Fortuna Düsseldorf Pokal-Duell gegen RWE weckt Erinnerungen
Die Fortuna tritt Anfang August im DFB-Pokal bei Rot-Weiss Essen an. Ein Duell mit Historie. Auch für Frank Mayer.
Düsseldorf. Wer mit der Gegenwart nicht viel anfangen kann, flüchtet sich gern in die Vergangenheit. Fußballfans können das besonders gut. Auch die der Fortuna. Und so gönnte sich die aktive Fanszene vor knapp drei Wochen eine Auszeit vom tristen Zweitliga-Alltag und besuchte das Spiel der Reserve beim KFC Uerdingen. „Wie in alten Zeiten“ sollte es sein. Wie Anfang des Jahrtausends, als die Düsseldorfer bis in die vierte Liga abgestürzt waren und sich die Fans vor allem selbst feierten — um überhaupt etwas zu lachen zu haben.
Anfang August haben Fortunas Fans nun erneut die Chance, eine Art Zeitreise zu erleben. Denn dann kommt es für alle, die den bitteren Gang in die Niederungen des Fußballs mitgemacht hatten, zum Spiel aller Spiele: Rot-Weiss Essen gegen Fortuna Düsseldorf. Es ist ein Duell mit Geschichte — und jeder Menge Legenden.
Das beginnt schon in den 50er Jahren. Damals standen sich die beiden Clubs allerdings nicht gegenüber, sondern bildeten immer wieder Spielgemeinschaften, um gegen internationale Spitzenteams wie den FC Liverpool, die Boca Juniors oder Arsenal London anzutreten.
Das Spiel der Spiele stieg im November 1956. Zwei Jahre nach dem „Wunder von Bern“ — mit Düsseldorfern (Torwart Toni Turek) und Essenern (Siegtorschütze Helmut Rahn) in den Hauptrollen — kam es zu einer Art Revanche. Das Fortuna/RWE-Team traf an der Hafenstraße vor 40 000 Zuschauern auf Honvet Budapest mit Weltstar Ferenc Puskás. Und die Fans wurden nicht enttäuscht. Am Ende hieß es 5:5.
Doch irgendwann war es mit der Freundschaft vorbei. Danach machten die Duelle gegeneinander Schlagzeilen. Mit rauschenden Siegen und krachenden Niederlagen auf beiden Seiten. So gewann die Fortuna in der Bundesliga-Saison 1966/1967 zwar 4:0 in Essen, am Ende stiegen aber beide ab. In Erinnerung blieben auch die beiden Spiele in der Saison 1976/1977. Nach dem 4:4 im Hinspiel in Düsseldorf gewann RWE das Rückspiel mit 5:3. Vor dem erneuten Abstieg rettete das die Essener aber nicht. Es war gleichzeitig das letzte Bundesliga-Duell der Rivalen.
In der Folge trafen sie sich nur noch unterklassig. Wie beim 5:1-Auswärtssieg der Fortuna beim Zweitligaspiel 1988/1989. Danach dauerte es zehn Jahre, bis beide Clubs erneut gegeneinander spielten. Doch dann ging es Schlag auf Schlag. Um die Jahrtausendwende herum elektrisierten zahlreiche Duelle die beiden Fanlager, die sich ihrerseits regelrechte Schlachten lieferten — nicht nur mit Worten.
„Da ging es immer hoch her. Im Stadion und vor dem Stadion“, sagt einer, der es wissen muss: Frank Mayer. Noch heute werde er immer wieder auf seine drei Tore im Niederrheinpokal 2002 am verregneten Flinger Broich angesprochen. Als Viertligist empfing Fortuna die favorisierten Essener aus der dritten Liga. Lange führten die Gäste, ehe Mayer kam und den verhassten Nachbarn allein abschoss. Sieben Monate zuvor hatten sich die Clubs beim letzten Fußballspiel im Rheinstadion 1:1 getrennt.
2004 folgte das nächste große Spiel im Finale des Verbandspokals in der Krefelder Grotenburg. Mehr als 10 000 Düsseldorfer waren vor Ort und zeigten die legendäre „Fortuna-Deluxe“-Choreo. Essen — als Aufsteiger bereits für den DFB-Pokal qualifiziert — schickte eine bessere A-Jugend auf dem Platz und gewann 2:0. „Da war ich verletzt“, sagt Mayer noch heute lachend, der das bislang letzte Duell 2009 im Niederrheinpokal nicht mehr als Spieler erlebte. Fortuna war als Zweitligaaufsteiger Favorit und verlor nach Elfmeterschießen.
Geht es nach Mayer, der die Auslosung am Mittwochabend verfolgte, wird das nun anders: „Als das Spiel gezogen wurde, dachte ich: Perfekt, da fahre ich hin. Dieses Mal sind sie fällig.“