Fortuna Düsseldorf 28 Jahre — 29 Fortuna-Trainer

Der Stuhl ist zum Schleudersitz verkommen. Seit 1987 blieben nur drei Trainer länger als 18 Monate im Amt.

Foto: Horstmüller

Düsseldorf. Neben „Tor“, „Foul“ oder „Roter Karte“ gibt es abstrakte Begriffe im Fußball, die in schöner Regelmäßigkeit immer wieder auftauchen. Dazu gehören beispielsweise Termini wie „Transfervolumen“, „Spielermaterial“ oder „Gegenpressing“. Präsidenten und Manager sprechen gerne auch einmal von der „Kontinuität“ — beispielsweise auf der Trainerposition. Bei Zweitligist Fortuna Düsseldorf kann gerade in puncto Trainer kaum einmal von Kontinuität gesprochen werden. Es sei denn, die regelmäßigen Wechsel auf dieser Position werden als solche ausgelegt.

In den vergangenen 28 Jahren hat es bei der Fortuna lediglich drei (!) Übungsleiter gegeben, die länger als 18 Monate im Amt geblieben sind. Aleksandar Ristic schaffte dies zweimal, nach ihm saßen nur Uwe Weidemann und Norbert Meier mehr als drei Halbserien auf der Bank. Insgesamt gab es seit Sommer 1987, dem erstmaligen Amtsantritt von Ristic, 29 Trainerwechsel mit 24 verschiedenen Übungsleitern bei der Fortuna.

Nun ist Nachhaltigkeit auf der Trainerposition im schnelllebigen Geschäft des Profifußballs heutzutage eher Ausnahme als Regel. Von den übrigen 17 aktuellen Zweitligisten haben immerhin sechs einen Trainer, der bereits länger als eineinhalb Jahre im Verein tätig ist. Einer davon ist Norbert Meier, der nach Fortunas Abstieg im Mai 2013 den Verein verlassen musste und vor 21 Monaten den Posten bei Arminia Bielefeld übernahm.

Auf den ehemaligen Bundesliga-Profi von Werder Bremen und Borussia Mönchengladbach folgte Mike Büskens, der als Tabellen-15. nach nur fünf Monaten seinen Stuhl räumen musste. Torwarttrainer Oliver Reck übernahm bis Weihnachten und fuhr in drei Spielen zwei Siege ein. Doch die Vereinsführung traute Reck zu diesem Zeitpunkt die alleinige Verantwortung für die Fortuna nicht zu und verpflichtete Lorenz-Günther Köstner. Als dieser krankheitsbedingt ausfiel, übernahm erneut Reck das Zepter und wurde nach dem Ende der Saison 2013/14 und Tabellenplatz sechs zum Chef befördert. Bei der Wahl der Düsseldorfer Sportpresse wurde er gar zum Trainer des Jahres gewählt.

Nach siebeneinhalb Monaten war Recks Cheftrainer-Zeit bei der Fortuna bekanntlich wieder vorbei und U 23-Trainer Taskin Aksoy sprang ein. Fortuna beendete die Saison nach einer katastrophalen Rückrunde auf Rang zehn. Mit dem am Montag entlassenen Frank Kramer sollte es wieder aufwärts gehen — drei Siege aus 15 Spielen und Platz 17 waren deutlich zu wenig, um den Ansprüchen gerecht zu werden.

Unabhängig davon, ob es nun ein „Feuerwehrmann“ wird, der Fortuna vor dem Sturz in die Drittklassigkeit bewahren soll, wünschen sich viele Anhänger sicherlich auf Dauer eine langfristige Lösung. Dazu muss freilich auch die Mannschaft mitspielen, denn nicht immer liegt es allein (oder überhaupt) am Trainer wenn es mal nicht läuft — auch bei der Fortuna nicht. Doch Teile des Teams zu degradieren oder gar zu entlassen, ist im Fußball eben nicht Usus. Schuld ist in erster Linie immer der Trainer. Auch das ist eine Form von Kontinuität in diesem Geschäft.