Marco Christ: Eine Diva wird zum Helden
Marco Christ hat sein Potenzial mit dem Tor zum Aufstieg bereits offenbart. Für die Fortuna wird der Regisseur immer wichtiger.
Düsseldorf. Marco Christ ist durch ein "Stahlbad" gegangen. Anfang April war der Mittelfeldspieler der Fortuna beim 1:1 gegen den VfB StuttgartII eingewechselt worden, sorgte mit einem lustlosen Auftritt für mächtig Ärger bei seinem Trainer Norbert Meier. Als "Diva" bezeichnete Meier den 28-jährigen Fußballer, auf den die Kritik nachher einprasselte. "Das ist die besondere Situation in Düsseldorf - da gibt es nur Schwarz oder Weiß. Läuft es gut, lebst du wie Gott in Frankreich.
Läuft es schlecht, gibt es ordentlich auf die Fresse", sagt Christ, der mittlerweile wieder gesprächiger ist. Nach jenen Ereignissen vom April hatte er sich einen "Maulkorb" verpasst, wollte gegenüber der Öffentlichkeit keine Stellung mehr beziehen.
Das stieß auf wenig Verständnis, obwohl seine Leistungskurve nach oben ging: erst zweimal eingewechselt gegen Berlin (0:1) und in Wuppertal (0:0), in der Endphase der Saison dann zwei Treffer in Braunschweig (5:5) sowie die jeweils entscheidenden Tore gegen Jena (1:0) und Bremen II (1:0).
Gerade an den Treffer am letzten Spieltag gegen Bremen muss er noch oft denken: "Ich habe es ja auch zigmal erzählen müssen: Der Ball war als Flanke gedacht, aber als er in der Luft war, wusste ich, dass er reingehen kann." Die "Flanke" schlug ins Netz ein, die ausverkaufte Arena bebte, mit dem Schlusspfiff stand die Rückkehr der Fortuna in die 2. Bundesliga nach zehnjähriger Abwesenheit fest. Christ war der Aufstiegsheld - auch für die Leser der Westdeutschen Zeitung, die ihn zum "Spieler der Saison wählten.
"Für so einen Erfolg arbeitet man jeden Tag als Fußballer." Natürlich auch in der Sommerpause. Früher habe er mal weniger gemacht, war hin und wieder von Verletzungen ausgebremst worden. Heute weiß Christ: "Man muss was tun, ganz unabhängig von den Urlaubsvorgaben des Trainers."
Vielleicht erklärt die Fleißarbeit des erklärten Fortuna-Regisseurs, dass er sich in der Vorbereitung bisher prächtig präsentiert. Gerade nach dem wahrscheinlichen Ausfall des verletzten Andreas Lambertz sind seine Offensivqualitäten gefragt, und mit einer starken Leistung beim 1:0 gegen Vitesse Arnheim zeigte er sich dafür auch bereit.
"Das ging gut zur Sache, ein Vorgeschmack auf den HSV", sagte Christ, der nicht nur neuerdings die Nummer 10, sondern auch am Ende dieses Spiels sogar die Kapitänsbinde trug. In der Begegnung mit dem niederländischen Erstligisten führte er Regie im Mittelfeld, legte Olivier Caillas maßgerecht zum einzigen Treffer des Tages vor. Als Stammspieler dürfte Christ gesetzt sein, auch wenn Trainer Meier sagt: "Nirgendwo ist der Konkurrenzkampf so groß wie im Mittelfeld."
Allein schafft Christ das "Unternehmen Klassenerhalt" jedoch nicht - das weiß er: "Wir sind eine geile Truppe. Wenn wir die Euphorie und die mannschaftliche Geschlossenheit mitnehmen, dann kann das klappen."