Wintertransferperiode Fortuna fehlt Tempo im Spiel

Düsseldorf · Es fehlt aber das Geld, um in der Wintertransferperiode schnellere Spieler verpflichten zu können.

Michal Karbownik (r., mit Dawid Kownacki) ist schnellster Fortune.  

Foto: Frederic Scheidemann

Das erste Zweitligaspiel steht erst am 27. Januar gegen den 1. FC Magdeburg an. Noch viel Zeit also, an der Verbesserung des Kaders zu arbeiten – in zwei Wochen wieder im Training, aber auch in der dann beginnenden Wintertransferperiode. Große Sprünge sind aufgrund der wirtschaftlichen Situation der Düsseldorfer nicht drin, aber einige Problemsektoren der Hinrunde sollten die Verantwortlichen schon in den Fokus nehmen. Einer davon heißt Geschwindigkeit oder besser: Fortunas Defizit in dieser Sache. „Schnelligkeit ist ein elementarer Faktor“, sagt auch Trainer Daniel Thioune. „Das haben wir alle gesehen, schon in meinem ersten Spiel hier. So ein Tor wie Khaled Narey gegen Schalke – das schießt man nur, wenn man schneller ist als jemand anders. Sonst hätte Marcin Kaminski, der da ein Tempodefizit hatte, ihm den Ball abgenommen. Wir haben mit Khaled Schnelligkeit verloren, wir haben mit viel Phantasie Kwadwo Baah verpflichtet. Der hat ähnliche Tempovorteile, aber er hat es noch nicht geschafft, das Individuelle in den Mannschaftskontext einzubinden, dass wir unsere Qualität mit und gegen den Ball erhöhen.“

Nur ein Fortune ist unter den
60 schnellsten Spielern der Liga

Zumindest kurzfristig wird das der Leihgabe des FC Watford auch nicht gelingen; so viel Realismus muss einfach sein. „Es ist natürlich auffällig, dass wir nicht mehr diese Tempospieler haben“, ergänzt Thioune. „Michal Karbownik haben wir dann auch versucht, also bei vier Zugängen zweimal Geschwindigkeit dazugeholt, und Michal ist auffallend. Im Ligavergleich ist allerdings auch auffallend, dass unter den ersten 60 in der Tempo-Rangliste nur ein Fortuna-Spieler ist, und der irgendwo in den Reihen der Fünfziger.“

In der Tat: Die offizielle Statistik der Deutschen Fußball-Liga in der Kategorie „Top Speed“ weist Karbownik mit 34,17 km/h auf Platz 59 aus, dicht gefolgt von Marcel Sobottka mit 34,10 km/h auf Rang 64. Zum Vergleich: Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern hat drei Profis in den Top 20.

Nun sagen nackte Zahlen natürlich nicht immer alles aus, wie man am Beispiel Karbowniks sieht: Der 21-Jährige wirkt bei seinen Antritten sicher nicht so, als gäbe es 58 noch schnellere Kollegen in der Liga. Dennoch stellt Thioune fest: „Wir haben sicher nicht die Höchstgeschwindigkeit im Kader, wie sie zum Beispiel der Hamburger SV hat. Und der hat damit eine Waffe mehr in der Breite.“

Gibt es also den Wunsch des Cheftrainers an die Transfer-Verantwortlichen Klaus Allofs und Christian Weber, Fortunas Waffenarsenal durch einen Winterzugang zu verstärken? „Das ist immer so etwas, was man sich wünscht – es ist halt der Gedanke, dass dieser Kader nicht so über die Geschwindigkeit verfügt“, sagt Thioune dazu, relativiert aber auch gleich wieder: „Vielleicht muss er dann auf anderen Wegen die Qualität hineinbringen. Fußballerisch haben wir uns schon weiterentwickelt und so, auch wenn uns Geschwindigkeit fehlt, viele Tore aus Umschaltmomenten heraus erzielt.“

Der 48-Jährige hat in seinen zehn Monaten in Düsseldorf bereits gelernt, dass sich bei Fortuna nicht jeder Wunsch auch finanziell verwirklichen lässt. Und so weiß er, dass er seinem vorhandenen Personal besser den Rücken stärkt. „Das ist auch ein Teil der Wahrheit: Geschwindigkeit resultiert auch aus dem Faktor, ob ich etwas kognitiv schnell wahrnehme und handlungsschnell bin“, erklärt Thioune. „Da habe ich auch ein paar Jungs, die vielleicht nicht in der Tempo-Rangliste ganz oben stehen, aber wie zum Beispiel Shinta Appelkamp viele Bewegungen vom Kopf her mit dem ersten Kontakt auflösen. Dann brauche ich in den Räumen die Geschwindigkeit nicht mehr ganz so sehr.“