Anderson: Erst Pfiffe, dann Jubel
Vor dem Anpfiff stand der Verteidiger im Blickpunkt, im Spiel nur selten.
Düsseldorf. Bamba Anderson hat es vielleicht niemand erzählt, denn so richtig gut Deutsch spricht Fortunas Zweitliga-Profi nach wie vor nicht. Der Innenverteidiger könnte im Sommer wohl zu manch anderem Fußballklub wechseln, aber ausgerechnet beim Düsseldorfer Niederrhein-Rivalen anzuheuern, löste bei den rot-weißen Fans am Osterwochenende naturgemäß gespaltene Gefühle aus. Von Verständnis und Dank für die bisherige Leistung, über Appelle gegen ein Auspfeifen bis zur gänzlichen Ablehnung der Entscheidung, nächste Saison für Borussia Mönchengladbach zu spielen.
So mischten sich am Montag vor dem 1:0 (0:0) der Fortuna gegen den FC St. Pauli tatsächlich vereinzelte Pfiffe in die prächtige Atmosphäre der fast ausverkauften Arena, als Andersons Name beim Verlesen der Mannschaftsaufstellung genannt wurde. Gleichwohl nahm der Brasilianer seinen Platz gänzlich unbeeindruckt in der Innenverteidigung rechts neben Jens Langeneke ein.
Ohnehin hatten die Fans in der Arena in der Folge kaum Muße, sich mit weiteren Pfiffen gegen Anderson zu beschäftigen. Zum einen wegen des flotten Duells des Tabellenfünften gegen den Zweiten. Zum anderen war ihnen ein anderes Thema wichtiger, sie demonstrierten mit den Pauli-Fans verbale und plakatierte Einigkeit, verunglimpften auf TV-wirksamen Bannern die übertragenden Fernsehsender sowie DFL und DFB: "Ihr macht unseren Sport kaputt."
Die Stimmung unter den 47 200 Zuschauern litt darunter keineswegs, zumal die intensiv geführte Begegnung auf dem Rasen durchweg mitreißende Aktionen auf beiden Seiten bot. Wenn auch die gefährlichen Szenen vor den Toren Mangelware blieben, weil sich die Mittelfeldreihen arg "bearbeiteten". Lange Zeit standen lediglich ein paar Weitschüsse und vielversprechende Flanken zu Buche. Mit entscheidenden Ereignissen hatten weder Anderson noch Langeneke etwas zu tun.
Bis zur 48. Minute: Martin Harniks scharfe Hereingabe donnerte Sebastian Heidinger zentral am Fünfmeterraum zum 1:0 unter die Latte, und die Arena stand endgültig Kopf. Fortan stand Anderson im Mittelpunkt des Interesses, jedoch wegen seiner Verteidiger-Qualitäten im Hamburger Schluss-Sturm. Letztlich durfte er sich wie seine Mannschaftskollegen den verdienten Applaus in der Fankurve abholen.