Gehörloser bei Bundesligist Auf Zimbo aus Wuppertal hören jetzt Fortuna Düsseldorfs Torhüter
Wuppertal/Düsseldorf · Über das Jobcenter wurde der gehörlose Wuppertaler Torwarttrainer Dirk Zimmermann, der schon viele Stationen hatte, an Fortuna Düsseldorf vermittelt.
Wer mit Dirk Zimmermann spricht, muss ihn anschauen und genau zuhören – daran hat sich nichts geändert, seit er sich einst noch als Torwart auf Wuppertaler Fußballplätzen, als Rekordspieler der Deutschen Gehörlosen-Nationalmannschaft und dann als Torwarttrainer einen Namen gemacht hat. „Zimbo kennt im Wuppertaler Fußball jeder, der seit Jahren dabei ist. Stets freundlich, gut gelaunt, interessiert.“ Geändert hat sich aber der Status des inzwischen 55-Jährigen, der sich Jahre lang als selbstständiger Maler und Lackierer und neben dem Job als Torwarttrainer durchs Leben geschlagen hat.
Seit dem 1. September ist Dirk Zimmermann fest bei Fortuna Düsseldorf angestellt – als Torwarttrainer und Hausmeister. Ein bisher wohl einmaliges Projekt für einen Fußball-Bundesligisten, denn er wurde über die Job-Agentur vermittelt, wovon beide profitieren. „Zimbo ist aus dem Leistungsbezug und die Fortuna erhält die Förderung des Bundes, die es für Arbeitnehmer mit Schwerbehinderung gibt“, sagte Job-Agenturchef Thomas Lenz. Als Ex-Verwaltungsrat beim Wuppertaler SV kennt er Zimmermann selbst gut. Ab 55 Jahre – so alt ist Zimmermann im August geworden – gibt es den Förderhöchstsatz, der sich aber nach zwei Jahren jährlich um zehn Prozent verringert. Lenz: „Zimmermanns Vertrag mit der Fortuna läuft über acht Jahre, er ist also bis zur Rente versorgt.“
Funktionieren würde das alles nicht, wenn „Zimbo“ die Verantwortlichen bei der Fortuna nicht mit seiner Arbeit überzeugt hätte. Christian Lasch, Pädagogischer Koordinator des Nachwuchsleistungszentrum und Koordinator Torhüter-Ausbildung hatte sich sehr um Zimmermann bemüht, nachdem dessen Vertrag als Torwarttrainer in der U 16 von Borussia Dortmund nicht verlängert worden war. „Mir ist er zum ersten Mal bei einem Elite-Jugend-Lizenz-Lehrgang in Kaiserau aufgefallen. Er hatte damals einen Dolmetscher dabei, um alles mitzubekommen. Darüber bin ich mit ihm in den Austausch gekommen und habe gemerkt, was für ein guter Typ das ist.“ Bei der Fortuna hatte er zunächst einen Minijob als Torwarttrainer der U 19 erhalten. Lasch: „Alle waren begeistert. Seine Behinderung löst auch etwas Besonderes beim Gegenüber aus. Bei Dirk ist man gezwungen, genau zu überlegen, was sagt man und wie sagt man es. Er hat er einen sehr guten Draht zu den Jungs.“ Lange habe er mit Zimmermann, der übrigens vor sechs Monaten zum zweiten Mal Vater geworden ist, überlegt, wie der eine neue berufliche Perspektive aufbauen könne. „Als wir dann auf das Förderprojekt der Bundesregierung kamen, war das für mich gegenüber der Klubführung natürlich ein tolles Argument.“
Weitere lieferte Zimmermann selbst, half schnell auch bei den Profis aus, als deren Torwarttrainer Claus Reitmeier im Herbst für zwei Monate verletzt ausfiel. Zimbo saß nun auch in der Bundesliga auf der Bank und wurde seit Januar vom neuen Torwarttrainer Christoph Semmler, den er von 2011 bis 2013 beim WSV noch trainiert hatte, unterstützend hinzugenommen. Er ist neben seiner Hausmeistertätigkeit jetzt offiziell für die Torhüter der U 23 und der Profis zuständig, war auch mit im Trainingslager in Marbella. „Immer motivierend, immer mit dem Ziel, dich zu verbessern. Ich habe schon viele Torwarttrainer gehabt, aber er bringt noch neue Elemente rein“, sagt Bundesligartorhüter Michael Rensing.
Nach einer Verletzung im Aufbautraining habe ihm die Arbeit mit Zimbo besonders gut getan: „Nur wenn man ruft, ist es anders, dann fällt einem oft erst ein, dass er ja nichts hört.“ So ist es ein gewohntes Bild auf den Trainingsplätzen im Schatten der Merkur Arena, dass Zimbo dicht vor seinen Torhütern steht, wenn er ihnen etwas mitteilt und ihnen nicht gerade die Bälle gezielt zuschießt. Immer in kurzer Hose übrigens, nur im Winter mit Wollmütze. „Ein Torwart muss zäh sein, das lebe ich vor“, sagt Zimmermann und strahlt wie so oft. Er fühlt sich pudelwohl in seiner neuen Rolle bei der Fortuna, bekommt aber vom Fußball nie genug. Zweimal die Woche gibt er noch Torwarttraining beim Oberligisten Cronenberger SC und will im Sommer, wenn es mit der Fortuna passt, als Co-Trainer der Gehörlosen-Nationalmannschaft mit nach Südkorea. Ein Wahnsinnstyp, dieser Zimbo, nach wie vor.