Innenverteidiger zurück in Düsseldorf Warum Fortuna-Talent Siebert „niemand auf dem Zettel“ hat
Düsseldorf · Die Leihe nach Köln hat Jamil Siebert gut getan. Mit neuem Selbstbewusstsein ist er nun zu Fortuna zurückgekehrt und wartet geduldig auf seine Chance. Denn die wird kommen.
Als Jamil Siebert vor anderthalb Jahren den Entschluss gefasst hat, sich an den Drittligisten Viktoria Köln ausleihen zu lassen, ist er sich im Klaren darüber gewesen, dass dieser Schritt nicht unkommentiert bleiben würde. Schließlich spielt der Innenverteidiger nicht nur seit seiner Kindheit für Fortuna, sondern stammt auch gebürtig aus Düsseldorf. Unter diesen Voraussetzungen, wenn auch nur auf Zeit, in die „verbotene Stadt“ zu wechseln, ruft eben entsprechende Reaktionen hervor.
„Da kamen schon die einen oder anderen Sprüche, aber eher, um mich hochzunehmen. Da war nichts Ernstes dabei“, erzählt Siebert, der seit knapp anderthalb Wochen wieder zurück bei Fortuna ist. „Und natürlich gab es auch mal ein paar Whatsapp-Nachrichten, aber das war alles Humor.“ Gut so, denn sein Plan mit der Zwischenstation in Köln scheint sich, sofern man das jetzt schon beurteilen kann, in einem Punkt auf jeden Fall ausgezahlt zu haben: der persönlichen Entwicklung.
Siebert, inzwischen 21 Jahre alt, wirkt deutlich erwachsener, deutlich reflektierter als vor seinem vorübergehenden Abgang. „Ich habe ein paar Schritte nach vorne gemacht“, sagt er selbst. „Die Leihe war die richtige Entscheidung.“ Auch deshalb, weil Viktoria-Trainer Olaf Janßen große Stücke auf den Innenverteidiger gehalten und ihm von Anfang an sein Vertrauen geschenkt hat. „Das Selbstbewusstsein spielt eine große Rolle“, erzählt Siebert. „Wenn ein Trainer auf dich setzt und du deine Spiele machst, ist das für dich als Fußballer das Wichtigste überhaupt. Ich hatte in Köln ein ganz anderes Standing.“
Insgesamt 50 Pflichtspiele hat der Jungspund in den anderthalb Jahren für die Viktoria absolviert, dabei drei Tore erzielt, eins vorbereitet – und viel gelernt. „Zum Beispiel, auf dem Platz einfach ich selbst zu sein“, sagt er. „Ich bin als Person und Fußballer viel selbstbewusster geworden.“ Doch nicht nur das: Er hat als Person und Fußballer sogar ein Pflichtspiel gegen den FC Bayern München absolviert. Zu Beginn der vergangenen Saison in der ersten DFB-Pokal-Hauptrunde.
Für Siebert war das etwas sehr Besonderes, ganz gleich, dass die Partie mit 0:5 verloren ging. „In meinem Alter gegen solche Spieler anzutreten, war toll“, erzählt er. „Man hat den Unterschied natürlich gemerkt. Von Null auf Hundert haben die auf einmal Gas gegeben, da hast du keine Chance mehr.“
Doch selbst von dieser unangenehmen Erfahrung kann Siebert bei Fortuna profitieren. In der ersten Trainingswoche hat der Jungspund direkt einen guten Eindruck hinterlassen und wird kommende Saison vermutlich auf seine Spielzeit kommen. Gerade wenn er geduldig bleibt. Chefcoach Daniel Thioune habe ihn „fest eingeplant, er will mich aufbauen, hat er gesagt, und mich nicht nochmal ausleihen lassen, sondern hier haben“, berichtet der Innenverteidiger. „Ich soll das Beste draus machen.“
Dass Andre Hoffmann und Jordy de Wijs sowie Tim Oberdorf, je nach Verlauf von dessen Pfeifferschem Drüsenfieber, in der internen Rangordnung – den Abgang von Christoph Klarer einkalkuliert (siehe nebenstehenden Artikel) – zunächst vor ihm stehen, stört Siebert nicht. „Wir haben eine super Innenverteidiger-Gruppe, ich kann von allen Jungs lernen“, sagt er. „Ich bin lieber der Unscheinbare, der da ist, wenn er es soll und gebraucht wird. Niemand hat mich gerade auf dem Zettel, deswegen passt das ganz gut.“ Nach und nach will er die nächsten Schritte gehen. Wie schon in Köln, der „verbotenen Stadt“.