Fortuna Düsseldorf Fortuna: Keine Kontinuität — kein Erfolg

Seit Jahren heißt es, der Verein baue ein neues Team auf. Doch nachhaltig passiert fast nichts. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen.

Foto: Wolff

Düsseldorf. Lange standen die Fans am vergangenen Samstag hinter ihrer Mannschaft. Obwohl es bereits während der 90 Minuten wenig Grund zur Freude gab. Doch als es vorbei war, hatte auch ihre Geduld ein Ende: Mit lauten Pfiffen verabschiedeten die Fans die Zweitliga-Profis von Fortuna Düsseldorf in die Kabine. Zu sehr erinnerte sie das ernüchternde 0:1 gegen den 1. FC Heidenheim beim Debüt von Trainer Marco Kurz an die vielen anderen uninspirierten Auftritte in den ersten 19 Spielen dieser Saison. Wieder einmal wurde deutlich, dass es bei der Fortuna insbesondere im Offensivspiel an Ideen und Durchschlagskraft mangelt. Doch was die Anhänger des Tabellen-15. über Tore und Siege ihrer Mannschaft hinaus vermissen, ist die fehlende Nachhaltigkeit im Kader.

Nun sind Klagen über „Söldner“ und Spieler, die sich nicht mit ihrem Verein identifizierten, nichts Neues unter Fans von kriselnden Teams. Doch wer am Samstag auf die Körpersprache der Rot-Weißen achtete, der sah nicht viel, was an ein Aufbäumen erinnerte. Lediglich Torwart Michael Rensing versuchte, sein Team wachzurütteln. Beim Rest zeigten die Schultern recht früh nach unten.

Da kann es wenig überraschen, dass eben jener Rensing und Ihlas Bebou gegen Heidenheim die einzigen beiden Spieler in der Startformation waren, die bereits länger als 18 Monate in Düsseldorf unter Vertrag stehen. Fünf der elf Profis, die beim Anpfiff auf dem Rasen waren, sind sogar erst seit dem vergangenen Sommer oder noch kürzer Teil der Fortuna: Karim Haggui, Alexander Madlung, Kerem Demirbay, Charalampos Mavrias und Nikola Djurdjic.

Dass es keine eingespielte Mannschaft oder zumindest eine feste Achse gibt, darf angesichts der hohen Fluktuation im Kader niemanden verwundern. Seit dem Abstieg aus der Bundesliga im Mai 2013 haben die Sportdirektoren Wolf Werner, Helmut Schulte und Rachid Azzouzi 33 Spieler verpflichtet — und von denen haben 13 ihre Zelte in Düsseldorf längst wieder abgebaut.

Mannschaften wie dem Heidenheim oder dem SV Sandhausen ist es hingegen gelungen, ohne große Namen in ihren Teams in der 2. Bundesliga Fuß zu fassen. Stattdessen überzeugen diese Vereine mit mannschaftlicher Geschlossenheit und eben jener Kontinuität im Kader.

Für viele im Umfeld der Fortuna mögen solche Clubs kein Maßstab sein, doch nach 20 Spieltagen stehen sie auf Rang acht (Heidenheim) und sieben (Sandhausen). Die Fortuna wiederum kämpft um das sportliche Überleben — mit einem Kader, der auf dem Papier für die obere Tabellenhälfte taugt. Und einem Etat, der für den Aufstieg reichen würde. Doch von einem nachhaltigen Aufbau können die Fans nur träumen.

Von den Spielern, die im letzten Bundesliga-Spiel beim 0:3 in Hannover im Mai 2013 das rot-weiße Trikot trugen, sind nur noch vier Teil der aktuellen Mannschaft: Adam Bodzek, Oliver Fink, Axel Bellinghausen und Mathis Bolly sind die dienstältesten Fortunen. Als Stammspieler darf sich aber niemand davon bezeichnen.

In der kommenden Saison deutet vieles auf einen weiteren personellen Umbruch beim zweimaligen DFB-Pokalsieger hin. Acht Verträge laufen aus, zudem enden die Ausleihen von Joel Pohjanpalo und Kerem Demirbay sowie der erst vor kurzem verpflichteten Nikola Djurdjic und Charalampos Mavrias.

Die aktuelle sportliche Situation dürfte die Planung der Saison 2016/17 für Sportdirektor Azzouzi ungleich schwerer machen. „In der Hinrunde konnte man der Mannschaft nie vorwerfen, dass sie nicht wollte. Manchmal konnte sie eben einfach nicht“, sagte der 45-Jährige vor wenigen Tagen. Jetzt befindet sich die Fortuna allmählich in einer Situation, in der der Wille allein nicht mehr hilft. Es müssen Resultate her. Kurz und Azzouzi haben die Nachhaltigkeit sicherlich im Blick, doch bis Mitte Mai geht es in erster Linie darum, Fortuna in der Zweiten Liga zu halten. Viel Zeit zum Einspielen bleibt nicht mehr.