Fortuna Düsseldorf Röttgermann zum Funkel-Aus: „Die einzig richtige Entscheidung“

Düsseldorf · Fortuna Düsseldorfs Vorstandsvorsitzender Thomas Röttgermann über die Trennung von Trainer Friedhelm Funkel und was er beim Spiel gegen Frankfurt erwartet.

Thomas Röttgermann ist seit April 2019 Vorstandsvorsitzender bei Fortuna Düsseldorf.

Foto: Christof Wolff

Der Führung von Fortuna Düsseldorf ist sich bewusst, dass die Beurlaubung von Trainer Friedhelm Funkel eine unpopuläre Entscheidung war. Warum Sie aus Sicht des Vorstandes des kriselnden Fußball-Bundesligisten die Richtige gewesen ist, erklärt der Vorsitzende Thomas Röttgermann.

Herr Röttgermann, Sie wurden bei der offiziellen Vorstellung des neuen Trainers am Mittwoch vermisst. Warum waren Sie nicht anwesend?

Thomas Röttgermann: Ich war in dem ganzen Prozess an vorderster Front beteiligt. Die Präsentation des neuen Trainers stand aber im Mittelpunkt der Pressekonferenz. Ich habe mich natürlich nicht weggeduckt, wie man mir vorgeworfen hat, ganz im Gegenteil. Die Präsentation von Uwe Rösler war jedoch ein Thema, das ganz eindeutig in die Zuständigkeit unseres Sportvorstandes fällt und der sich dann natürlich auch in der Thematik zur Beurlaubung des Trainers geäußert hat.

Warum haben Sie sich für die Beurlaubung von Friedhelm Funkel entschieden?

Röttgermann: Zunächst einmal war das eine einstimmige Entscheidung des Vorstandes. Auch der Aufsichtsrat hat sich ebenso einstimmig für Uwe Rösler als neuen Trainer ausgesprochen. Wozu sind wir denn als Vorstand der Fortuna da? In unsere Verantwortung fällt es, Entscheidungen zu treffen, und die haben nur das Wohl des Vereins als Maxime. Wir mussten die aktuelle Situation bewerten. Für uns ist es wichtig, die Wahrscheinlichkeit zu sehen, mit der wir unsere Ziele erreichen. Mit dem Ergebnis, das wir dabei ermitteln, versuchen wir dann respektvoll und positiv umzugehen. Ich glaube, das haben wir getan. Niemand hat gegenwärtig eine absolute Sicherheit, was die Zukunft betrifft. Wir haben aber die nach unserer Analyse einzig richtige Entscheidung getroffen.

Sie wussten, dass es keine besonders populäre Entscheidung war…

Röttgermann: Das war uns natürlich bewusst. Aber hätten wir aus diesem Grund diese für uns richtige Entscheidung nicht treffen sollen, weil wir Medienschelte oder Reaktionen der Fans erwarten mussten? Dann wären wir schlechte Vorstände, wenn wir gegen unsere Überzeugung entscheiden, nur weil sie nicht auf ungeteilte Zustimmung stößt. Unser Kriterium kann nur sein: Was ist gut für Fortuna Düsseldorf? Und nicht: Was ist populär?

Warum ist das Ganze nicht erst nach dem Frankfurt-Spiel passiert?

Röttgermann: Das ist natürlich alles spekulativ, wie das Frankfurt-Spiel läuft. Wir haben auch keine Sieg-Garantie mit Uwe Rösler. Aber wir sind uns sicher, welche Konstellation am erfolgversprechendsten ist. Natürlich haben wir uns gefragt, ob es reicht, was wir im Leverkusen-Spiel gesehen haben. Aber es war keine starke spielerische Leistung, es war ein sehr guter kämpferischer Einsatz. Als 18. in der Tabelle ist Kampfgeist auf den Platz zu bringen aber eher eine Grundvoraussetzung. Das Spiel hätte realistisch auch 2:7 aus unserer Sicht ausgehen können. Mit der Rückrunden-Vorbereitung haben wir gehofft, dass die Mannschaft deutlich mutiger, aggressiver und offensiver eingestellt ist, so wie es der Trainer angekündigt hat. Aber dann verlieren wir gegen Bremen, einen unserer Hauptkonkurrenten im Abstiegskampf. Dann kam Leverkusen, und letztlich war es danach nicht mehr ausreichend, nur daran zu glauben, dass jetzt alles besser wird. Darum mussten wir handeln. Und zwar zu diesem Zeitpunkt, weil wir uns keine Vorwürfe machen möchten, zu spät entschieden zu haben, weil uns dann eventuell die Punkte aus dem Frankfurt-Spiel am Ende fehlen. Zu spät zu entscheiden, das hat es in der Geschichte der Fortuna übrigens auch schon gegeben.

Fortuna hat den neuen Trainer auch mit einem Vertrag für die zweite Liga ausgestattet. Sind Sie denn nicht vom Klassenerhalt überzeugt?

Röttgermann: Wir rechnen und planen mit der Bundesliga in der kommenden Saison. Aber wir haben natürlich auch für den „worst case“ vorgesorgt, weil wir Uwe Rösler auch das zutrauen.

Haben Sie Respekt vor dem Spiel am Samstag in Bezug auf mögliche Fanproteste? Und was passiert im Falle eines Abstieges mit der Akzeptanz des Vorstandes?

Röttgermann: Ich bin kein Hellseher. Ich bin mir sicher, dass die Fans, die mit der Entscheidung nicht einverstanden sind, ihrem Unmut auch Luft machen werden. Das akzeptiere ich aber auch. Am Ende sind wir aber alle Fortunen und wollen, dass die Mannschaft gewinnt. Daher sollten wir alle den Rahmen bieten, dass Fortuna als Sieger vom Platz gehen kann. Uwe Rösler gebührt das Vertrauen, er ist jetzt der Trainer der Fortuna. All das, was am Samstag passiert, darf uns als Vorstand gerne treffen, keinesfalls aber unsere Mannschaft und die Trainer. Die können nun gar nichts für die getroffenen Entscheidungen. Mit einem möglichen Abstieg beschäftige ich mich nicht. Wenn wir von Spiel zu Spiel denken und das zeigen, was wir können und was im Kader steckt, werden wir nicht nur die Klasse halten, sondern auch mindestens 15. werden. Wenn die Mannschaft die anstehenden Herausforderung spielerisch und kämpferisch angeht, schaffen wir das.