Fortuna Düsseldorf Funkel: „Ich will nicht aufhören!“

Fortuna Düsseldorfs Trainer Friedhelm Funkel plant, seine Karriere bei Fortuna fortzusetzen. Er würde gerne im Mai aufsteigen — auch gegen eigene Zweifel.

Foto: Witters

Düsseldorf. Friedhelm Funkel ruht in sich. Das gilt für Kleinigkeiten: Die Zimmervergabe im am Mittwoch beendeten Trainingslager im spanischen Marbella hat der Trainer von Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf Teammanager Sascha Rösler überlassen. Das gilt auch für die Verletzung von Gökhan Gül, der für das erste Rückrundenspiel gegen Aue am Mittwoch kommender Woche (20.30 Uhr) mit einer Knieverletzung auszufallen droht.

Herr Funkel, sind Sie mit dem Verlauf des Trainingslagers zufrieden?

Friedhelm Funkel: Wir sind alle sehr zufrieden. Das, was wir machen wollten, haben wir komplett durchziehen können. Bei der Verletzung von Gökhan Gül müssen wir jetzt abwarten. Aber falls er nicht spielen kann, springt eben ein anderer in die Bresche.

Wie wird es Ihnen gelingen, einen erneuten Fehlstart nach der Winterpause zu vermeiden?

Funkel: Es gibt kein Rezept, dass das nicht wieder passieren kann. Die Mannschaft ist aber stärker als im letzten Jahr. Aber gerade in den beiden ersten Heimspielen wird es schwer, weil jeder erwartet, dass wir gewinnen. Das ist aber gegen Aue und Sandhausen nicht so selbstverständlich. Wir tun alles Mögliche, damit ein guter Start gelingt. Wenn wir gut aus den ersten drei Spielen in zehn Tagen rauskommen, dann hat Fortuna wieder einen kleinen Schritt gemacht, sich zu stabilisieren.

Ist das Team inzwischen so stark, dass es jeden Ausfall kompensieren kann?

Funkel: Nein, in den Spielen, die wir nicht gewinnen konnten, war zu sehen, dass der eine oder andere nicht so leicht zu ersetzen ist. Wenn dann sogar drei Spieler fehlen, die Schlüsselspieler sind, haben wir nicht mehr die Stabilität. Dann wird es schwer, und wir können nur noch im oberen Mittelfeld mitspielen. Düsseldorf muss auch nicht in die Bundesliga, weil die Stadt einen Flughafen oder ein tolles Stadion hat. Düsseldorf muss gar nichts, nur gute Arbeit leisten. An Freiburg und Mainz müssen wir uns orientieren. Erst wenn du drei, vier Jahre oben bleibst, hast du ganz andere finanziellen Möglichkeiten. Selbst der Verein mit dem kleinsten Etat in der Bundesliga ist uns finanziell meilenweit voraus.

Was fehlt im Spiel noch, um noch stabiler zu sein?

Funkel: Die Spielsysteme beherrschen die Spieler. In manchen Situationen müssen wir mutiger sein und rausrücken. Wir müssen aggressiver vorne den Gegner anlaufen und auch besser den Abschluss suchen. Da wir auswärts nur acht Gegentore hinnehmen mussten, sollten wir versuchen, noch mehr Tore zu erzielen. Die auswärts gezeigte Stabilität versuchen wir auch in den Heimspielen zu erreichen. Wir haben auch darüber gesprochen, dass gerade nach eigenen Toren die Konzentration noch größer sein muss, weil wir dann viele Gegentore kassiert haben. Unter Druck müssen wir mehr Ruhe zeigen.

Wie kommt die Mannschaft mit der großen Erwartungshaltung in Düsseldorf klar?

Funkel: Ich glaube nicht, dass die Spieler das so spüren. Sie kennen die Zielsetzung. Und wenn wir dann am Ende Vierter werden, wäre das auch eine gute Platzierung. Wir müssen einfach schauen, wo Fortuna herkommt. In den beiden vergangenen Jahren ging es gegen den Abstieg. Ich wage mal zu behaupten, wenn damals ein jüngerer Trainer gekommen wäre, wäre die Fortuna abgestiegen. Da hat mir die Erfahrung sehr geholfen und die Tatsache, dass ich die Mannschaft durch viele Spielbesuche kannte. Das ist erst zwei Jahre her. Es ist ja nicht so, dass wir nicht aufsteigen wollen. Aber ich weiß, wie schwer das ist. Unser eigener Anspruch muss es sein, oben bleiben zu wollen. Nicht der Anspruch von außen. Das sage ich auch den Spielern. Die Entwicklung von einem Fast-Absteiger zu einem Fast-Aufsteiger ist einfach großartig. Falls es nicht reicht, gehen wir noch gefestigter ins nächste Jahr.

Wäre der Aufstieg in diesem Jahr so einfach wie nie?

Funkel: Die ersten Fünf der 2. Liga sind so eng zusammen, die sie sind auf einem Level. Deswegen ist es nicht einfach. Nur wer da die Konstanz der Hinrunde erneut zeigt, der wird Erster oder Zweiter.

Wie geht es mit Friedhelm Funkel bei Fortuna weiter?

Funkel: Ich will nicht aufhören. Ich habe wieder Blut geleckt, und mir macht es total Spaß. Auch das anstrengende Trainingslager in Marbella war jetzt schön, und ich freue mich auf die ersten Spiele. Ich habe das große Glück, dass ich noch gesund und fit bin. Und wenn man dann tatsächlich mal Stress hat, ist das private Umfeld ganz wichtig. Vor zehn, 15 Jahren habe ich das alles noch verbissener gesehen. Einen Vorteil muss das Älterwerden ja haben, dass man gelassener wird — wenn man gesund ist. Es geht aber auch immer noch anders: In Ingolstadt war ich auch mal total sauer, als die Leistung der Mannschaft nicht stimmte. Da war ich in der Pause nur zwei Minuten in der Kabine und habe sie dann allein gelassen.

Schadet die Überflutung in den Medien dem Fußball?

Funkel: Beschweren können wir uns nicht darüber. Aber jeden Tag Fußball im Fernsehen, und es wird immer mehr — das ist schwierig. Wohin das führt, sieht man ja auch an den Ablösesummen. So werden die Unterschiede auch immer größer. Es bleibt so: das Allerwichtigste für den Erfolg ist Kontinuität. Wenn es in der Clubführung ständig Personalwechsel gibt, funktioniert es nicht. Man muss auch mal durch das Tal der Tränen gehen und trotzdem zusammenhalten. Das wird irgendwann zur Stärke. Fortuna muss das Ziel haben, konstant unter den 25 besten Teams des Landes zu sein. Und das ist ein hohes Ziel, weil es sich viele Vereine vornehmen.

Enttäuscht es Sie, dass in Düsseldorf nicht so viele Fans ins Stadion strömen, wie es einem Tabellenführer der 2. Liga angemessen wäre?

Funkel: Das ist anders als in Köln. Dort kommen auch in der 2. Liga 45000 oder 50000 zu jedem Spiel. Die, die jetzt in unsere Arena kommen, sind großartig. Wir haben viele schlechte Heimspiele in der vergangenen Saison gemacht, die haben uns aber nie ausgepfiffen. Ich habe nicht ein einziges Mal mal gehört: ,Wir wollen euch kämpfen sehen.’ Die Mannschaft hat verinnerlicht, dass sie alles geben muss.