Fortuna Düsseldorf Abstiegsgefahr: Nachkarten hilft der Fortuna nicht mehr

Obwohl sich die Ausgangsposition verschlechtert hat, gibt es jetzt keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken.

Foto: Christof Wolff

Düsseldorf. Vier Spiele stehen noch aus. Der Vorsprung von Fortuna Düsseldorf auf die Abstiegsränge ist arg zusammengeschmolzen. Die Ursachen dafür sind bekannt, Besserwisserei oder Nachkarten hilft in der augenblicklichen Situation wenig. Die Saisonanalyse muss nach Abpfiff am letzten Spieltag in alle Ruhe folgen, um die Fehler der Vergangenheit aufzuarbeiten und möglichst einen Strukturwandel zu ermöglichen. Dann muss es gelingen, entweder eine „ruhige Saison“ hinzubekommen, wie es in dieser Spielzeit bereits geplant war, oder sogar vorsichtig oben anzuklopfen.

Unabdingbare Voraussetzung dafür ist allerdings der Klassenerhalt. Das ist das, worauf sich jetzt alle besinnen müssen und wie es Erich Rutemöller formuliert hat, „den Fortuna-Geist im Zusammenhalt beschwören“. Die Mannschaft sollte wie im Vorjahr wieder spüren, dass die Fans und das Umfeld hinter ihr stehen. Denn versagt hat Fortunas Mannschaft — abgesehen von allen spielerischen Schwächen — in dieser Saison nur ganz selten. Das ist nicht mit dem Vorjahr zu vergleichen. Denn in Sachen Leidenschaft kann den Spielern von Friedhelm Funkel niemand etwas vorwerfen. Dass oft genug die Ergebnisse nicht dem betriebenen Aufwand entsprachen, ist jetzt nicht mehr entscheidend.

Parolen und sinnentleerte Sprüche bringen die Fortuna keinen Schritt weiter. Dass die Spieler kämpfen, sich noch mehr fokussieren und auch mal das Tor treffen müssen, sind Selbstverständlichkeiten. Dagegen ist das Unterordnen eigener Interessen und Gemütslagen offensichtlich schwieriger. Wenn Kaan Ayhan wegen seiner Beschimpfungen der Unparteiischen nach Abpfiff des Pauli-Spiels doch noch gesperrt werden sollte, wäre das eine weitere arge Schwächung, die nicht sein darf. Jeder Spieler muss sein Ego zurückstellen. Eine gute Leistung in Hannover ist elementar für den kommenden „Abstiegsgipfel“ in der Arena gegen die Würzburger Kickers — selbst wenn es bei den 96ern eine knappe Niederlage geben sollte.

Das fortwährende Geschwätz über den Heimfluch ist kontraproduktiv. Es gibt solche Phasen, aber so viel Pech wie gegen St. Pauli kann das Funkel-Team nicht noch einmal haben. Und fußballerisch überragend ist das Spiel der Würzburger in der Rückrunde auch nicht. Deshalb also Angst zu haben, dass es wieder schief geht, ist der falsche Ansatz. Falls Fortuna wieder an die guten Leistungen gegen Berlin und in Dresden halbwegs anknüpft, ist der Aufsteiger jedenfalls schlagbar.

Es verbietet sich, jetzt irgendwelche Hochrechnungen anzustellen, wie viele Punkte man selbst noch holen kann und wie es bei der Konkurrenz aussieht. Im Fußball kommt es ohnehin immer anders, als man denkt. Was sich anhört wie ein Satz fürs Phrasenschwein, hat sich beim Bundesliga-Abstieg 2013 bewahrheitet. Der Hoffenheimer Erfolg in Dortmund hat letztlich der Fortuna das Genick gebrochen. So weit sollte es diesmal nicht kommen, weil die Fortuna die nötigen Punkte einfährt, ohne die Konkurrenz um Schützenhilfe zu bemühen.

So ist es auch trotz der angespannten Personalsituation egal, wer am Sonntag in Hannover aufläuft. Jeder Einzelne wird bereit sein, über die Schmerzgrenze hinauszugehen, um eine Überraschung beim Aufstiegsanwärter zu erzielen. Das ist die Mannschaft auch dem so schwer verletzten Kevin Akpoguma in den verbleibenden vier Spielen schuldig. Er hat in den Spielen immer alles gegeben. Mit dem Vermeiden des Abstiegs können seine Mannschaftskollegen ihm etwas zurückzahlen und viel für seine schnelle Genesung tun.