Nachholspiel ist der falsche Weg

Die Ereignisse werden ausgeschlachtet.

Nicht nur die Spannung vor dem Urteil des DFB-Sportgerichts zum Relegations-Rückspiel ist unerträglich. Auch die Berichterstattung in manchen Medien, deren Autoren, ohne dabei gewesen zu sein, von Skandal, Chaos und panikartigen Zuständen schreiben, ist nicht auszuhalten.

Fans, die einfach nur verfrüht gefeiert haben, werden kriminalisiert und zu charakterlosen Randalierern abgestempelt. Natürlich darf es nicht dazu kommen, dass vor dem Abpfiff Menschen aufs Feld rennen. Dafür wird und muss es eine Strafe geben.

Dass die Berliner ein mehr als ungutes Gefühl hatten und die 90 Sekunden Nachspielzeit für sie sicher nicht geeignet waren, um noch ein Tor zu erzielen, kann man sogar nachvollziehen. Und unabhängig von allen anderen Ereignissen ein Wiederholungsspiel zu fordern, ist ebenso nachvollziehbar.

Doch es wäre ein Geschenk, das man Hertha nicht machen darf. Läuft es künftig in einem Spiel nicht günstig für die eigene Mannschaft, wird allerorten zum Platzsturm geblasen.

Und speziell zum aktuellen Fall: Unmittelbar nach dem 2:1 für Fortuna flogen so massiv Leuchtraketen und gefährliche Knallkörper aus dem Berliner Fanblock auf den Platz, dass sich auch die Fortuna-Spieler in der von Hertha-Spielern später beschriebener Todesangst befunden haben müssten.

Dass die Fortuna in dieser Phase nicht konzentriert auf das 3:1 spielen konnte, sollte ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden. Die Angriffe auf den Schiedsrichter nach dem Abpfiff rücken die scheinheilig wirkenden Aussagen der Hertha-Profis in ein anderes Licht. Ängstliche Berliner verletzten den Schiedsrichter?

Das erscheint wenig glaubwürdig, wie das Herthas Anwalt Christoph Schickhardt drehen mag. „Viele meiner Prozesse werden im Grunde in den Medien entschieden. Der Erstschlag muss sitzen, und der muss auch medienmäßig professionell begleitet werden“, sagte er kürzlich in einem Interview.