Fortuna Düsseldorf Vermarkter-Vertrag läuft aus: „Wenn es nicht passt, machen wir es selber“

Düsseldorf · 2020 läuft der Vertrag mit der Vermarkterfirma Infront aus. Im WZ-Interview erklärt Fortunas Vorstandschef Thomas Röttgermann, welche Optionen der Fußball-Bundesligist in Sachen Vermarktung hat.

Fortunas Vorstandvorsitzender Thomas Röttgermann will bereits in drei Wochen Klarheit haben.

Foto: Christof Wolff

Es geht dieser Tage um die Zukunft von Fortuna Düsseldorf, nicht nur sportlich in der Fußball-Bundesliga, sondern vor allem wirtschaftlich. Nächsten Sommer läuft der Vertrag mit Infront aus — der Vermarkter sucht für den Klub Sponsoren. Für den Fortuna-Vorstand unter der Führung von Thomas Röttgermann geht es nun darum, eine der wichtigsten Entscheidungen der jüngeren Vereinsgeschichte zu fällen.

Herr Röttgermann, wie ist der Verhandlungsstand mit möglichen Vermarktern?

Thomas Röttgermann: Der Vertrag mit Infront läuft bekanntlich aus. Wir haben eine Ausschreibung umgesetzt, an der sich unter anderem Infront und Lagadère Sports beteiligt haben. Es sind wirklich brauchbare Angebote abgegeben worden, die wir nun bewerten. Es geht dabei nicht nur darum, was das bessere quantitative Angebot ist, sondern auch, ob es nicht doch klug wäre, ohne Gesamtvermarktungs-Agentur zu arbeiten und mit eigenen Kräften, eigenem Konzept und einem selbst bestimmten Tempo an die Sache heranzugehen. Während meiner Zeit als Geschäftsführer und Vorstand bei Lagadère konnte ich mit Blick auf solche Bewertungen hinreichend Erfahrungen sammeln, so sind unter meiner Führung mit fast der Hälfte der Bundesligavereine Vermarktungsverträge abgeschlossen worden.

Das könnte eine großer Vorteil für Fortuna sein, oder?

Röttgermann: Ich weiß, was Sinn ergibt und was nicht, und ich weiß, wie Agenturen arbeiten und welche Konditionen dann durchzusetzen sind. Wir haben klare Vorstellungen, was wir an wirtschaftlichem Output erwarten. Ich selber kann Agentur- und Eigenvermarktung gut einschätzen und vergleichen, weil ich auch bei Vereinen ohne Vermarktungspartner gearbeitet habe. Ich kenne also quasi beide Seiten. Zudem sind mir die meisten handelnden Personen noch bekannt, und ich kann mich gut in deren Strategie und Vorgehensweise reindenken. Ich habe keinerlei Präferenzen für eine der beiden Agenturen, mit denen wir jetzt die Gespräche intensivieren. Es geht einzig darum, welches Angebot zur Fortuna passt. Wenn es wirtschaftlich und perspektivisch nicht passt, machen wir es selber.

Die Voraussetzungen, es selbst zu machen, sind also da?

Röttgermann: Ich glaube, dass wir insbesondere mit unserem Marketing-Vorstand Christian Koke und seinem Team richtig gut aufgestellt sind, um die Konstellation zu bewerten und dann auch im Zweifel Agentur-, aber auch Eigenvermarktung erfolgreich umsetzen zu können.

Kann Fortuna das mit dem jetzigen Personal schaffen?

Röttgermann: Nein, wenn wir das in eigener Regie umsetzen, werden wir weitere Mitarbeiter benötigen, die unser jetziges Team dann ergänzen würden. Wir müssen uns jetzt ein klares Bild machen und die qualitativen und quantitativen Vor- und Nachteile von Agentur- und Eigenvermarktung bewerten. Und dann zügig entscheiden.

Wird die Garantiesumme, die der Vermarkter erbringen muss, nicht künftig deutlich höher ausfallen?

Röttgermann: Das muss schon eine Größenordnung sein, dass sich ein Vermarktungspartner wirklich anstrengen muss, um sie zu erreichen. Die Vermarkter gehen in ihren derzeitigen Angeboten schon über die Summe hinaus, die im noch laufenden Kontrakt als Garantie vereinbart ist. Diese ist derzeit allerdings auch viel zu gering und gibt den wirklichen Stellenwert der Fortuna nicht wieder. Das muss sich in andere Dimensionen bewegen. Und das passiert auch gerade, wir sind aber noch nicht da, wo wir hin wollen.

Wenn genug geboten wird, verzichtet Fortuna auf die Eigenvermarktung?

Röttgermann: Das ist nicht zwangsläufig so. Wir müssen auch die „weichen“ Faktoren einbeziehen. Zum Beispiel kann man den Takt der Vermarktung bestimmen, selbst eigene Kundenbeziehungen weiterentwickeln. Auch mit einem Vermarkter ist man sicher dabei, aber nicht so „mittendrin“, wie wir es als direkter Verhandlungspartner wären. Das ist sicher ein wichtiger Aspekt, da kann man sich als Verein nachhaltig positionieren. Andererseits haben Vermarkter natürlich einen anderen Personal- und Netzwerk- Background — auch das werden wir einbeziehen.

Welche Rolle spielt da der sportliche Erfolg?

Röttgermann: Der große sportliche Erfolg spielt natürlich eine Rolle, weil ein Zweitliga-Dasein ganz anders zu bewerten ist als eine Bundesliga-Zugehörigkeit. Innerhalb des Bundesliga-Rankings sehe ich hingegen keine großen Schwankungen. Ob Fortuna 14. oder Zehnter ist, verändert nicht die grundsätzliche Attraktivität für Sponsoren. Wir sind Realisten und diskutieren intern und mit den Vermarktern Modelle für die Bundesliga und die 2. Liga. Wir haben aber für beide Ligen gute Möglichkeiten, an die Grenzen des Vermarktbaren zu gehen, weil ich zu 100 Prozent an den Standort glaube, und natürlich an die Attraktivität der Fortuna.

Wann muss die Entscheidung gefallen sein?

Röttgermann: Ich denke, dass wir Ende Oktober, Anfang November eine Entscheidung treffen müssen, um den nötigen Vorlauf zu haben, den wir brauchen für eine Agentur-Zusammenarbeit, aber auch im Falle eines eigenen Ansatzes. Wir bereiten uns zur Zeit intensiv und parallel auf beide Szenarien vor.

Ist es ein Nachteil, dass Christian Koke als Marketing-Mann noch nicht im Profi-Fußball gearbeitet hat.

Röttgermann: Nein, das ist es nicht. Die Zusammenarbeit im Vorstand von Fortuna ist hervorragend, weil wir uns alle gut ergänzen und auch die nötige Offenheit und Teamorientierung da ist. Christian Koke kennt in Düsseldorf eigentlich jeden „Local-Player“. In Bezug auf die Vermarktung wollen wir die Vorzüge, die wir beide haben, für die Fortuna zusammenbringen.