Kenneth Kronholm: „Bescheidenheit schadet nicht“
Im WZ-Interview spricht Kenneth Kronholm über seine Rolle als Nummer eins und seine Ziele mit dem Fußball-Drittligisten.
Düsseldorf. Herr Kronholm, wer steigt am Saisonende in die 2. Bundesliga auf?Kronholm (lachend): Gute Frage. Wenn Osnabrück sich nicht dumm anstellt, dann sind sie ziemlich bald auf der sicheren Seite. Dahinter haben wir die besten Karten, und das bleibt hoffentlich auch so. Schließlich wollen wir der lachende Zweite sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Kickers Emden da oben hält. Auf die fünf, sechs Mannschaften hinter uns müssen wir aber höllisch aufpassen. Hätten Sie nicht spontan "Wir" antworten wollen statt die Osnabrücker zu nennen?Kronholm: Nein. Natürlich würde ich es mir wünschen, dass wir aufsteigen. Aber ein bisschen Bescheidenheit hat noch keinem geschadet. Wir sollten in diesen Tagen die Kirche im Dorf lassen und von Spiel zu Spiel denken. Am Samstag gegen Dresden sind Sie zum dritten Mal in der Stamm-Elf. Ohnehin tragen Sie das Trikot mit der Nummer eins. Hat Sie das angespornt im Duell mit Patrick Deuß?Kronholm: Das war purer Zufall. Am 8. Juli war ich zum ersten Mal in der Kabine, und da hat mir Fortuna-Betreuer Aleks Spengler die Nummer eins zugeteilt. Gesprochen haben wir nie darüber. Patrick wollte die Nummer 22 aus der vergangenen Saison behalten, und als Torwart habe ich natürlich gerne die Nummer eins auf dem Rücken. In Wolfsburg hatte ich da ganz andere: die eins, die 24 und im Profi-Kader die 49. Was sind sie denn als Torwart für ein Typ?Kronholm: Im Training kann ich laut werden, da scheppert es schon mal. Im Stadion kann ich schreien, wie ich will, da hört mich kaum einer. Deshalb versuche ich, meine Mannschaft spielerisch zu unterstützen, aufmerksam und immer anspielbar zu sein. Als ich 1999 angefangen habe mit Fußball spielen, war ich in der C-Jugend Stürmer, ehe es in der B-Jugend einen Engpass bei den Torhütern gab. Damit fing die Geschichte an. Und bei der Fortuna kam der nächste Schritt. Wie hat Ihnen Trainer Uwe Weidemann in der Winterpause mitgeteilt, dass Sie Patrick Deuß als Nummer eins ablösen?Kronholm: Das war am Mittwoch vor dem Spiel gegen Osnabrück. Patrick musste zuerst zu ihm, kam dann wieder heraus und hat sich nichts anmerken lassen. Der Trainer hat mit einem tiefen Tonfall begonnen, so wie Bundestrainer Jürgen Klinsmann im "Sommermärchen"-Film bei der Entscheidung für Jens Lehmann. Er sagte, wir seien gut und Patrick der erfahrenere Torwart. Da dachte ich schon, dass ich nicht spiele. Doch dann sagte er, dass ich die Nummer eins sei und ihm das Vertrauen zurückgeben solle. Ab da habe ich innerlich gejubelt und irgendwie abgeschaltet. Was der Trainer danach gesagt hat, weiß ich gar nicht mehr. Ist also bisher alles in Erfüllung gegangen, was Sie sich bei der Fortuna vorgenommen haben?Kronholm: Auf jeden Fall. Mir konnte mit der Fortuna nichts Besseres passieren. In Worms ging es drunter und drüber. Mal habe ich gespielt, mal nicht. Als ich dann als Nummer zwei hierher gekommen bin, habe ich mich auch so verhalten, mich auf die Bank gesetzt und war trotzdem ein Teil der Mannschaft. Jetzt sind Sie zum dritten Mal als Nummer eins in der Startaufstellung. Haben Sie sich auf Dresden besonders vorbereitet?Kronholm: Nein, das ist ein Spiel wie jedes andere. Ob es gegen einen Kreis- oder einen Bundesligisten geht, ist mir völlig egal. Ich versuche in jeder Minute das zu machen, was das Richtige ist. Vor einem Jahr habe ich mir allerdings kaum träumen lassen, dass ich jetzt vor rund 20 000 Menschen in der Arena auflaufen werde. Wie waren denn die zwei Spiele vorher für Sie persönlich?Kronholm: Es ist ein bisschen schade, dass ich in Erfurt das erste Gegentor bekommen habe. An sich fand ich meine Leistung in Ordnung. Da war auch nichts Besonderes dabei. Gegen Osnabrück ist bis auf den Schuss von Thomas Reichenberger, den jeder Torwart halten muss, nicht viel aufs Tor gekommen. In Erfurt war es ähnlich. Ihr Vertrag läuft zum Saisonende aus. Wie soll es weitergehen?Kronholm: Das ist alles noch offen, aber da verlasse ich mich ganz auf meinen Berater. Der hat mich bisher prima unterstützt. Gespräche mit der Fortuna gab es auch noch nicht.
Kenneth Kronholm
Geboren: 14. Oktober 1985 in Fort Belair/Virginia (USA)Größe/Gewicht: 1,88 m/81 kg
Nationalität: Deutscher
Bisherige Stationen: Wormatia Worms, FC Carl Zeiss Jena, VfL Wolfsburg II, Waldhof Mannheim, SG Oftersheim