Fortuna braucht einen Chef: Führungsfigur gesucht

Die Fortuna braucht auf dem Platz einen Chef, damit die Mannschaft nicht in ihre Einzelteile zerfällt.

Düsseldorf. Die Mannschaft von Fortuna Düsseldorf hat in den vergangenen Jahren immer vom besonderen Teamgeist gelebt. Der Zusammenhalt unter den Spielern half, manch individuelle Schwäche zu kaschieren. Aber auch eine gesunde Hierarchie war gegeben. Spieler wie Sascha Rösler und Jens Langeneke gaben auf dem Platz den Ton an, Kapitän Andreas Lambertz war und ist kämpferisches Vorbild.

Was vor allem in den vergangenen Wochen des Misserfolgs ins Auge stach, ist die Führungslosigkeit, die augenblicklich in der Mannschaft herrscht. Da ist niemand, der die anderen aufputscht und mitreißt.

Es scheint so, als hätten die Spieler nach einem Rückstand oder einer Phase mit Nackenschlägen wie beim 0:3 in Hoffenheim zu viel mit sich selbst zu tun. Jeder kämpft zwar für sich und die Mannschaft, aber jemand, an dem sich vor allem auch die jüngeren Spieler aufrichten können, fehlt derzeit auf dem Platz.

Aber wer könnte Zeichen setzen, auf die die anderen reagieren? Die routinierten und erfahrenen Defensivspieler Stelios Malezas und Martin Latka wären dazu sicherlich in der Lage und tun das auch in Ansätzen.

Aber die Sprachbarriere steht einer völligen Akzeptanz durch die Mitspieler im Wege. Leon Balogun ist zu jung, Johannes van den Bergh ist, ähnlich wie die eher zurückhaltenden Robert Tesche und Oliver Fink nicht der Typ für eine Standpauke oder einer, der Anweisungen gibt.

Das gilt ähnlich auch für Mathis Bolly und Robbie Kruse, wo ebenfalls die mangelnden Sprachkenntnisse Grenzen setzen. Dani Schahin und Stefan Reisinger sind derzeit keine Stammspieler.

Andreas Lambertz ist wie beschrieben ein Kämpfer, aber als uneingeschränkter Chef auf dem Platz wohl überfordert. Jedenfalls lebt er diese Rolle während der Spiele nicht. Da kommt schon eher Axel Bellinghausen ins Spiel, der nach der Pleite in Hoffenheim stellvertretend für die Kollegen ankündigte, dass die Mannschaft gegen Werder Bremen ihr wahres Gesicht zeigen werde.

Zwar wurde in den beiden Spielen deutlich, in denen er gefehlt hat, wie wichtig Adam Bodzek ist, aber auch er ist nicht der Führungstyp.

Ob Norbert Meier aus diesem Grund Jens Langeneke in die Mannschaft holt, darf ebenso bezweifelt werden, wie ein Comeback von Andrey Voronin, der eigentlich von Beginn an die Rolle des Leitwolfs im unerfahrenen Team des Bundesliga-Aufsteigers übernehmen sollte.

Auch wenn er jetzt seinen Trainingsrückstand aufholen und verletzungsfrei auflaufen könnte, bräuchte er Zeit, um überhaupt in einer Führungsrolle akzeptiert zu werden. Mit diesem Problem hätte Jens Langeneke nicht zu kämpfen.

Denn ihm kauft man mit seinem Selbstvertrauen ab, dass er weiß, wie man in Krisensituationen umgeht. Fortuna braucht jetzt einen starken Mann nicht nur neben, sondern auch auf dem Platz.