Der Wechselkrimi um Bokila

Neben dem Spiel gegen 1860 München beschäftigt die Fortuna in diesen Tagen das Vertrags-Wirrwarr um den Wunsch-Stürmer.

Düsseldorf. Jeremy Bokila ist ein Stürmer, ein gut bezahlter Fußballprofi. Und doch kann der 24-Jährige einem fast leid tun. Von Haifa in Israel über St. Étienne in Frankreich und Bolton in England bis zur Fortuna. Überall kickte er mit, wurde von seinen Beratern angeboten, stand mehrfach kurz vor einer Vertragsunterschrift. Aber angekommen ist er nirgends.

Auch bei Fortuna nicht, obwohl Trainer Mike Büskens und Sportvorstand Wolf Werner das gerne hätten. Werner würde sogar etwa 1,5 Millionen Euro dafür in die Hand nehmen, so viel hat der Verein noch nie für einen Spieler bezahlt.

Doch Fortunas Manager weiß aktuell nicht, wem er das Geld überweisen sollte. Das Fortuna-Kapitel in der wirren Odyssee des Jeremy Bokila beginnt am Dienstag. Am Morgen trainiert der Mann mit niederländischem Pass und kongolesischen Wurzeln erstmals mit der Mannschaft. Wolf Werner trifft sich mit Bokilas Berater. Alles klingt „sehr vernünftig“. Werner fährt am Abend noch nach Anderlecht.

„Ich habe mich mit dem Präsidenten des SV Zulte-Waregem getroffen.“ Der belgische Club hatte Bokila in der vergangenen Saison an Petrolul Ploiesti für 350 000 Euro ausgeliehen. Die Rumänen behaupten nun, sie hätten eine Kaufoption gezogen, sich die rechte an Bokila gesichert. „Waregems Präsident sagte mir, es gebe eine Transfervereinbarung und einen Vertrag, der aber nicht rechtsgültig sei“, erzählt Werner.

Dem 71-Jährigen kommt das Ganze komisch vor. „Ich habe deswegen kein Angebot gemacht. Die Sache liegt jetzt bei unserem Anwalt.“ Der soll nun klären, wem der Stürmer gehört. — Zulte-Waregem oder Petrolul. Der rumänische Club, den Bokila zum Pokalsieg schoss, behauptet der Angreifer habe sich unerlaubt entfernt. Die Vereinschefs haben die Fifa eingeschaltet.

Die hat nun auch ein Schreiben an die Fortuna geschickt. „Darin wird der Spieler aufgefordert, sich zu erklären“, sagt Werner. Zudem habe Petrolul die angeblich gültigen Kaufverträge geschickt. Werner: „Auch die schaut sich unser Anwalt jetzt an.“

Heute will Wolf Werner mit dem Stürmer sprechen „Ich werde ihm sagen, dass er die Angelegenheit klären muss“, sagte Werner am Donnerstag.

Denn bis heraus ist, wem der Stürmer gehört, können noch Tage vergehen. Zeit, die die Fortuna auf der Suche nach einem neuen Knipser nicht vergeuden will. „Unser Chefscout Marc Ulshöfer und ich werden weiter unterwegs sein und uns umschauen“, so Werner.

Sollte sich bei Bokila herausstellen, dass die Verträge mit Petrolul gelten, wird Fortuna sich aus dem Geschacher um den 1,87-Meter-Mann zurückziehen.

Diese Transfergeschichte ist selbst für Wolf Werner außergewöhnlich. Der seit 1979 im Profifußball aktive Manager vermutet, dass Bokila ein Getriebener seiner Berater und der beiden Clubs ist: „Zu viele wollen ein Geschäft mit ihm machen. Das erinnert an Menschenhandel.“

Am Donnerstag trainierte Bokila wieder mit. Er würde gerne bleiben, hat in Charlison Benschop auch einen alten Bekannten aus der niederländischen Eredivisie gefunden. Er würde gerne ankommen. Einfach nur Fußball spielen.