Gökhan Gül: Zwischen Kapitänsamt und Entwicklung
Gökhan Gül war bei der U 19-EM Spielführer der DFB-Auswahl. Bei der Fortuna muss sich der 18-Jährige noch einen Namen machen.
Maria Alm. Am MIttwoch war sein erster Trainingstag. Gökhan Gül war vorher nicht etwa verletzt, er hatte auch keinen verlängerten Urlaub oder suchte sich einen neuen Verein. Der 18-Jährige war bis Sonntag als Kapitän der deutschen U 19-Nationalmannschaft im Einsatz. Danach hatte der Fortuna-Profi exakt zwei Tage frei und wurde am gestrigen Morgen von Teammanager Sascha Rösler vom Flughafen in Salzburg abgeholt.
Trotzdem wirkt Gül nicht etwa erschöpft oder fußballmüde. „Keine Sorge, ich hatte nach der Saison zwei bis drei Wochen Urlaub, so dass mein Akku noch aufgeladen ist“, erklärt er die Tatsache, dass er beim Trainer nicht nachgefragt hat, ob er noch ein paar Tage Sonderurlaub bekommen könnte. „Es war für mich eine tolle Erfahrung, die U 19-Europameisterschaft in Georgien spielen zu dürfen, trotz des Ausscheidens in der Gruppenphase“, sagt der Jungprofi, der stolz ist, dass ihn sein Nationaltrainer und Ex-Fortuna-Coach Frank Kramer zum Kapitän befördert hatte. „Ich hatte die meisten Spiele für die Mannschaft zuvor gemacht, deshalb wurde ich ausgewählt“, sagt der Ex-Bochumer bescheiden.
Von den Tipps der älteren Spieler beim Fußball-Zweitligisten habe er besonders für sein Spiel auch im Nationaltrikot profitiert. „Vor allem Alex Madlung hat mich in der vergangenen Saison an die Hand genommen“, sagt Gül, der froh ist, dass er bereits in der Winterpause aus Bochum zur Fortuna kam und ein halbes Jahr Zeit hatte, sich in Düsseldorf einzugewöhnen. Jetzt, in seiner ersten vollen Saison am Rhein, will er den nächsten Schritt machen und so oft wie möglich in der ersten Mannschaft spielen. In der Rückrunde durfte er nur ein Mal ran, das soll nun anders werden. Dass er es auch akzeptiert, wenn er zwischendurch wieder in der U 23 der Fortuna eingesetzt wird, ließ er aber ebenso durchblicken.
Doch sein Ziel ist ein deutlich höher angesetztes. Und er sieht auch Chancen, als einer von vier Innenverteidigern mehr Einsätze zu bekommen. „Das ist schon meine eindeutige Lieblingsposition“, sagt Gül, der in vier Tagen 19 Jahre alt wird und auch als Außenverteidiger oder als Sechser spielen kann. Als junger Profi weiß er, dass er sich noch verbessern muss. „Viele Innenstürmer sind sehr robust. Da muss ich körperlich noch deutlich zulegen“, erklärt der Deutsch-Türke, der einen selbstbewussteren Eindruck hinterlässt als zu Beginn seiner Fortuna-Zeit.
Gökhan Gül hat seinen Platz in der Mannschaft gefunden. Auch er betont das gute Klima innerhalb des Kaders und die Tatsache, dass alle älteren Spieler immer ein offenes Ohr für ihre jungen Mannschaftskameraden haben.
Aus Castrop-Rauxel kommend, bildet Gül aber nicht mit Adam Bodzek, der aus Recklinghausen nach Düsseldorf pendelt, eine Fahrgemeinschaft, sondern mit Tim Wiesner (20), den er in Herne abholt. Talent haben beide in großem Maße. Jetzt müssen sie bei der Fortuna nur noch ihre Chance bekommen.