Karpuz sucht seine Chance

19-jähriger Türke genießt die ersten Tage als Profi bei der Fortuna und will viel lernen.

Düsseldorf. An die Gepflogenheiten im Profifußball hat sich Muhammet Karpuz schon gewöhnt. „Dass ich als junger Spieler öfter mal Trainingsmaterialien schleppen muss, gehört dazu. Das ist kein Problem“, sagt der 19-Jährige.

Das im Sommer den A-Junioren entwachsene und mit einem Lizenzspielervertrag bis 2015 ausgestattete Eigengewächs der Fortuna genießt die ersten Tage als Profi. „Ich bin sehr gut aufgenommen worden und komme auch schon ordentlich zurecht“, sagt Karpuz. Dabei sah es bis vor kurzem noch so aus, als würde der rechte Außenverteidiger den Trainingsstart bei der Fortuna verpassen.

Karpuz schien auf einem guten Weg, einen Platz im Kader der türkischen U 20-Nationalmannschaft für die heute beginnende U 20-Weltmeisterschaft im eigenen Land zu ergattern. „Letztlich hat sich der Nationaltrainer dann aber für einen älteren Spieler auf meiner Position entschieden“, sagte der Deutsch-Türke. Die Enttäuschung darüber ist beim gebürtigen Erkelenzer schnell verflogen. „Vielleicht ist es für mich sogar besser so“, meint Karpuz.

Nun hat der Nachwuchsmann die Gelegenheit, den neuen Trainer Mike Büskens von Beginn an von seinen Stärken zu überzeugen. Diese liegen — auch wenn die Position es anderes vermuten lässt — zweifelsfrei in der Offensive. „Mo hat ein hohes spielerisches Potenzial. Er beherrscht den Pass in die Tiefe und kann daher für den Spielaufbau sehr wertvoll sein“, sagt Fortunas U 19-Trainer Sinisa Suker.

Der Fußball-Lehrer hatte Karpuz in den vergangenen beiden Spielzeiten unter seinen Fittichen und war maßgeblich an dessen Entwicklung beteiligt. Für seinen ehemaligen Schützling hält der erfahrene Jugendtrainer auch noch einen Ratschlag parat. „Für Mo ging es in den letzten beiden Jahren steil bergauf. Er muss verinnerlichen, dass es nicht immer so weitergeht, sondern junge Spieler auch mal Täler durchlaufen.“

Dass man als Fußballer zuweilen auch Rückschläge verkraften muss, hat Muhammet Karpuz bereits am eigenen Leib erfahren. Als B-Jugendlicher wurde er bei Borussia Mönchengladbach aussortiert. „Das tat damals natürlich weh. Aber ich habe eigentlich nie an mir gezweifelt.“ Karpuz entwickelte sich dann so gut, dass Trainer Taskin Aksoy ihn zum Ende der vergangenen Saison vorzeitig in die U 23 beförderte.

„Es ist nicht immer einfach, die Entwicklungen von Spielern vorherzusehen“, sagt Karpuz ohne Vorwurf nach Mönchengladbach, „ich bin einfach nur froh, dass es bis jetzt so gut gelaufen ist.“

Bis zu einem möglichen ersten Zweitligaeinsatz ist es für den Jungspund bei allem Talent noch ein weiter Weg. „Mo kann sich im Abwehrverhalten ganz bestimmt noch steigern“, sieht Suker Verbesserungspotenzial. Bei seinem früheren Zögling stößt er damit auf offene Ohren. „Ich weiß, dass ich noch eine Menge lernen muss. Dazu möchte ich jedes Training nutzen.“

Dass es im heute beginnenden Trainingslager verstärkt um konditionelle Elemente gehen wird, löst bei Karpuz „Respekt und Vorfreude“ aus. Fortunas Perspektivspieler ist froh, mit Ihlas Bebou und Robin Heller zwei Weggefährten aus der letztjährigen U 19 an der Seite zu haben.

Denn auch wenn sich Karpuz bereits an einige Gepflogenheiten im Profibereich gewöhnt hat, ist die Unsicherheit nach den ersten Tagen im Kreis der „Großen“ nicht ganz verflogen. „Da ist es gut, Spieler an der Seite zu haben, die man gut kennt und mit denen man reden kann.“