Interview mit Dirk Kall: Nur im Team mit Jäger

Der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende wird ab Februar 2014 neuer Vorstandschef. Ein Gespräch über Kalls umstrittene Wahl und dessen Gegenkandidaten.

Düsseldorf. Bis tief in die Nacht hatte der Aufsichtsrat getagt. Dann war klar: Dirk Kall (46) wird Nachfolger des aus dem Amt scheidenden Peter Frymuth neuer Vorsitzender des Vorstands von Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf. Im Interview spricht Dirk Kall über die Entscheidung, den Weg dorthin und sein Verhältnis zu Finanzvorstand Paul Jäger, der Gegenkandidat war.

Herr Kall, ab dem 1. Februar 2014 sind sie Peter Frymuths Nachfolger. Freuen Sie sich nach dem Theater der vergangenen Wochen darüber?

Dirk Kall: Auch wenn es eine große Herausforderung ist, freut es mich in der Tat. Vor allem, weil ich das einstimmige Vertrauen bekommen habe. Nur mit breiter Unterstützung aus Vorstand und Aufsichtsrat kann man so ein Amt angehen. Einer alleine schafft nie etwas, wir können das nur gemeinsam schaffen.

Vor wenigen Wochen hatten Sie gesagt, Sie wollten das Amt nicht. Warum ist jetzt alles anders?

Kall: Zum damaligen Zeitpunkt war ich der Ansicht, dass ich auf der Position des Aufsichtsratsvorsitzenden mit meinem Profil sehr gut aufgehoben bin — weil ich zu dem Zeitpunkt auch sehr konkrete berufliche Pläne außerhalb der Fortuna hatte. Ich glaube, ich habe oft genug bewiesen, dass ich keiner bin, der leichtfertig Aussagen trifft — schon gar nicht zu meiner Person — und sie dann wieder revidiert.

Dennoch haben Sie das in diesem Fall getan.

Kall: Ich hatte schon damals auch Ruhe in die Entscheidung bringen wollen, die medial ja sehr auf Paul Jäger oder Dirk Kall zugeschnitten war. Übrigens: nicht bei uns intern. Ich hab dann zahlreich Rückmeldung bekommen, dass ich mit meinen Stärken für diese Vorstandsposition durchaus geschaffen sei. Man sagte mir, dass ich — wie Peter Frymuth — sehr besonnen, sehr ruhig also durchaus sehr gleich sei. Zudem würden meine fachlichen Erfahrungen in Sachen Marketing und Vertrieb zur Position des operativen Vorstands passen. Wir kamen dann in eine sportlich immer schwierigere Lage. Und dann kam der Aufsichtsrat mit der Bitte auf mich zu, mir das sehr genau zu überlegen. Weil die Mitglieder einstimmig glaubten, dass ich der richtige Mann auf der Position bin.

Wann war das?

Kall: Das ist noch nicht lange her. Sehr konkret war das erst in der vergangenen Woche. Gestern Abend endete das in der einstimmigen Bestellung. Ich habe mich damit davor sehr schwer getan, mehre Tage überlegt und als erstes das Gespräch mit Paul Jäger gesucht. Weil ich glaube, dass es keine Entscheidung Jäger oder Kall geben konnte, sondern nur eine Entscheidung Jäger und Kall. Paul Jäger hat mir signalisiert, dass er sich das mit mir vorstellen kann. Und ich sage sehr deutlich, dass ich diesen Job nicht gemacht hätte, wenn Paul Jäger nicht weiter Mitglied des Vorstands geblieben wäre.

Warum?

Kall: Weil ich glaube, dass wir uns in unseren Stärken sehr gut ergänzen. Paul Jäger hat über 24 Jahre Erfahrung im Fußball und bei Fortuna. Ich bin zwar lange Jahre Aufsichtsratsvorsitzender, das ist aber keine operative Verantwortung gewesen. Jetzt können wir zusammen den Verein gut weiterentwickeln.

Sie haben Ihre Entscheidung von Paul Jäger abhängig gemacht?

Kall: Nachdem er mir sagte, er trage das mit, habe ich zugesagt. In der gesamten Phase des Prozesses hatte ich ein sehr gutes Verhältnis zu Paul Jäger. Und wir beide hätten alle Konstellationen auch mitgetragen.

Kritiker halten Ihnen vor, Sie hätten im Aufsichtsrat über ihren Job im Vorstand entschieden.

Kall: Natürlich war ich bei der Abstimmung nicht dabei, ich habe auch mein Gehalt nicht festgelegt und war nicht dabei, als beraten wurde, ob ich die beste Lösung sei.

Ein Jahressalär von 250 000 Euro wurde kolportiert.

Kall: Die Zahlen, die kolportiert werden, sind deutlich zu hoch. Und um es gleich auch zu sagen: Der Vertrag würde für den Fall des Abstiegs in die 3. Liga nicht mehr gelten.

Warum muss der neue erste Vorsitzende hauptamtlich arbeiten?

Kall: Das müssen Sie eigentlich den Aufsichtsrat fragen, aber bei den ursprünglichen Beratungen war ich ja noch dabei. Wir haben 30 Millionen in der 2. Liga und über 50 Millionen Euro Umsatz in der ersten Liga gemacht. Wenn wir das stabilisieren und ausbauen wollen, ist es auch notwendig, in das Management des Vereins zu investieren.

Wie wollen Sie die Fans befrieden, die den Zwist um den Vorstandsposten argwöhnisch beäugt haben?

Kall: Nur, indem wir Ruhe und Besonnenheit vorleben und mit einer Stimme sprechen. Das sehe ich sehr sensibel. Wir müssen uns das Vertrauen wieder erarbeiten. Ich kann nachvollziehen, dass es da Kritiker gibt. Aber ich bitte da jetzt um Vertrauen für unsere Arbeit.

Einige sehen auch Sie als Umfaller in der Trainerfrage. Sie hatten Mike Büskens das Vertrauen ausgesprochen.

Kall: Wir haben in der Aufsichtsratssitzung nach dem Aalen-Spiel eine klare Vorstandsempfehlung gehabt, sich hinter Mike Büskens zu stellen. Dann gab es trotz kontroverser Diskussion eine einstimmige Zustimmung, sich hinter den Vorstand und Büskens zu stellen. Dann aber ist der sportliche Erfolg so nicht eingetreten. Man muss den Ergebnissen auch ins Auge sehen, irgendwann muss man handeln. Jeder hier hätte die Entscheidung lieber anders getroffen.

Was sind die nächsten Aufgaben?

Kall: Wir haben im Moment eine Situation, in der wir nicht über mittelfristige Ziele reden sollten. Der Fokus muss sein, dass wir jetzt alles daran setzen, bis zur Winterpause so viele Punkte wie möglich zu holen.

Und wer wählt den neuen Trainer aus?

Kall: Die Trainerauswahl liegt beim jetzigen Vorstand unter Hinzuziehung von Helmut Schulte und dessen Beratung. Die werden das in Abstimmung sehr professionell angehen.