Fortunas Torjäger vor der Rückkehr „Man will auf dem Platz stehen“

Düsseldorf · Der verletzte Rouwen Hennings kann es gar nicht erwarten, wieder auf dem  Platz zu stehen.

Rouwen Hennings kann sich schon wieder seine Fußballschuhe überziehen.

Foto: Frederic Scheidemann

An diesem Tag kann Rouwen Hennings gar nichts die Laune verderben. Nicht der strömende Regen auf dem Trainingsplatz: „Der macht mir nichts, ich bin Norddeutscher, ich kann jedem Wetter etwas abgewinnen.“ Und auch nicht die Interviewserie, die auf ihn wartet. Anstelle des üblichen Gesprächs mit den örtlichen Medienvertretern stehen auch noch ausgiebige Runden mit einem deutschen und zwei japanischen Fernsehteams an, die sicher eigentlich wegen Ao Tanaka nach Stockum gekommen waren.

Doch Hennings stört der ganze Rummel gar nicht. Lächelnd geht der 35-Jährige von Mikrofon zu Mikrofon und beantwortet manche Frage auch viermal. Zum Beispiel die nach seiner Gesundheit. „Es geht mir viel besser“, berichtet er. „Die letzten zwei, drei Tage hat die Sache eine sehr, sehr gute Entwicklung genommen. Der Schmerz ist fast komplett weg, und heute im Training konnte ich schon viele intensive Sachen machen, auch mit Richtungswechseln.“

Und da ist er dann auch schon, der Grund für die ausnehmend gute Laune des Torjägers. Zum ersten Mal seit der 1:2-Niederlage beim 1. FC Heidenheim am 2. September, bei der er sich eine schmerzhafte Fersenverletzung zugezogen hatte, konnte Hennings wieder Fußballschuhe anziehen und einige Übungen mit dem Ball absolvieren. Ein richtig gutes Gefühl, wie er versichert.

Ob es auch schon für einen Kaderplatz in der Partie beim Hamburger SV reichen wird? „Ich muss jetzt erst einmal die Stunden nach dem Training abwarten, wie der Fuß auf die Belastung reagiert“, sagt er vorsichtig. „Da kann ich sicher nach einer weiteren Einheit etwas mehr sagen.“

Was seine Kollegen ihm in seiner Abwesenheit präsentierten, fordert auf jeden Fall seinen Beifall heraus. „Das ging ja von Anfang an gut los“, erinnert er sich grinsend, „deshalb ließ meine Nervosität auch bald nach. Wir haben wenig zugelassen und waren nach vorne sehr kreativ, wirklich gut unterwegs.“ Insbesondere galt das für das Zaubertor seines Sturmkollegen Dawid Kownacki: „Unglaublich. Das Gute ist ja, dass man genau weiß, dass er es so machen wollte. Das ist ein Sahnetor, er hat halt absolute Abschlussqualitäten, und da hat er sie unter Beweis
gestellt.“

Überrascht habe ihn die Leistungsexplosion Kownackis in dieser Saison überhaupt nicht, versichert der Routinier. „Er kann es, das hat Dawid in den vergangenen Jahren im Training häufig angedeutet. Leider haben ihn immer wieder irgendwelche Verletzungen zurückgeworfen oder Krankheiten oder irgendwelche Situationen, zu denen nur er etwas sagen kann. Aber jeder, der ihn gesehen hat, wie er zurückgekommen ist in die Vorbereitung, hat ja wieder den alten, diesen starken Dawid gesehen. Den, den wir in seinem ersten Halbjahr bei Fortuna hatten.“ Von daher sei er nicht überrascht, dass Kownacki es nun gezeigt habe. „Ich freue mich darüber, das macht uns unheimlich viel stärker, davon profitieren wir alle.“

Doch so gut ihm das Spiel gegen Rostock auch gefallen hat – der Normalzustand soll es ganz sicher nicht werden, dass er sich ein Fortuna-Spiel von der Tribüne aus ansieht. Daran werde er sich nie gewöhnen. „Das war alles am Samstag ganz anders als sonst, wenn ich selbst dabei bin“, berichtet Hennings. „Der Tag zog sich ewig, bis es endlich losging. Es hat ewig gedauert, bis wir endlich losgefahren sind. Dann noch mal, bis die Mannschaft zum Warmmachen rauskam. Ich war viel angespannter als sonst. Weil es natürlich auch so ein wichtiges Spiel war, gerade unter den Vorzeichen, dass so viele Spieler ausgefallen sind.“

So wie Hennings selbst. Und vor seiner Verletzung hatte er gegen Regensburg und in Heidenheim auf der Bank begonnen, war erst recht spät eingewechselt worden. „Ich habe immer noch dieses Kribbeln im Körper“, antwortet er, als er darauf angesprochen wird, „diese Motivation und auch den Anspruch, spielen zu wollen. Am besten jedes Spiel von Beginn an. Wenn man dann mal nicht spielt, aus Gründen, die man dann auch nachvollziehen kann, bin ich vielleicht gelassener als noch vor einigen Jahren. Das hat vielleicht auch mit dem Alter zu tun.“

Für ihn als Teamplayer sei die Versetzung auf die Bank also absolut in Ordnung gewesen, meint Hennings. Trainer Daniel Thioune habe alles auch ganz offen mit ihm kommuniziert. „Als Einzelkämpfer will man aber natürlich auf dem Platz stehen, aber das ist bei jedem so. Es ist noch nicht so, dass ich sage: Och, ich setz mich ab jetzt gern auf die Bank und guck von außen zu. So weit ist es noch nicht.“ Und so weit wird es sicher auch eine ganze Weile noch nicht kommen.