Torjubel mit Militärgruß im Länderspiel Nach Wirbel um Ayhan und Karaman: Fortuna Düsseldorf erntet Kritik für Reaktion

Düsseldorf · Fortuna Düsseldorf erklärte, dass der Militärgruß der türkischen Nationalspieler nicht politisch motiviert gewesen sei. Im Netz fordern viele Konsequenzen.

Kaan Ayhan

Foto: Christof Wolff

Freitagabend in Istanbul. Die türkische Fußballnationalmannschaft setzt sich im EM-Qualifikationsspiel gegen Albanien durch ein Tor in der 90. Minute mit 1:0 durch. Viel mehr als über das Ergebnis wird seither jedoch über den Torjubel der Beteiligten diskutiert. Die türkischen Spieler salutierten dabei mit der Hand an der Stirn, in der Kabine später wiederholte sich dies. Mittendrin: Kaan Ayhan und Kenan Karman von Fortuna Düsseldorf.

Von Seiten des türkischen Fußballverbandes hieß es anschließend: „Die Fußballer haben dieses Tor mit dem Militärgruß den Soldaten geschenkt, die in der, Operation Friedensquelle’ dienen.“ Gemeint ist der türkische Militäreinsatz gegen die Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien, der international scharf kritisiert wird und zu Lasten der Zivilbevölkerung ausgetragen wird.

In den sozialen Netzwerken sorgte die Beteiligung der beiden Düsseldorfer Profis an jener Geste für Wirbel. Von „völlig inakzeptabel“ bis hin zu „Rauswurf als Konsequenz“ gingen die Meinungen. Der Verein reagierte am Sonntag mit einem Statement auf seiner Homepage. Darin heißt es: „Sportvorstand Lutz Pfannenstiel hat umgehend das Gespräch mit den Spielern Kaan Ayhan und Kenan Karaman gesucht und die Position des Vereins deutlich gemacht.

Kenan Karaman

Foto: Christof Wolff (CW)

Beide Akteure versicherten, dass es sich lediglich um eine Solidaritätsbekundung für Soldaten und ihre Angehörigen handelte, verbunden mit dem Wunsch, dass sie wieder gesund zu ihren Familien zurückkehren können.“ Sobald beide wieder in Düsseldorf sind, soll es zudem noch ein Gespräch mit dem Sportvorstand geben. „Wir kennen Kaan Ayhan und Kenan Karaman seit langer Zeit“, wird Pfannenstiel in Fortunas Statement zitiert. „Wir sind davon überzeugt, dass ihnen nichts ferner lag, als ein politisches Statement abzugeben. Beide Spieler stehen für die Werte, die unser Verein lebt.“

Eine weitere Geschichte abseits des Platzes, die für Unruhe sorgt

Der Internetblog „Halbangst“ kritisiert den Umgang der Fortuna mit dem Vorfall von Istanbul. In einem dort veröffentlichten Artikel ist von Verrat an den Werten die Rede, für die der Verein zu stehen vorgibt — weltanschaulich, politisch, rassisch und religiös neutral. Darüber hinaus wird bezeichnet der Artikel die Reaktion des Klubs als „Weg des geringsten Widerstands“.

Die Europäische Fußball-Union hat den Fall bereits an ihre Kontroll-, Ethik- und Disziplinarkammer weitergeleitet. Die tagt am Donnerstag und wird über mögliche Sanktionen gegen den türkischen Verband entscheiden. Ob es bei der Fortuna selbige für Ayhan und Karaman gibt, ist offen. Fakt ist: Nach den jüngsten Querelen um den Vorstandsvorsitzenden Thomas Röttgermann ist dies die nächste Aufsehen erregende Geschichte, die angesichts der angespannten sportlichen Situation mit nur einem Punkt aus sechs Spielen — oder auch sonst — absolut niemand gebrauchen kann.