrechen“, warnte unterdessen Nizza-Boss Jean-Pierre Rivère. „Das war nichts weiter als ein Anfang. Er ist noch nicht am Ziel, noch lange nicht.“ Favre betonte, Balotelli habe „eine Unmenge an Arbeit vor sich“.

Der Mann, der im Halbfinale der EURO 2012 Deutschland mit einem Doppelpack aus dem Turnier schoss und schon wenig später nur noch als Skandalnudel für Schlagzeilen sorgte, macht unter anderem Jürgen Klopp für seine Krise verantwortlich. Der Wechsel 2014 zum FC Liverpool sei „der größte Fehler“ seines Lebens gewesen, sagte der Mittelstürmer dieser Tage vor französischen Journalisten. Mit Coach Brendan Rogers und auch mit dessen Nachfolger Klopp sei er „nicht ausgekommen“.

Super-Mario ging in England durch ein tiefes Tal: In den vergangenen zwei Spielzeiten traf er in der Premier League in 16 Spielen nur einmal. Als Leihprofi kam beim AC Mailand bei 20 Einsätzen auch nur ein Tor dazu. Er hatte in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres zudem mit Verletzungsproblemen zu kämpfen. Für die EURO 2016 wurde Balotelli gar nicht erst berücksichtigt.

Bei ehemaligen Kollegen ist der Sohn ghanaischer Einwanderer mit dem schillernden Image beliebt. Der frühere Liverpool-Profi El-Hadji Diouf meinte diese Woche zum Beispiel: „Mario ist ein Klasse-Typ, der in der Kabine keine Probleme verursacht.“ In Liverpool sei der Italiener gescheitert, weil Ex-„Reds“-Captain Steven Gerrard „keine Männer mit Charakter ausstehen“ könne, neidisch gewesen sei und „schlechte Sachen über Mario“ erzählt habe.

Paris-Profi Marco Verratti, der in der Squadra Azzurra neben Balotelli gekickt hat, gab dem Stürmer den Rat: „Mario ist ein guter Junge. Aber er muss verstehen, dass Fußball nicht 90 Minuten dauert, sondern die ganze Woche.“