Herr Jobst, was bedeutet Ihnen Weihnachten?
Auf einen Glühwein mit Alexander Jobst „Zuhause ist klar Düsseldorf, fühlen uns hier pudelwohl“
Interview | Düsseldorf · Er ist seit Anfang des Jahres Vorstandschef bei Fortuna. Eine persönliche Begegnung mit ihm auf dem Weihnachtsmarkt.
Alexander Jobst ist in diesem Fußball-Geschäft schon viel rumgekommen. Er war bei Real Madrid, der Fifa. Über eine lange Zeit im Vorstand des FC Schalke 04. Er kennt also die Mechanismen der Branche nur zu gut. Ob er sich mit den Jahren verändert hat? Mit Sicherheit. In Düsseldorf hat er in seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender in den vergangenen Monaten viel zugehört. Er ist vorsichtig an sein Tagewerk gegangen. Hat versucht zu moderieren, statt auf den Tisch zu hauen. Es sind anspruchsvolle Zeiten. Wir wollten wissen, was die Person Alexander Jobst abseits seiner Funktion bei Fortuna ausmacht. Wir haben mit dem 49-Jährigen auf dem Düsseldorfer Weihnachtsmarkt gesprochen – auf einen Glühwein mit Alexander Jobst.
Alexander Jobst: Familie. Weihnachten bin ich eher Traditionalist: der Baum, das Weihnachtsbier, Zeit mit der Familie, Gesellschaftsspiele am Nachmittag.
Da müssen wir doch gleich einhaken: Welche Spiele bevorzugen Sie?
Jobst: Monopoly und Risiko zum Beispiel.
Risiko in der alten Variante, als es noch hieß: „Erobern Sie die Länder...“ oder in der neuen mit der Formulierung „Befreien Sie...“?
Jobst: (lacht) Wir haben noch die alte Version mit den Eroberungen. Der alte Taktiker greift sich dann nach Möglichkeit immer erstmal Australien: wenig Angriffsfläche, wichtige Punkte.
Schummeln Sie?
Jobst: Nein, aber ich kann einfach nicht verlieren. Es kommt dann auch durchaus mal schlechte Laune auf, wenn es in die falsche Richtung läuft.
Und bei Monopoly: Wer hat bei Ihnen die Bank?
Jobst: Unsere große Tochter. Sie ist inzwischen 13 und macht das sehr gern. Sie meldet das immer direkt an. Erst am Sonntag vor einer Woche haben wir das zu Hause noch gespielt.
Haben Sie schon alle Weihnachtsgeschenke?
Jobst: Ertappt. (lacht) Ich bin einer derjenigen, die Heiligabend noch einmal losflitzen müssen. Für die Kinder haben wir schon alles beisammen, aber es fehlen noch ein paar Geschenke um die Familie herum.
Sind Sie Onlinebesteller oder gehen Sie mehr die Läden ab?
Jobst: Sowohl als auch. Ich schaue schon mal im Internet, aber es ist schon ein Ritual geworden, dass ich Heiligabend noch mal allein losgehe.
Wenn Sie uns zu Weihnachten auch eine sehr persönliche Frage erlauben: Sind Sie gläubig?
Jobst: Ja. Ich komme aus eine katholischen Familie, bin nicht nur getauft, sondern glaube auch an Gott und versuche, das an die Familie weiterzugeben. Das heißt aber nicht, dass ich jeden Sonntag ins Hochamt gehe.
Sind Sie in Düsseldorf in einer Gemeinde aktiv?
Jobst: Wir gehören zur Gemeinde Wittlaer. Da wird in der Regel auch der Weihnachtsgottesdienst besucht. Wie gesagt, ich bin nicht sehr katholisch, aber der Glaube gibt trotzdem Halt, auch in dieser Zeit.
Weihnachten ist für Sie also mehr als nur der Austausch von Geschenken?
Jobst: Ganz bestimmt, der ursprüngliche Sinn dieses Festes spielt bei uns eine Rolle und wird, so lange es geht, an die Kinder übertragen. Mit Kirchgang, dem Christkind und der Bescherung nach der Kirche.
Weihnachten hat für viele Menschen auch eine Heimkehr-Funktion. Wo ist für Sie Heimat?
Jobst: Das ist eine wirklich gute Frage. Meine engsten Freunde haben sie mir auch schon gestellt; sie kommen noch aus meinem Geburtsort Fulda. Ich fühle mich in Düsseldorf inzwischen zu Hause. Unsere Kinder sind hier großgeworden, wir leben seit mehr als zehn Jahren hier und fühlen uns pudelwohl, möchten hier gern auch in Zukunft leben. Heimat hat dann aber auch viel mit dem Geburtsort zu tun, mit den Eltern und Geschwistern. Das ist auch noch Heimat, aber das Zuhause ist klar Düsseldorf. Herbert Grönemeyer singt in seinem Song ,Heimat‘: „Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl.“ So ist es.
Wie lange haben Sie in Fulda gelebt?
Jobst: Von Geburt bis 1995. Dann bin ich zum Studium nach Bayreuth, beruflich nach München, Madrid, Zürich, Gelsenkirchen und eben hier.
Dann haben Sie Fulda ja noch als sogenanntes „Zonen-Randgebiet“ zur DDR erlebt.
Jobst: Wir waren von der damaligen Grenze nur knapp 50 Kilometer entfernt. Und plötzlich ging diese Grenze auf, und wir waren mitten in Deutschland. Eine sehr schöne Stadt mit viel Lebensqualität und der Rhön ganz in der Nähe. Aber ich könnte mir aktuell schwer vorstellen, dort zu leben. Es wäre mir doch ein bisschen zu klein und zu beschaulich.
Gibt es irgendetwas, was Sie sich jedes Jahr wünschen, aber nie bekommen?
Jobst: Jedes Jahr haben meine Frau und ich den Vorsatz, dass wir bei allem positiven Jobwahnsinn versuchen, zweimal während der Woche gemeinsam zu Abend zu essen. Wenn dann jeweils ein Abend herausspringt, sind wir schon ganz gut dabei. Wir sind jetzt 20 Jahre zusammen und haben ja noch ein bisschen Zeit (lacht).