Der Gegner: Unberechenbare Eintracht rechnet sich was aus
Die Braunschweiger sind nach dem Abstieg schwer einzuschätzen — auch taktisch.
Düsseldorf. Wenn einer missratenen Generalprobe eine gelungene Premiere folgt, dann kann Eintracht Braunschweig am Freitag beruhigt in Düsseldorf antreten. Das Team von Trainer Torsten Lieberknecht verlor am vergangenen Freitag gegen den aktuellen Europa-League-Sieger FC Sevilla mit 1:2. Andererseits aber wollte bei den Gelb-Blauen keiner von einem verpatzten Test sprechen. Zumal in Decarli, Henn und Dogan drei Innenverteidiger wegen muskulärer Probleme geschont wurden und die beiden Treffer der Andalusier erst nach etlichen Wechseln Lieberknechts kurz vor Ende fielen. „Wir haben gegen eine Top-Mannschaft eine wirklich gute Leistung gezeigt“, sagte Manager Marc Arnold.
Der 43-Jährige zieht seit sechs Jahren gemeinsam mit Trainer Lieberknecht und Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt die Fäden. Damals hatte sich der Meister von 1967 gerade hauchdünn vor dem Abstieg in die vierte Liga gerettet, nur fünf Jahre später wurde die nicht mal von den kühnsten Optimisten erwartete Rückkehr in die Bundesliga gefeiert. Dass die Eintracht dort nach 28 Jahren Abstinenz nur eine Saison tanzte, kam für die Macher nicht unerwartet. „Wir konnten nach dieser langen Zeit ja schlecht behaupten, dass wir jetzt wieder zu Hause seien. Der Fußball hat sich rasant verändert. Natürlich hatten wir den Abstieg einkalkuliert“, sagt Voigt. Daher blieben sie in Braunschweig ruhig und setzten Ende Februar mit der Verlängerung mit Lieberknecht ein in der Branche seltenes Zeichen.
Die Fans mögen dessen geradlinige Art und Offenheit, der Verein schätzt beim 41-Jährigen besonders die Fähigkeit, sein Team flexibel einstellen zu können. Nur vier Tage vor Saisonstart war sich selbst der „kicker“ nicht sicher, was Lieberknecht taktisch plant. In der Ausgabe vom vergangenen Montag wurde das System mit einem 4-1-4-1 angegeben, in der Zweitliga-Beilage der gleichen Ausgabe jedoch mit einem 3-4-3. „Wir haben in der Vorbereitung viele Dinge ausprobiert“, sagte der Trainer selbst. Die Eintracht will so stets unberechenbar sein.
Was damit am Ende heraus springt, ist aber schwer zu prognostizieren. Zwar blieb nach dem Abstieg der ganz große Umbruch aus, doch kehrten dem Verein in Davari, Bicakcic, Elabdellaoui, Bellarabi und Kumbela fünf Stammkräfte den Rücken.
„Ich bin überzeugt, dass wir die Abgänge gut auffangen werden und eine starke Saison spielen“, sagt Kapitän Dennis Kruppke. Die Fans sind offenbar gleicher Meinung. Bei 16 013 verkauften Dauerkarten stoppte die Eintracht die Abgabe von Saison-Abonnements. Damit sind für jedes Zweitliga-Heimspiel der „Löwen“ im freien Verkauf nur noch 7312 Tickets erhältlich.