„Ein Abend für die Geschichtsbücher“ Dafür dankt Kastenmeier seinen Kollegen und den Fortuna-Fans
Düsseldorf · Der einst umstrittene Torhüter ist längst zu einem äußerst sicheren Rückhalt und zur absoluten Führungsfigur gereift. Nach dem 4:3 gegen Kaiserslautern zieht er als Interimskapitän des Teams eine umfassende Bilanz des Abends. Wen Kastenmeier besonders lobt. Was er sich wünscht.
Viel war von seiner Stimme nicht übrig geblieben, als Florian Kastenmeier nach dem mitreißenden 4:3-Sieg über den 1. FC Kaiserslautern in der Interviewzone der Arena eintraf. Schon während des Spiels hatte Fortunas Torwart und Interimskapitän akustisch alles geben müssen, um sich mit seinen Kommandos an die Mitspieler gegen die imposante Geräuschkulisse der 52 000 Zuschauer durchzusetzen. Und dann gab es ja auch noch die Feierstunde mit den Fans hinterher – und die hatte „Kaste“ auch nicht gerade schweigend absolviert.
Doch auch wenn seine Stimme manchmal ein wenig wegkippte, inhaltlich hatte der 26-Jährige so einiges zu sagen. „Ich bin sehr, sehr stolz auf die Mannschaft“, betonte er, „was sie hier abgerissen hat. Auf jeder Position, das ist einfach unfassbar. Auch die Einwechselspieler: Jona Niemiec, der nochmal Gas gegeben hat, Isak Johannesson – ich könnte jeden hervorheben heute.“ Und obwohl der Abpfiff zu diesem Zeitpunkt erst ein paar Minuten vorbei war, war sich Kastenmeier der möglichen Bedeutung des Augenblicks voll bewusst. „Ich glaube, dieses Spiel geht in die Geschichte ein“, meinte er. „Nicht nur, weil wir alle Zuschauer umsonst drin hatten, sondern weil wir nach einem 0:3 so zurückgekommen sind. Das ist einfach überragend, und das ist nicht selbstverständlich für eine so junge Truppe. Das ist ein Abend für die Geschichtsbücher.“ Die Mannschaft sei nach der Pause wieder herausgekommen und habe „die Fans mitgenommen; da auch noch mal ein Lob an alle, dass wirklich alle gekommen sind, die Bude vollgemacht und ein geiles Gefühl auf den Platz übertragen haben“.
Ein Sonderlob des Keepers ging an den Doppel-Torschützen Ao Tanaka. „Ao gibt uns sehr viel im Spiel mit dem Ball und auch gegen den Ball. Das geht leider manchmal ein bisschen unter“, erklärte der gebürtige Regensburger. „Er hat viele sehr gute Balleroberungen, und dass er jetzt diese Tore gemacht hat, freut mich extrem für ihn. Heute war er der Rote Samurai.“ Womit der Keeper auf den Spitznamen der japanischen Nationalmannschaft, Samurai Blue, anspielte, in der Tanaka seit Monaten immer wieder starke Vorstellungen abliefert.
Eine Sache galt es allerdings noch zu klären: Wie hatte es der Torhüter nur geschafft, nach Tanakas 4:3 gefühlt innerhalb eines Wimpernschlags aus dem eigenen Gehäuse zum gegnerischen Tor hinein in die Düsseldorfer Jubeltraube zu stürmen? „Das war mein schnellster Sprint, seitdem ich irgendwann mal Torhüter geworden bin“, sagte er lachend. „Wir haben ja unsere Sensoren am Körper, da lasse ich mir die Geschwindigkeit mal geben. Und ich bin unverletzt geblieben dabei, obwohl ich fast über diese Schaumstoffbande gestolpert und in ,Zimbo‘ reingefallen wäre; das wär’s noch gewesen. Es war einfach ein Gefühl, dass sich über die Spielzeit aufgebaut hatte, das musste raus.“
Unterm Strich ein Erlebnis, das bei Kastenmeier Lust auf mehr machte. „Wenn man so in das Stadion reinkommt und die Hütte ist voll, das ist schon erstligareif. Und die Fans haben das Ganze dann auch erstligareif gemacht. Gerne nochmal.“ Klingt nach einem Plan.