Fortuna-Ultras wenden sich vom Team ab

Wenn am Freitag das Schlusslicht aus Aalen kommt, werden die Ultras schweigen. Sportvorstand Schulte wusste davon nichts — und sprach lieber über die vielen Verletzten.

Fortuna-Ultras wenden sich vom Team ab
Foto: Christof Wolff

Düsseldorf. Die Gelegenheit war aber zu günstig. Am Tag nach dem Champions-League-Halbfinale zwischen dem FC Barcelona und Bayern München war das Thema „verletzte Leistungsträger“ ja gerade in aller Munde. Schließlich mussten die Bayern ohne ein paar ihrer größten Stars in Katalonien antreten und verloren prompt mit 0:3. Und so nutzte Sportvorstand Helmut Schulte die Gunst der Stunde und ordnete diese gründlich verkorkste Saison für Fortuna Düsseldorfs Zweitliga-Fußballer erst mal völlig neu ein: „Bayern München lässt grüßen. Ich muss bestimmte Problematiken aus Verletzungen, für die keiner richtig etwas kann, im Hinterkopf haben, wenn ich Ansprüche formuliere. Das darf nicht alles untergehen. Mindestens 50 Prozent der vermeintlichen Stammspieler stehen nicht zur Verfügung“, sagte der 57-Jährige voller Überzeugung — und warf so einige Fragen auf.

All die lustlosen Auftritte der vergangenen Wochen und Monate? Die Niederlagen gegen spielerisch limitierte Mannschaften aus dem Tabellenkeller? Der letzte Platz der Rückrundentabelle? All das ist also nur die logische Konsequenz der Verletzungen? Fortuna lediglich das Opfer einer Aneinanderreihung von Schicksalsschlägen? Es war schon eine kuriose Einschätzung, die sich Schulte für die Pressekonferenz zurechtgelegt hatte. Getoppt nur noch durch seine abschließende Theorie, dass sich die Anzahl der Verletzungen ja immer proportional zur Leistung verhalte. Schlechte Ergebnisse, mehr Ausfälle. Wie das alles zusammenhänge, wisse er zwar selbst nicht. Aber zumindest eine Lösung hatte er parat: „Die Quintessenz wäre dann: Man versucht maximal erfolgreich zu sein, dann hat man auch weniger Verletzte“, sagte Schulte.

In Fortunas Defensive fallen am Freitag wohl vier Spieler aus Zwar ist in der Tat nicht von der Hand zu weisen, dass es die Düsseldorfer gerade übel erwischt hat. Vor allem in der Defensive. Für das heutige (18.30 Uhr/Arena) Spiel gegen den Tabellenletzten VfR Aalen fallen in Jonathan Tah, Bruno Soares, Heinrich Schmidtgal und wohl auch Adam Bodzek gleich vier Abwehrkräfte aus. Aber alles, was in dieser Saison schief gelaufen ist, an den Verletzungen festzumachen, wäre dann doch etwas zu einfach. Auch Interimstrainer Taskin Aksoy scheint eine andere Theorie zu haben. Behielt sie aber am Donnerstag noch für sich: „Warum es am Ende nicht klappt, hat viele, viele Gründe. Die können wir ein anderes Mal — nach der Saison, wenn wir Bilanz ziehen — erläutern, aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür.“

Diese Gründe dürften auch die Fans brennend interessieren. Wobei die schon selbst auf die Suche gegangen sind — und welche bei der Einstellung gefunden haben. „Wir alle sind nur ein kleiner Teil einer 120-jährigen Geschichte. Wenn die Mannschaft aber nicht einmal wenige Spiele bis zum Ende der Saison abwarten kann, bevor sie die Leistung einstellt, wollen wir unsere Fortuna durch andere Formen unterstützen. Kein Boykott, nur Resignation und die Gewissheit, dass wir mit der Rückrundenleistung wohl abgestiegen wären“, heißt es in der Stellungnahme der Ultras, die für die letzten Spiele der Saison angekündigt haben, ihre „Aktivitäten der Leistung der gegenwärtigen Mannschaft von Fortuna Düsseldorf anzupassen.“ Soll heißen: keine Gesänge, keine Fahnen. In der Arena wird es am Freitag also ruhig bleiben. Darauf angesprochen, war Schulte überrascht. Er hatte davon noch nichts mitbekommen, könne die „Frustration aber verstehen“.

Auch Aksoy kann das und gab zu, dass „ein, zwei Spieler mit ihren Gedanken vielleicht woanders sind“. Gleichzeitig wollte er aber keinem Spieler „unterstellen, dass er motivationslos durch die Gegend läuft. Ich halte die Mannschaft für professionell genug, dass sie die letzten Spiele möglichst gut bestreiten wird.“ Zahlreiche Fans tun das anscheinend nicht mehr.