Fortunas Zwote schläft, kämpft und siegt
Gegen RW Essen dreht das Aksoy-Team nach schwachem Beginn ein 0:2 und siegt 4:3.
Düsseldorf. Unterschiedlicher hätten die Gefühlswelten im Paul-Janes-Stadion am Samstagnachmittag nicht sein können. Während sich Gästertrainer Waldemar Wrobel und seine Spieler wüste Beschimpfungen ihres mitgereisten Anhangs anhören mussten, feierte die Heimelf wenige Meter entfernt vor der Haupttribüne ausgelassen den 4:3 (1:2)-Heimsieg über Rot-Weiss Essen zur Heimpremiere in der Fußball-Regionalliga West.
Dabei hatte zu Beginn im Prinzip nichts auf dieses Szenario hingedeutet. Nach gut 20 Minuten führte RW Essen mit 2:0, ohne dafür glänzen zu müssen. Fortunas U23 fand vor 2100 Zuschauern zunächst überhaupt nicht statt. „Unsere Anfangsphase war indiskutabel“, sagte Fortunas Trainer Taskin Aksoy zum von Fehlern in der Abwehr und Behäbigkeit im Spielaufbau geprägten Auftakt seiner Elf.
Aksoy hatte seine Mannen vor den langen Bällen und der gegnerischen Stärke bei Standards gewarnt, doch seine Spieler hatten offenbar nicht zugehört. Vor dem 0:1 durch Marcel Platzek (8.) ließ sich die Abwehr um Jens Langeneke von einem hohen Ball in den Strafraum aushebeln. Das 0:2 resultierte aus einem überflüssigen Freistoß, den Michael Laletin am ersten Pfosten stehend einnickte (21.).
Fortunas Neuzugang Eren Taskin läutete nach gut einer halben Stunde mit dem Anschlusstor nach Vorarbeit von Tugrul Erat die Wende ein (36.). „Ich habe den Jungs in der Pause gesagt, dass das 1:2 für uns nach dieser Leistung noch ein riesiges Ergebnis sei“, sagte Taskin Aksoy.
Doch offenbar hatte der Fußball-Lehrer seinen Schützlingen auch taktische Hinweise mit auf den Weg gegeben. Jedenfalls kamen die Gastgeber wie verwandelt aus der Kabine und hatten nun den richtigen Schlüssel gefunden, wie man den teilweise dilettantisch verteidigenden Essenern beikommen muss. Die Angriffe der Fortuna liefen schnell und zielstrebig, wobei es erstaunlich war, wie viel Platz die Gäste ihrem Kontrahenten ließen. Beim 2:2 schloss Ben Halloran einen Spaziergang durch das Mittelfeld mit einem 25-Meter-Schuss ab (52.). Beim 3:2 umkurvte Eren Taskin Essens unbewegliche Innenverteidigung und erwischte Keeper Daniel Schwabke mit einem Schuss von der Strafraumgrenze auf dem falschen Fuß (68.).
Dass das Heimteam danach dennoch bis zum Schlusspfiff um den Sieg zittern musste, hatte sie sich ganz alleine zuzuschreiben. Die größte Chance des Spiels vergab der pfeilschnelle und zuweilen eigensinnige Halloran, der zunächst Gegenspieler Max Dombrowka überlief, den Ball an Schwabke vorbeilegte und das Spielgerät dann aus sieben Metern am leeren Tor vorbeischoss (70.). Anstatt 4:2 stand es kurz darauf nach einer weiteren Standardsituation plötzlich 3:3 (82.). Letztlich war es Jungprofi Muhammet Karpuz, der die Gastgeber mit einem Schuss ins kurze Eck doch noch erlöste (88.). Auf Seiten der Gäste entlud sich der Frust über eine schlechte Leistung noch in einer Gelb-Roten Karte für Roberto Guirino nach Foul an Samuel Piette (89.).