Wie ein Zugang im Trainingslager So überzeugt Siebert alle bei Fortuna
Bad Leonfelden · Jamil Siebert gilt als großes Abwehrtalent. Doch im ersten Anlauf konnte er sich bei Fortuna nicht durchsetzen. Eineinhalb Jahre sammelte er eine Klasse tiefer Spielpraxis. Diesmal sieht die Ausgangssituation anders aus.
Vor einem steht ein smarter Typ. 1,80 Meter, glitzernde Kette um den Hals, bullige Statur. Es ist kurz nach Spielschluss in Bad Wimsbach. Fortuna hat das Testspiel gegen den tschechischen Vertreter FC Slovan Liberec 2:1 gewonnen. Ein gute Momentaufnahme im österreichischen Trainingslager, schließlich handelt es sich bei dem Kontrahenten nicht um Laufkundschaft, sondern einen Erstligisten.
Jamil Siebert kommt zur Medienrunde mit einem breiten Grinsen. „War gut, ne?“, sagt er und grinst, als würde es kein Morgen geben. War gut, ziemlich sogar. Siebert bestätigt, was man sich von ihm erhofft hat. Er ist körperlich, mental und spieltaktisch mindestens einen Schritt noch vorne gegangen.
Er wirkt deutlich fokussierter als noch zu der Zeit, als Ex-Trainer Christian Preußer immer wieder ein lang gezogenes „Dschaaaaaamieeeel“ über den Platz gerufen hat, um seinen Schützling wieder an den Trainingsbetrieb und dessen Regeln zu erinnern. Auch jetzt ist er oft schelmisch unterwegs, aber er kann besser umschalten. Ein Profi eben.
Siebert besticht mit
seiner körperlichen Präsenz
Nach eineinhalb Jahren ist Siebert wieder zurück in Düsseldorf. Er war an Viktoria Köln ausgeliehen, einem ambitionierten Drittligisten, nur wenige Minuten von der NRW-Landeshauptstadt entfernt. Man wollte das Abwehrtalent unter ständiger Beobachtungen haben. Denn es halten viele im Verein große Stücke auf ihn. Damals war die Zeit noch nicht reif, jetzt soll sie allerdings gekommen sein. Und vieles spricht dafür, dass Siebert auch liefern kann, was man von ihm erwartet.
Seine körperliche Präsenz ist schon eine Wucht. Er ist extrem athletisch, kompromisslos im Verteidigen, so dass es sich ein gegnerischer Angreifer zweimal überlegt, den Körperkontakt mit ihm zu suchen. Es könnte schmerzhaft werden. Von Cheftrainer Daniel Thioune hat es nun ein Sonderlob gegeben: „Es gefällt mir schon, was der Junge macht. Er steht gut in den Zweikämpfen drin, ist ein sehr athletischer Spieler, hat eine gute Qualität am Ball. In der zweiten Halbzeit habe ich ihn ja dann als Rechtsverteidiger spielen lassen.“
Nach diesen Eindrücken ist es nicht ausgeschlossen, dass sich Siebert in der internen Hierarchie der Innenverteidiger deutlich nach vorne geschoben hat. Könne er sich einen Einsatz in der Startelf zum Auftakt der Zweiten Liga gegen Hertha BSC vorstellen, wird er gefragt?
Er antwortet extrem reif: „Dazu kann ich jetzt nichts sagen. Wir haben eine super Truppe. Ich will jetzt nicht sagen, dass ich jedes Spiel spielen muss. Natürlich haben ich einen Anspruch, aber jetzt rauszuhauen, ich gehöre in die Startelf zwei Wochen vor dem Start – das empfinde ich als ungerecht gegen den anderen.“
Siebert genießt den Augenblick. Und will Schritt für Schritt seinen Weg gehen. „Ich fühle mich einfach gut. Ich habe richtig Lust auf die Aufgabe hier. Jeder, der mich kennt weiß, dass es richtig ekelhaft sein kann, gegen mich zu spielen, dass ich jeden Zweikampf annehme. Ich bin robust und will das auch zeigen.“ Der Name, der im positiven Sinne am meisten bisher im Trainingslager gefallen ist, ist der von – Siebert. Trainer Thioune coacht ihn zudem sehr intensiv. Wie empfindet Jamil Siebert selbst die Zusammenarbeit? Er sagt dazu: „Es ist relativ einfach: er sagt mir, was ich machen soll und ich versuche es umzusetzen. Wir reden viel miteinander. Bisher läuft es echt gut.“