Gisdol-Premiere in Hoffenheim - Meier: Sechs-Punkte-Spiel
Frankfurt/Main (dpa) - Wenn nicht jetzt, wann dann? Nach dem dritten Trainerwechsel in dieser Saison und dem Rauswurf von Manager Andreas Müller gibt es für die TSG 1899 Hoffenheim keine Alibis und Ausreden mehr:
Gegen Fortuna Düsselorf zählt für den Tabellenvorletzten im Freitagsspiel der Bundesliga nur ein Sieg. Markus Gisdol hält sich vor seiner Premiere als Chefcoach im Fußball-Oberhaus aber merklich zurück. „Ich möchte einfach nicht eine dicke Lippe riskieren. Ich habe am Anfang gesagt, es tut uns ganz gut, mal wieder bescheidener aufzutreten in Hoffenheim“, erklärte der 43-jährige Blondschopf.
Bei einem Sieg gegen die Fortuna und einer Niederlage des FC Augsburg am Samstag bei Borussia Dortmund könnte die TSG bis auf einen Punkt an die Augsburger und den Relegationsplatz herankommen - und die Düsseldorfer doch noch in die Bredouille bringen. „Ein Abstiegsendspiel ist es für mich nicht - definitiv nicht“, sagte Gisdol, der am Dienstag nach der überraschenden Doppel-Entlassung von Müller und Trainer Marco Kurz das Kommando übernommen hat. Keinem der fünf Hoffenheimer Trainer nach Ralf Rangnicks Abgang am Neujahrstag 2011 ist ein Sieg zum Einstand gelungen. Rangnick hatte Gisdol diese Woche übrigens eine Glückwunsch-SMS geschickt, wie dieser lächelnd erzählte.
Die erste Partie unter Gisdol, dem früheren Assistenten von Rangnick und Huub Stevens bei Schalke 04 und Ex-Trainer von Hoffenheim II, soll ein Neubeginn bei den krisengebeutelten und schlagzeilenträchtigen Kraichgauern sein - wohl nicht jedoch für Tim Wiese. Dem Ex-Nationaltorwart droht auch unter Gisdol ein Tribünenplatz in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena, selbst wenn der neue Trainer am Donnerstag sagte: „Es ist so, dass ich jetzt nicht so viel dazu sagen möchte. Ich möchte heute mit Tim in Ruhe sprechen.“ Gisdol hatte schon zuvor die „sehr guten Leistungen“ von Heurelho Gomes gelobt und gesagt: „Es gibt wenig Veranlassung, eine neue Baustelle aufzumachen.“ So dürfte der Ersatz des brasilianischen Stammkeepers weiterhin der 20 Jahre alte Koen Casteels sein.
Gisdol will seine Ideen und Spielphilosophie zunächst „dosiert einbringen“, grundsätzlich sei es eine „unglaubliche schwierige Aufgabe“. Das habe er auch Mäzen Dietmar Hopp am Telefon gesagt. Seine Vorstellungen sind aber schon „relativ weit gereift“. Der Chefcoach hat viele Einzelgespräche geführt; „es ist mir aber nicht gelungen durch den ganzen Kader durchzukommen in der kurzen Zeit“. Die Spieler würden ganz genau spüren, auf was es ankommt.
Beheben muss der gebürtige Geislinger vor allem die Probleme im Angriff: „Ich hoffe, dass ich das Offensivpotenzial wecken kann.“ Hier könnte Sven Schipplock eine neue Chance erhalten, nachdem Eren Derdiyok ausfällt und Joselu zuletzt enttäuschte.
Nach fünf Spielen ohne Sieg und der deutlichen 1:4-Niederlage gegen Bayer Leverkusen wird auch der Druck für Aufsteiger Düsseldorf größer. Von den neun Zählern Vorsprung auf Rang 16 nach der Hinrunde sind nur noch fünf übrig. Dass nun zum zweiten Mal ein Gegner unmittelbar vor der Partie gegen Düsseldorf den Trainer wechselt, ist Trainer Norbert Meier relativ egal. Zwar gab es in der Hinrunde damals gegen den VfL Wolfsburg eine deftige 1:4-Niederlage, doch sei dies nicht vergleichbar.
„Der Trainerwechsel in Hoffenheim hat uns nicht großartig zu interessieren. Sicherlich wird der neue Mann einige Dinge ändern, aber darauf haben wir nicht den geringsten Einfluss“, meinte Meier. Allerdings weiß der 54-Jährige: „Obwohl nur drei Punkte vergeben werden, ist das ein Sechs-Punkte-Spiel, denn wir spielen gegen einen unmittelbaren Konkurrenten. Falls Hoffenheim nicht gewinnt, wird es für sie höchste Eisenbahn.“ Verzichten muss Meier auf Abräumer Adan Bodzek.