Skepsis und Kritik wegen „Fortuna für alle“ „Ticket-Revolution“ sorgt weiterhin für viele Fragen
Düsseldorf · Bei einem Treffen zwischen Vorstand und Anhängern wurde über das Gratisticket-Projekt diskutiert.
(td) Jene Tage, an denen die deutsche, europäische und in Teilen auch interkontinentale Fußballöffentlichkeit gespannt und anerkennend nach Düsseldorf geschaut hat, liegen mittlerweile schon ein wenig zurück. Knapp dreieinhalb Wochen ist es her, dass Fortuna im großen Rampenlicht ihre Vision, Zuschauern auf lange Sicht kostenlosen Eintritt zu den eigenen Heimspielen zu ermöglichen, vorgestellt und damit begonnen hat, an einem großen Rad zu drehen. Nicht ohne Grund bekamen die Pläne noch am selben Tag das Etikett mit der Aufschrift „Ticket-Revolution“ verpasst; Vorstandschef Alexander Jobst war plötzlich sogar ein gefragter Interviewpartner von US-amerikanischen Medien.
Allerdings quittierte vor allem ein Teil der eigenen Anhängerschaft das Vorhaben von Beginn an nicht mit uneingeschränktem Applaus, aus durchaus validen Gründen. Denn einige entscheidende Fragen hatte der Klub während der Präsentation des Projekts, das den Namen „Fortuna für alle“ trägt, offengelassen.
Zum Beispiel, ob die Zuschauer die Gratis-Heimspiele mit ihren Daten bezahlen – und welche Gegenleistung die neu gewonnenen Sponsoren eigentlich erhalten. Um die Skepsis einzudämmen und offene Fragen zu beantworten, haben sich Vorstandschef Jobst und Finanzvorstand Arnd Hovemann am Montagabend mit Vertretern der organisierten Fanszene in der „Bar95“ am Flinger Broich getroffen.
Ingo Becher vom Arbeitskreis Fanarbeit hieß den Austausch gut: „Auch wenn wir uns das gestrige Gespräch bereits einige Wochen eher gewünscht hätten, konnten in einem kritischen, aber jederzeit sachlichen Austausch viele der aufgekommenen Fragen beantwortet werden“, sagte er. „Da die Umsetzung des Projekts einiges an Spielraum bietet, erwarten wir in den nächsten Wochen einen intensiven Dialog zwischen Verein und der organisierten Fanszene. Wir werden den neu eingeschlagenen Weg kritisch, aber gerne auch konstruktiv begleiten.“
Im Folgenden die wichtigsten der am Montagabend besprochenen Fragen – samt der Antworten des Düsseldorfer Vereins.
Ist „Fortuna für alle“ der letzte Schritt der Kommerzialisierung und geht es nur darum, das Stadion zu füllen, um das Produkt Fußball besser vermarkten zu können?
„Natürlich geht es uns auch um ein volleres Stadion. Jeder, der schonmal einen Heimsieg vor ausverkauftem Haus erlebt hat, wird dem zustimmen. Deshalb senken wir die Hürden, um ins Stadion zu kommen, um das Erlebnis möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen. ,Fortuna für alle’ ist aber mehr als freier Eintritt: Die neuen Sponsoring-Gelder fließen nicht nur in den Profikader, sondern in die Breite des Vereins und der Stadt“, teilt der Klub mit.
„Klar ist aber auch: Wir machen weiterhin Fußball-Business. Anders geht es im Profifußball nicht. Aber eben made in Düsseldorf. Damit mehr Menschen profitieren. Wir glauben, dass wir mit allen Eckpfeilern von ,Fortuna für alle’ Sponsoren ansprechen, die sonst niemals den Hörer abgenommen hätten, wenn Fortuna anruft.“
Ist der Eintritt zwar umsonst, aber zahlen die Fans mit ihren Daten?
„Alle Daten bleiben in den Händen von Fortuna. Auch heute schon muss man sich registrieren, um ein Ticket online zu erwerben“, heißt es. „Hier ändert sich also nicht viel. Wir werden im Rahmen von ,Fortuna für alle’ aber auch unsere digitale Infrastruktur ausbauen. Das betrifft beispielsweise unsere neue Plattform, über die das Ticketing laufen wird, aber auch neue Formen der Partizipation. Dafür haben wir starke Partner. All das machen wir nach höchsten europäischen Datenschutzstandards.“
Warum sollten Sponsoren bei „Fortuna für alle“ mitmachen, wenn sie keine Gegenleistungen bekommen, die über das normale Maß eines Sponsorings hinausgehen?
„Fortuna für alle“ umfasse gewöhnliche Sponsoringverträge, aber für ein außergewöhnliches Konzept, teilt der Verein mit: „Sponsoren machen nicht nur mit, um die Sichtbarkeit des Profifußballs für ihre Marke zu nutzen, sondern eben auch, weil sie an die Idee hinter ,Fortuna für alle’ glauben, den Fußball mehr Menschen zu öffnen, sodass mehr Menschen profitieren. Keiner der Sponsorenverträge wäre zustande gekommen, wenn wir einfach nur eine Bande oder das Trikot angeboten hätten. Allen Sponsoren geht es auch um den gesellschaftlichen Aspekt von ,Fortuna für alle’.“
Ist „Fortuna für alle“ eine Entmündigung der Fans, da der Verein jetzt unabhängig von Zuschauerzahlen agieren kann und keine Rücksicht mehr auf Faninteressen nehmen muss?
Ein zentrales Versprechen von laute, betont der Klub: „Wir bleiben ein eingetragener Verein. Das zweite Versprechen lautet: Wir werden deutlich mehr Raum für Partizipation schaffen und alle Fans einladen, sich stärker mit einzubringen. Das ist ein zentrales Thema für uns.“
Wie kann eine so weitreichende Entscheidung ohne Einbeziehung der Mitglieder getroffen werden?
„Wir haben im Vorstand und mit dem Team von Fortuna Düsseldorf eine neue strategische Ausrichtung erarbeitet“, teilt der Verein mit. „Das ist unser Job.“ Man habe unzählige Gespräche geführt und nun einen Weg vorgestellt, aber klar gemacht: „Das ist eine Reise. Den genauen Weg werden wir nun mit Mitgliedern und Fans erarbeiten.“