FIFA verbittet sich Einmischung des IOC
Stuttgart (dpa) - Der angeschlagene Fußball-Weltverband FIFA hat sich im Bestechungsskandal eine Einmischung durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) verbeten.
„Das IOC soll sich zunächst seine eigenen Sachen anschauen“, sagte der Anti-Korruptions-Beauftragte der FIFA, Mark Pieth, der „Sport Bild“ in einem Interview. „Die haben nach Salt Lake City einen Schritt gemacht, aber einen halbherzigen. Die Wahl der Personen ins Integritäts-Komitee überzeugt mich nicht. Bei der Frage, woher sie kommen, spielt der IOC- Präsident eine viel zu große Rolle. Da sind wir beim Thema Unabhängigkeit“, meinte der Strafrechts-Professor aus der Schweiz.
Nach den neuesten Enthüllungen in der Schmiergeld-Affäre in der vergangenen Woche hatte das IOC angekündigt, sich am kommenden Wochenende bei einer Sitzung in London mit dem Skandal bei der FIFA beschäftigen zu wollen. IOC-Vizepräsident Thomas Bach sprach sich jedoch am Dienstag gegen eine Vorverurteilung des schwer unter Druck geratenen FIFA-Chefs Joseph Blatter aus. „Ich bin nicht bereit, mich an öffentlichen Vorverurteilungen zu beteiligen. Herr Blatter hat wie jeder andere Mensch das Recht, sich vor den zuständigen Gremien zu verteidigen“, sagte Bach der Nachrichtenagentur dpa.
Auch in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ betonte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB): „Die FIFA hat bereits Aufklärung und Reformen eingeleitet und wird offensichtlich in der bevorstehenden Exekutivsitzung weitere wichtige Beschlüsse fassen. Angesichts dieser Maßnahmen und der handelnden Personen habe ich volles Vertrauen darin, dass die FIFA eine umfassende Aufklärung anstrebt.“
Pieth war im November 2011 von der FIFA und Blatter als Vorsitzender eines unabhängigen Komitees eingesetzt worden, das den skandalumwitterten Verband von der Korruption befreien soll. Im Zuge dieses vermeintlichen Reformkurses sollen an diesem Dienstag in Zürich auch die Vorsitzenden der beiden Kammern der neuen FIFA-Ethik-Kommission eingesetzt werden.
In einer Kolumne für die Schweizer Boulevardzeitung „Blick“ stellte sich Pieth noch einmal ausdrücklich hinter Blatter. „Für die Durchsetzung der Reformen im eigenen Hause braucht es zum jetzigen Zeitpunkt Sepp Blatter“, schrieb er. „Im Moment sehe ich in der FIFA leider niemanden, der das Steuer in die Hand nehmen kann. Ohne Blatter würde der Reformprozess in sich zusammenbrechen.“