Saisonbeginn: Der Fortuna-Fan — zwischen (Vor-)Freude und Leid
Vier Jahre in der 2. Liga haben den Club Kredit gekostet. Doch der Rückgang der Zuschauerzahlen ist gestoppt, und wieder einmal geht der Anhang voller Erwartungen in eine neue Saison.
Düsseldorf. Fans des FC Schalke 04, die nach 1958 geboren wurden, haben noch nie eine Meisterschaft ihres Clubs feiern dürfen. Anhänger des TSV 1860 München haben es angesichts eines beispiellosen Chaos hinter den Kulissen und daraus resultierendem sportlichen Niedergang in dieser Dekade besonders schwer. Ihr Verein ist inzwischen in die Viertklassigkeit abgestürzt. Wer es mit Fortuna Düsseldorf hält, der kann das Leid anderer Fans bestens verstehen. Denn egal ob Gelegenheitsbesucher im Stadion, Dauerkarteninhaber seit dem Bundesligajahr 2012/13 oder „Allesfahrer“ und Fanclubmitglied — Düsseldorfs führender Fußballclub sorgt nicht selten bei seinen Begleitern für Kopfschütteln, die Zunahme von grauen Haaren auf dem Kopf oder merkwürdige Magenschmerzen. Und das schon immer.
Vier Jahre sind seit dem Abstieg nach dem einzigen Bundesligajahr seit 1997 vergangen. Und die inzwischen 122 Jahre alte Dame in rot und weiß, die oft als „launische Diva“ bezeichnet wird, hat in diesen Jahren viel Kredit bei ihren Anhängern verloren. Immer wieder ist vor und während der Saison von Trainern und Funktionären zu hören, dass es wichtig sei, dass sich die Zuschauer wieder mehr mit ihrer Fortuna identifizieren können. In der vergangenen Saison gelang es Friedhelm Funkel, der inmitten der hochmodernen Jungtrainer á la Julian Nagelsmann inzwischen wie ein Gelehrter aus einer einfacheren und basisorientierteren Fußballwelt wirkt, dass die Profis auf dem Rasen das Gefühl vermitteln, dass sie alles aus sich herausholen. Das wurde von den Fans honoriert. Und sie gingen den beschwerlichen Weg in Richtung Klassenerhalt klaglos mit.
Belegt wird dies auch durch die Zuschauerzahlen, die sich nach drei Jahren Rückläufigkeit von 46 000 (Bundesliga), 33 000 und 30 000 auf knapp unter 26 000 Besucher pro Heimspiel in der vergangenen Saison einpendelten. Doch auch bei der Fortuna hat der gemeine Fan eine bestimmte Erwartungshaltung und möchte eine Entwicklung erkennen. Das generelle Leiden auf der Südtribüne oder im Oberrang alleine soll und darf schließlich nicht alles sein. Attraktivität in der Spielweise ist so ein Beispiel für die Hoffnungen mit Blick auf die am Montag startende Saison: „Ich erwarte eine offensivere Fortuna. Die Verstärkungen werden die Mannschaft aber nicht weiter bringen, wenn nicht jemand um Rouwen Hennings herumarbeiten kann“, sagt Sascha (34). Etwas allgemeiner gefasst ist die Aussage von René (32): „Mehr Begeisterung, mehr Risiko und erfolgreichere Heimspiele sind meine Erwartungen.“
Mit mehr Erfolg — gerade in den Heimspielen — dürften auch Zuschauerzahlen und die Freude an der Fortuna wieder steigen. In Düsseldorf gilt diese einfach aussehende Rechnung vielleicht noch etwas mehr, als in anderen Städten. Möglicherweise auch, weil viele der Ansicht sind, dass sie genug mit der Fortuna durchlitten haben. Das Ziel der neuen Saison soll ein Platz unter den ersten Sechs sein. Werden Funkel und sein Team dieser Erwartungshaltung gerecht, dürften Kopfschütteln und Magenschmerzen keine Nebenwirkungen sein. Fortunas Anhang sehnt in jedem Fall Besserung herbei. „Es muss wieder Euphorie ins Stadion einkehren. Fortuna muss wieder Spaß machen und keine Pflichtveranstaltung sein“, sagt Danny (35).