Berlin hat drei Fortuna-Fanklubs
Düsseldorfer, die in der Hauptstadt leben, freuen sich auf das Auswärtsspiel am Donnerstag zu Hause. Wie Lars Pape aus Gerresheim.
Düsseldorf. Am vergangenen Samstag gegen 17.20 Uhr streckte Lars Pape beide Fäuste Richtung Himmel. Als Hertha BSC durch das 3:1 gegen Hoffenheim und die gleichzeitige Niederlage der Kölner doch noch auf den Relegationsplatz kletterte, kam der in Berlin lebende Düsseldorfer seiner Traumpaarung ein großes Stück näher. Einen Tag später war es dann offiziell: Fortuna spielt gegen und vor allem auch in Berlin um den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga.
„Jetzt haben wir nichts mehr zu verlieren. Entweder steigen wir auf, oder wir spielen nächstes Jahr gegen Köln“, lacht der 41-Jährige, der in den kommenden Tagen gleich zwei Heimspiele hat. Denn natürlich bekommt der Regisseur und Schauspieler auch nach 15 Jahren in Berlin noch immer Heimatgefühle, wenn er in Düsseldorf ist. Und dass er für das Hinspiel am Donnerstag nicht hunderte Kilometer im Auto sitzen muss, sondern sich mit der S-Bahn zum Olympiastadion aufmachen kann, passt ihm ins Konzept.
Vor rund zehn Jahren sah das noch anders aus. Fortuna war gerade in die viertklassige Oberliga abgestiegen und spielte ausschließlich in NRW. Nicht mal mehr der Videotext der überregionalen Sender berichtete über den Klub.
Also machten sich Pape und zwei andere Exil-Düsseldorfer Woche für Woche auf den mehr als 550 Kilometer langen Weg, um zum Flinger Broich, nach Bocholt, Bergisch Gladbach oder Freialdenhoven zu fahren. Harte, aber unvergessliche Zeiten für den Gerresheimer.
Erst durch den Aufstieg in die Regionalliga Nord kamen ihm die Rot-Weißen an manchen Spieltagen im wahrsten Sinne des Wortes entgegen. Und je erfolgreicher Fortuna wurde, desto mehr Leute fuhren von Berlin aus mit. Mittlerweile gibt es neben Papes „Alt(e) Freunde Berlin“ von 2000 noch zwei weitere Fortuna-Fanklubs in Berlin: die „Spreeelite“ seit 2007 und die „Havelpralinen“ seit 2008.
Rund 100 Berliner Fortuna-Fans gehören zum harten Kern, der sich über die eigene Facebook-Seite organisiert, regelmäßig zu Stammtischen und Fanturnieren trifft oder eben zu den Spielen fährt. Und das nicht nur nach Cottbus, Rostock oder vor der Haustür bei Union und Hertha. Die Fortunen von der Spree kennen keine Kilometergrenze für ihre Liebe. „90 Prozent sind Exil-Düsseldorfer, aber auch einige Ur-Berliner gehören dazu“, sagt Pape.
Für die, die es nicht ins jeweilige Stadion schaffen, gibt es weitere Angebote. Die Rot-Weißen aus Berlin haben sich in den vergangenen Jahren ihre eigene Fortuna-Welt geschaffen. Das „Alois“ in Prenzlauer Berg und „Der Schweigel“ in Treptow sind ihre Kneipen. Spielt die Elf von Trainer Norbert Meier, fiebern sie dort mit Trikot und Schal vor den Leinwänden und Fernsehern mit.
In Berlin ist das keine Seltenheit. Durch die vielen Zugezogenen gibt es dort für die Fans eines jeden größeren Vereins Stammkneipen. „Im Umkreis von zehn Minuten gibt es zehn Kneipen von anderen Vereinen“, erklärt Pape. Und so gut wie nie Streit.
Und auch die Wirte spielen mit. Für das Rückspiel am kommenden Dienstag lädt das „Alois“ zur Fortuna-Party für all jene geladen, die nicht nach Düsseldorf fahren. Als Bonbon gibt es Altbier vom Fass — mitten in Berlin.