Trotz Diegos Weggang Nachhilfe für den Nachwuchs aus dem Hause Contento

München/Düsseldorf · Trotz des Abschieds von Diego Contento vor zwei Jahren unterhält die Familie noch immer einen sehr engen Draht zum Verein.

Christian Lasch, Jessica Contento und Massimo Cancellara (v.l.) helfen Simeon Rapsch im September 2019 bei der Nachhilfe in Fortunas NLZ.

Foto: Horstmueller/HORSTMUELLER GmbH

Im Grunde war die Geschichte bereits am 30. Juni 2020 zu Ende geschrieben. Oder besser gesagt: Nach den üblichen Maßstäben der Branche hätte sie zu diesem Zeitpunkt zu Ende geschrieben sein müssen. Denn genau an diesem Datum lief der Vertrag von Diego Contento beim Zweitligisten Fortuna Düsseldorf aus – nach nur zwei Jahren, in denen für den Linksverteidiger einfach zu vieles schiefgelaufen war. Sein entscheidendes Manko war ein Kreuzbandriss, den er sich in seiner ersten Saisonvorbereitung am Rhein zugezogen hatte. Dieser warf Contento so weit zurück, dass er auch nach vollständiger Genesung nie zu dem sportlichen Faktor wurde, den sich alle erhofft hatten.

Nun sind zwei Jahre im Profigeschäft eigentlich nicht genug, um Wurzeln an einem Ort zu schlagen. Erst recht, wenn sich die Erwartungen dort nicht erfüllt haben. Doch bei der Familie Contento verhält sich das ganz anders: Bis heute unterhält sie eine äußerst enge Verbindung zur Fortuna, und ein Ende ist dabei aktuell nicht abzusehen.

Jessica Contento gründete
eine Online-Nachhilfeplattform

Der Grund dafür ist der Beruf von Diegos Ehefrau Jessica, die nie in das gängige Klischee der „Spielerfrau“ gepasst hat. Sie hat sich mit ihrem Bruder Massimo Cancellara ein Unternehmen aufgebaut, die Online-Nachhilfeplattform Easy-Tutor – und die ist seit mehr als zwei Jahren Partner von Fortunas Nachwuchsleistungszentrum am Flinger Broich.

Erst kürzlich wurde der Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert. „Auch in der Saison 2022/23 unterstützen wir also die Nachwuchsspieler beim herausfordernden Spagat zwischen Schule und Sport“, sagt Jessica Contento. „Wir starten somit die dritte Saison in Folge mit einer erfolgreichen Partnerschaft. Wir sind sehr froh, das Vertrauen der Fortuna genießen zu dürfen und schätzen die Zusammenarbeit sehr. Wir freuen uns über die langjährige Partnerschaft und darüber, unseren Beitrag zum schulischen Erfolg der Nachwuchsspieler zu leisten.“

Und wie schwierig dieser Spagat sein kann, hat ihr Ehemann Diego selbst frühzeitig feststellen müssen. Der heute 32-Jährige ist in der Nachwuchsabteilung des FC Bayern München groß geworden, kennt daher alle Tücken und Fallstricke, die das Profigeschäft für junge Talente bereithalten kann. Auch bei Fortuna ist man sich absolut darüber im Klaren, dass nur die Wenigsten aus dem eigenen Nachwuchs wirklich den Sprung zu den Profis schaffen, und deshalb ist der Verein sehr darum bemüht, dass die jungen Kicker im NLZ ihre außersportliche Ausbildung nicht vernachlässigen. „Wir verfolgen eindeutig einen ganzheitlichen Ansatz“, erklärte der scheidende NLZ-Direktor der Fortuna, Frank Schaefer, bei Vertragsabschluss mit Easy-Tutor. „Es wäre fahrlässig, Jugendliche nur auf den Fußball vorzubereiten. Schulische, sportliche und persönliche Entwicklung sind eng miteinander verzahnt.“ Christian Lasch, der pädagogische Koordinator des Nachwuchsleistungszentrums, ergänzte seinerzeit: „Jessica und Massimo haben schon jahrelange Erfahrung. Die Qualität der Tutoren und deren gewissenhafte Auswahl haben uns überzeugt.“

Diese Überzeugung hat bis heute angehalten. Und offenbar ist es Contento, Cancellara und Co. auch gelungen, über die Fußballschiene hinaus mit ihrem modernen Online-Nachhilfekonzept auf sich aufmerksam zu machen. Dieser Tage wurde in der Wirtschaftspresse vermeldet, dass Easy-Tutor im Zuge einer sogenannten Series-A-Finanzierungsrunde 4,8 Millionen Euro frisches Kapital erhält. Dieses stammt vom Bestandsinvestor Bayern Kapital und dem Münchner Family Office K+K1 rund um den Timify-Gründer Andreas Knürr. Schließlich hat auch das Familienunternehmen seinen Sitz in München, der Heimatstadt der Contentos.

Eine Erfolgsgeschichte mit engem Bezug zur Fortuna und deren NLZ also. Erst im Juli dieses Jahres durfte Jessica, deren Firma inzwischen zum Metropolpartner des Zweitligisten aufgestiegen ist, vor dem Zweitliga-Heimspiel gegen den SC Paderborn auf dem Rasen der Arena ein Unterstützungsprojekt für aus der Ukraine geflüchtete Schüler vorstellen.

Und Diego? Trotz aller Rückschläge hat der frühere Champions-League-Spieler die Flinte noch nicht ins Korn geworfen. Seit seinem Abschied vom SV Sandhausen, zu dem er 2020 von Fortuna aus wechselte, im Sommer dieses Jahres wird er zwar unter der Kategorie „vereinslos“ geführt, aber das muss noch nicht das letzte Wort sein. Das Wort „aufgeben“ steht nicht im Vokabular der Familie.