Fortuna-Fans in Aufregung
Nach der Böller-Attacke melden sich erste Zeugen. Die Reaktionen der Fans sind eindeutig.
Düsseldorf. Paul Jäger klingt auch einen Tag nach der Böller-Attacke in der 4. Minute des Fortuna-Spiels gegen Osnabrück reichlich genervt. „Unsere Fans geben sich aber Mühe, bei der Tätersuche zu helfen“, sagt der Fortuna-Vorstand. Es gebe schon einen Verdacht. Jäger hatte in der Halbzeit am Sonntag mit den Worten „Wenn ihr mir den Täter nicht liefert, könnt ihr auch von mir nichts mehr erwarten“ an die Zivilcourage der Anhänger appelliert.
Am Montag stellte Jäger klar, was er damit meint: „Ich setze mich für viele Fans ein und bin der liebe Onkel Paul und nicht nur der Herr Jäger, der seinen Vorstands-Job macht.“ Jetzt will er etwas zurückhaben — nämlich den Täter, der mit seinem Böller zwei Kameraleute verletzt hatte und wegen dem der Fortuna mindestens eine empfindliche Geldstrafe seitens des DFB droht.
Der selbstverwaltete Block 42 steht laut Jäger aber nicht zur Debatte. Zum einen flog der Böller aus einem anderen Teil der Südtribüne, zum anderen betont Fortunas-Fanbeauftragter Jörg Emgenbroich: „Der Block 42 hat ja bewiesen, dass die Selbstorganisation funktioniert. Am Sonntag wurde zum Beispiel ein Feuerzeug-Werfer festgehalten und übergeben.“ So wünsche er sich das auch in anderen Teilen des Stadions.
Niko Offert, Fortunas Vorsänger und Kopf der Fangruppe Ultras verurteilt den Böllerwurf ebenso: „Wir setzen uns für eine Legalisierung von Bengalischen Fackeln ein, die kontrolliert verwendet, für Stimmung sorgen. Aber Böller gehören definitiv nicht dazu. Die Aktion war einfach dumm.“ Auch der Fan-Dachverband Supporters Club Düsseldorf (SCD) distanzierte sich unter der Überschrift „Wir sind Fortunen — und die nicht“.
In den Internet-Foren ist der Tenor eindeutig: Die Fortuna-Fans verurteilen die Attacke. Einige erinnern an Ex-Torhüter und Fan-Ikone Georg Koch, der nach einem Knalltrauma durch einen Böllerwurf im Wiener Derby 2008 seine Karriere beenden musste. Die beiden TV-Angestellten konnten am Montag immerhin das Krankenhaus verlassen.
Vorwürfe, die Kontrollen am Stadioneingang seien zu lässig gewesen, wiesen sowohl Jäger als auch Emgenbroich zurück. Der Fanbeauftragte räumte jedoch ein, dass zum Zeitpunkt der Böller-Detonation, die Ordnerkette vor der Südtribüne noch nicht komplett geschlossen gewesen sei, weil das Sicherheitspersonal so lange mit dem großen Andrang an den Eingängen beschäftigt war: „Vielleicht hätte sonst ein Ordner den Werfer identifizieren können.“
Der Knallerangriff aus dem Osnabrück-Spiel war der zweite Pyrotechnik-Verstoß von Fortuna-Fans in Folge. Beim Auswärtsspiel in Bochum waren Böllerwerfer und Bengalische Fackeln vor und im Stadion gezündet worden. In der vergangenen Saison musste der Club nach Vorfällen in drei Spielen hintereinander 40 000 Euro zahlen.