HSV-Kapitän van der Vaart zieht alle mit
Hamburg (dpa) - Seit Rafael van der Vaart Kapitän ist, spielt der Hamburger SV wie verwandelt. Mit seinem ersten Doppelpack (14./20. Minute) seit sechs Jahren führte der energische Niederländer seine Elf zum 2:1 (2:1)-Sieg gegen Fortuna Düsseldorf.
„Es hat ihm gut getan, Spielführer zu werden. Letzte Woche ein Assist, heute zwei Tore. Er war überragend“, urteilte Sportdirektor Frank Arnesen über den torgefährlichen Regisseur des HSV.
Vor ausverkauftem Haus köpfte van der Vaart Saisontor Nummer vier im Nachsetzen, beim fünften Treffer umkurvte er auf engstem Raum zwei Düsseldorfer Abwehrspieler und tunnelte Schlussmann Fabian Giefer. „Das war einfach ein Super-Tor, erste Klasse“, lobte Arnesen seinen teuersten Einkauf. Zuletzt war es den unbeständigen Norddeutschen im Oktober vergangenen Jahres gelungen, zweimal in Folge zu gewinnen.
„Wir waren wach, keine Penner, haben die ersten 60 Minuten sehr gut gespielt“, befand der neue Spielführer, den Trainer Thorsten Fink vor dem Mainz-Sieg anstelle von Heiko Westermann bestimmt hatte. Damit reagierte van der Vaart auf eine Standpauke am Freitag beim Geheimtraining, als Fink seine Profis als „Penner“ beschimpft hatte.
Wichtig für die Steigerung im HSV-Spiel war aber vor allem, den niederländischen Nationalspieler wieder vom defensiven Mittelfeld als Ballverteiler nach vorn zu ziehen. Hinten rieb sich der 30-Jährige zu sehr auf, vorn kann er selbst treffen. Unter den Augen seiner neuen Freundin Sabia Boulahrouz strotzte van der Vaart vor Selbstvertrauen. Er scheint seine persönliche Krise überwunden zu haben.
Der Taktgeber scheute sich auch nicht, über die Europa League zu sprechen: „Es ist alles noch drin. Wir müssen so spielen wie heute und letzte Woche in Mainz. Ansonsten haben wir keine Chance.“ Mit 44 Punkten ist der Anschluss an die internationalen Ränge zumindest hergestellt, nächsten Sonntag geht es zum FC Schalke 04.
Fink nahm das Wort Europa nicht in den Mund. Er freute sich, dass die gesamte Mannschaft von Beginn an willens war, ärgerte sich aber gewaltig, dass der Erfolg am Ende äußerst glücklich ausfiel. „Wir sind noch nicht gefestigt“, bekannte Fink. Am Sonntag kamen 1000 HSV-Fans ins Stadion, um mit den Profis zu diskutieren. „Es war ein sehr guter und angenehmer Austausch mit unseren Fans“, sagte Torwart René Adler im Anschluss an den gut zweistündigen Spieler-Fan-Dialog, den der Spielerrat nach dem 2:9 bei Bayern München initiiert hatte.
Die Fortuna musste sich dagegen über eine vertane Chance im Abstiegskampf ärgern, auch wenn der Abstand zum Relegationsplatz weiter drei Zähler beträgt. In den ersten 20 Minuten war bei den Rheinländern die Verunsicherung nach sieben Partien ohne Sieg zum Greifen nahe. Doch dann hatten die Gäste zwingendere Torchancen als die Fink-Elf. Es war weit mehr drin als das Standardtor von Dani Schahin (35.), der drei Jahre in der HSV-Reserve gespielt hatte, aber für die Profis zu schlecht befunden wurde.
„Wir müssen den Einsatz dahin treiben, dass wir über 90 Minuten gut spielen“, analysierte Trainer Norbert Meier und kritisierte vor allem die Fehler zu Beginn sehr scharf. „Wir dürfen uns nicht dahinter verkriechen, dass die Moral intakt ist“, betonte Meier, der nun vor der schwierigen Aufgabe steht, sein Team auf Borussia Dortmund einzustellen. „Wir haben jetzt eine Woche Pause, Dortmund hat noch ein schönes Spiel gegen Real Madrid vor sich.“