Knoten endlich geplatzt Fortuna-Angreifer Kownacki verrät nach Sieg in Berlin sein Tor-Geheimnis
Berlin/Düsseldorf · Mehr als ein Jahr lang musste Stürmer Dawid Kownacki auf einen Treffer waten.
Als der Ball im Netz zappelte, führte der erste Weg zur Fankurve. Elegant hüpfte Dawid Kownacki über die Werbebande rechts hinter dem Tor, überquerte die blaue Laufbahn des Olympiastadions und baute sich mit geballten Fäusten sowie wild brüllend vor den 3000 nach Berlin mitgereisten Anhängern auf. Der Angreifer von Fortuna hatte mit seinem Führungstreffer nicht nur den Grundstein für den 2:0-Sieg bei Hertha BSC gelegt, sondern auch seinen ersten Treffer seit deutlich mehr als einem Jahr erzielt.
„Das war schon emotional für mich“, sagte Kownacki und ergänzte: „Ich habe mir schon vorher gesagt, dass ich direkt zu unseren Fans rennen würde, wenn ich treffen sollte. Es war einer der besten Momente in meiner jüngeren Karriere, und vor allem einer, der für immer in meinem Kopf bleiben wird.“ Dabei wusste der polnische Angreifer hinterher nicht einmal, wie er das Tor überhaupt erzielt hatte. „Ich habe den Ball gar nicht gesehen“, erzählte der 27-Jährige. „Es war am Ende eine Instinktsache.“
Und darüber hinaus ein kleines Kunstwerk, denn es mutete schon sehr sehenswert an, wie er dem Freistoß von Isak Johannesson mit einem Grätschsprung seine Krone aufsetzte. Allerdings war der Treffer nicht nur eine Instinktsache, sondern auch das Resultat neuen Selbstvertrauens. „Ich habe mehr als ein Jahr lang nicht getroffen, aber in Bremen auch wenig gespielt, deshalb hatte ich nicht so oft die Gelegenheit, überhaupt Tore schießen zu können. Bei Fortuna habe ich mein Selbstvertrauen wiedergefunden“, erläuterte Kownacki.
Ganz gleich, dass er in Ulm (2:1) und gegen Hannover (1:0) noch erstklassige Chancen vergeben hatte. „Ich bin ruhig geblieben, das ist das wichtigste für einen Stürmer“, sagte der Angreifer. „Man darf nicht nervös werden. Ich weiß, dass die Erwartungen hoch sind. Aber manchmal glaube ich sogar, dass meine eigenen Erwartungen größer sind als die von den Fans und den Leuten um mich herum.“ Trainer Daniel Thioune war sich sicher: „Das war für ihn ein absoluter Brustlöser. Man sieht, was Dawid für einen Wert für uns haben kann. Und er wird noch besser, als er gerade ist.“
Einmal im Fluss, wand der Coach seinem Schützling, der das zweite Tor vorbereitet hatte, einen noch größeren Kranz. „Bei seinem Treffer hat man die Qualität von Dawid gesehen“, betonte Thioune. „Den schießt nicht jeder mit solch einem Karate-Sprung oben in den Knick rein. Dieses Tor hat ihm unheimlich viel gegeben. Danach wollte er vorne alleine anrennen, das war wie eine Ein-Mann-Armee. Das stresst den Gegner.“ Und es hatte einen gewaltigen Anteil daran, dass Fortuna die Tabellenführung verteidigte.
Thioune freute sich mindestens genauso über den geplatzten Torknoten des 27-Jährigen. „Wir müssen jetzt nicht mehr Tage, Wochen und Monate zählen“, sagte der Coach. „Wir haben alle gesehen, wie gelöst Dawid nach dem 1:0 war und wie freudig er in unserer Kurve empfangen wurde. Ich glaube schon, dass der Fan unterscheidet: Wie viele Tore schießt er und was tut er für die Mannschaft?“ Die Antwort lieferte Thioune gleich hinterher: „Dawid hat viel getan, wie in den Wochen davor auch.“
Das Bad in der frenetischen Fanmenge, der Jubelschrei, die ausgebreiteten Arme – all das war deshalb mehr als verdient.