Der Gegner: Warum ein Trainer wegen (s)eines Stars geht

VfL Wolfsburg: Auch Magaths „Eigentor“ mit Diego kostet Meister-Trainer den Job.

Düsseldorf. Mit 0:1 lag der VfL Wolfsburg am vergangenen Samstag gegen den SC Freiburg zur Pause zurück. Diego machte sich warm, bereitete sich auf seinen Einsatz vor. Nun würde Felix Magath den brasilianischen Mittelfeldregisseur bringen, um dem völlig planlosen Gekicke der handzahmen „Wölfe“ zumindest einen Hauch von spielerischer Idee einzuflößen. Diego streifte das blaue Leibchen ab, ging zur Bank und bekam von Trainer Magath das Zeichen — sich wieder zu setzen.

Es war vielleicht diese eine Entscheidung, die Felix Magath am Donnerstag den Job gekostet hat. Der 59-Jährige ergab sich lieber in eine wegen der desolaten Leistung seines Teams gänzlich unvermeidbare Niederlage als sich den Forderungen der aufgebrachten Zuschauer zu beugen.

Doch warum reagierte der VW-Konzern als Geldgeber dann nicht schon gleich am Sonntag? Offenbar ist das Fass bei VW-Chef Martin Winterkorn und Aufsichtsratsboss Francisco Javier Garcia Sanz erst übergelaufen, als Magath Diego am Mittwoch nicht zusammen mit dem Team trainieren ließ, sondern ihm ein separates Übungsprogramm verordnete. Das deutete darauf hin, dass der 27-Jährige auch am Samstag in Düsseldorf nicht zur Startelf gehören würde.

122mal stand Diego bislang in der Bundesliga im Kader von Werder Bremen und Wolfsburg, 121mal davon gehörte er zur Startformation. Den mit einer Ablösesumme von 15,5 Millionen Euro teuersten Einkauf der Vereinsgeschichte möchte man in der VW-Zentrale gerne auf dem Spielfeld sehen.

Zumal Diego in einer völlig verunsicherten Mannschaft ohne erkennbares System der Einzige ist, der auf eine Zukunft des VfL in der Bundesliga hoffen lässt. Schließlich war Diego an großen Erfolgen seiner Klubs maßgeblich beteiligt. Werder Bremen führte er 2009 zum DFB-Pokal-Sieg sowie zur Finalteilnahme im Uefa-Cup, mit dem FC Porto holte er 2004 den Weltpokal und erst im vergangenen Frühjahr vollendete Radamel Falcao seine genialen Pässe bei Atletico Madrid derart oft zu Toren, dass am Ende der Gewinn der Europa League stand.

Nur mit Felix Magath wurde er nie warm. Als der ihn im Mai 2011 für das entscheidende Spiel um den Klassenerhalt gegen Hoffenheim aus dem Kader gestrichen hatte, verließ Diego angefressen das Teamhotel. Es folgte seine Ausleihe zu Atletico, das ihn gerne behalten hätte, aber nicht bezahlen konnte. Auch andere Klubs schreckte Magaths Ablöseforderung, so dass Diego wieder in Wolfsburg landete. Beim VfL wollte ihn der Trainer nun offenbar zum Sündenbock für den Fehlstart machen. Dieser Schuss aber ging nach hinten los.