„Hätten etwas entfachen können“ „Das war zu wenig im letzten Drittel“
Düsseldorf · Fortuna verpasst durch das 1:1 gegen Heidenheim den Anschluss an die Tabellenspitze. Andre Hoffmann spricht Klartext.
Es gab da ein Wort, das Andre Hoffmann wieder und wieder über die Lippen ging, wenn auch in feinen grammatikalischen Variationen – und als perfekter Indikator dafür taugte, wie es nach dem 1:1 gegen den Tabellendritten aus Heidenheim um den Gemütszustand von Fortunas Kapitän bestellt war. „Enttäuscht“, lautete das Wort in der Mehrzahl der Fälle. Phasenweise aber eben auch leicht abgewandelt, in: „enttäuschend“. Am späten Samstagabend schwebten mehrere Gründe durch die Arena, die in Hoffmann jenes Gefühl hervorriefen.
Eine Gemeinsamkeit verband sie: die verpasste Gelegenheit, dem Aufstiegskampf eine neue Würze zu verpassen und die eigenen Chancen auf einen erfolgreichen Saisonendspurt zu erhöhen. Schließlich hatte der SV Darmstadt 98 als Spitzenreiter wenige Stunden vorher überraschend mit 1:3 in Bielefeld verloren und der SC Paderborn sich mit einem torlosen Unentschieden in Magdeburg abfinden müssen. „Wenn man sich die Ergebnisse vom Mittag anschaut“, sagte Hoffmann, „und unabhängig davon den Abstand zu den Heidenheimern und dem Platz, auf dem sie stehen und auf den wir gerne hinwollen, und wir es nicht geschafft haben, das Heimspiel zu gewinnen – dann bin ich enttäuscht.“
Doch freilich nicht nur deswegen. „Ich bin enttäuscht“, fuhr der Innenverteidiger wenig später fort, „dass wir es nach dem Ausgleich zur Pause nicht geschafft haben, die zweiten 45 Minuten zu nutzen, um ein richtiges Feuer zu entfachen, um tatsächlich häufiger vors Tor zu kommen.“ Als Fortuna das Letztere in den Schlussminuten auch aufgrund der Roten Karte gegen Denis Thomalla dann doch gelang, fehlten Rouwen Hennings und Ao Tanaka das Glück im Abschluss. „Die wenigen Chancen, die wir hatten – natürlich hätte es hintenraus noch einen Lucky Punch geben können. Aber das war schlussendlich zu wenig im letzten Drittel“, resümierte der Kapitän ernüchtert.
Einmal in Schwung, und natürlich getrieben vom Frust über den verpassten Sieg, legte Hoffmann nach. „Es war ein Alles-oder-Nichts-Spiel“, gab er unumwunden zu und suchte weiter nach den Ursachen für den nicht zufriedenstellenden Ausgang des Abends: „Ich will niemandem den Willen absprechen. Aber diese letzte Konsequenz im gegnerischen Strafraum, diesen Schritt vor den Mann zu kommen, wenn die Bälle von außen hereinfliegen, oder da zu sein auf dem zweiten Ball, das hat mir ein Stück weit gefehlt am Schluss. Das ist sehr enttäuschend.“
Und dann sprach er den womöglich wichtigsten Punkt an. „Wir hätten“, sagte Hoffmann, „emotional im eigenen Stadion vor unseren Fans einen Riesenschritt gehen können. Wir hätten mit dann nur noch fünf Punkten Rückstand auf Heidenheim und drei Siegen in Folge schon etwas entfachen können. Und es fühlt sich nicht gut an, dass wir das nicht geschafft haben.“ Eine Aufbruchstimmung zu erzeugen, einen Ruck, der durch die ganze Stadt geht, einen Schulterschluss zwischen Mannschaft und Publikum herbeiführen – Fortuna verpasste all das.
Zur ganzen Wahrheit gehörte jedoch auch, dass die Heidenheimer nicht zu Unrecht auf dem Relegationsplatz stehen und bewusst eine sehr defensive Herangehensweise gewählt hatten, um den Hausherren das Leben so schwer wie möglich zu machen. Trotzdem zeigten Hoffmann und seine Teamkameraden gegen diese clevere Spitzenmannschaft eine phasenweise richtig gute Leistung. „Ich hatte das Gefühl, dass jeder wirklich versucht hat, ans Maximum zu gehen“, betonte der Kapitän. „Es ist das Schwerste im Fußball, gegen eine Mannschaft, die sich ausschließlich aufs Verteidigen konzentriert, zu vielen Torchancen zu kommen.“
Trotzdem blieb der 30-Jährige dabei, seinen Finger schonungslos in die Wunde zu legen. „Ich hatte das Gefühl, dass wir Heidenheim in der Phase nach der Halbzeit zu oft den Ball gegeben haben“, sagte er. „Da hätten wir schon mehr Kontrolle mit Ball haben können. Vielleicht wäre das die Phase gewesen, die uns gutgetan hätte.“
Zugzwang durch Gegentreffer
in der ersten Hälfte
Dass Fortuna überhaupt unter Zugzwang geriet, lag am Gegentreffer, der in der ersten Hälfte aus dem Nichts und mit gütigem Zutun ihrer Defensivabteilung gefallen war. „Wir haben Heidenheim das 0:1 geschenkt“, ärgerte sich Hoffmann. „Einer Mannschaft, die sechs Innenverteidiger in der Startelf hatte und hier hinkommt und man das Gefühl hat, sie will nur den Punkt mitnehmen. Deswegen ärgere ich mich als Verteidiger, dass wir es nicht geschafft haben, zu Null zu spielen, weil ich glaube, dass uns ein Tor gereicht hätte.“
Diese These erschien nicht abwegig. Allerdings war es im Nachgang müßig, darüber zu debattieren. Weil Fortuna zu diesem Zeitpunkt längst ihre mehreren Chancen verpasst hatte. Und Hoffmann zurecht enttäuscht war.