Talent und Perspektive zählen
Fortunas Chefscout Mark Ulshöfer sieht sich als Teil eines funktionierenden Teams: „Der Charakter der Mannschaft stimmt.“
In den Vordergrund drängt es ihn nicht. Doch Mark Ulshöfer ist untrennbar mit den Erfolgen von Fortuna in den vergangenen drei Jahren verbunden. Der Chefscout des Fußball-Zweitligisten beobachtet nicht nur die nächsten Gegner, sondern hat bei der Spielersichtung in Absprache mit Manager Wolf Werner und Trainer Norbert Meier eine wichtige Aufgabe.
Herr Ulshöfer, wie sieht die Zusammenarbeit mit Trainer und Manager aus?
Ulshöfer: Grundsätzlich arbeite ich Norbert Meier und Wolf Werner zu. Da absolutes Vertrauen zwischen uns herrscht — was wichtig für uns alle ist und ich auch sehr genieße — kann ich mich gut in den Diskussionen einbringen und meine Meinung wird respektiert. Dadurch, dass ich meistens morgens um 9 Uhr in der Trainerkabine und auch sonst sehr nahe an der Mannschaft bin, gibt es einen großen Identifikationsfaktor. Das erleichtert die Arbeit, das Teamwork wird bei Fortuna ohnehin groß geschrieben.
Wie kam der Kontakt zustande?
Ulshöfer: Kurze Zeit nachdem Norbert Meier Trainer bei der Fortuna geworden war, hat er mich kontaktiert. Ich habe das zunächst als freier Mitarbeiter gemacht, später wurde daraus ein fester Job. Es macht mir auch mehr Spaß, näher am Sport zu sein, als Spieler nur bei der Karriere zu beraten.
Wie hat sich das Scouting bei Fortuna inzwischen entwickelt?
Ulshöfer: Wir haben die Scouting-Abteilung konzeptionell neu aufgebaut. Neue Strukturen, mehr Manpower und eine ausgefeilte Datenbank waren nötig. Natürlich ist es auch wichtig, über ein Netzwerk zu verfügen, so dass man Informationen filtern und einschätzen kann.
Gehen Sie denn allen Hinweisen nach?
Ulshöfer: Bei 1000 Angeboten von Spielern im Jahr muss man gewichten. Der Kontakt zu anderen Scouts, Spielervermittlern und Trainern sowie die eigene Erfahrung ist wichtig, um die Seriosität dieser Angebote und Anfragen einschätzen zu können.
Worauf achten Sie, wenn Sie Spieler direkt beobachten?
Ulshöfer: Es geht nicht nur um die absolute Leistung, sondern um Talent, Perspektive, technisches Potenzial und die Ausstrahlung. Andererseits beachte ich auch die Vorgaben, die vom Trainer kommen, welcher Typ von Spieler gesucht wird. Wenn ich jetzt am Samstag in einem Stadion bin und am Sonntag in einem anderen, sehe ich mir nicht nur die nächsten Gegner an, sondern schaue auch auf Spieler, die sich eventuell anbieten.
Liegen Sie oft mit Ihren Einschätzungen daneben?
Ulshöfer: Natürlich kann man auch falsch liegen mit einer Einschätzung. Ohnehin handelt es sich ja um eine subjektive Wahrnehmung. Wir schauen uns aber potenzielle Kandidaten dann immer noch einmal an, wie zum Beispiel im Fall von Assani Lukimya, als ich mit Norbert Meier in Erfurt war, wo Lukimya mit Jena spielte. Erst nach Gesprächen mit dem Spieler kam die sportliche Leitung dann zu einer Entscheidung. Denn der Spieler muss ja auch vom Charakter zur Mannschaft passen.
Wie suchen Sie Spieler aus?
Ulshöfer: Das fängt mit der Lektüre in den Zeitungen an. Dann setze ich mich ins Auto und schaue mir die fraglichen Spieler an. Wir sprechen Spieler erst ab Januar an, wenn deren Vertrag ausläuft, sonst muss die Anfrage offiziell über den Verein laufen. Wir müssen schneller als die Konkurrenz sein und oft auch entscheidungsfreudiger. Falls ein finanzstarker Mitstreiter den gleichen Spieler wie wir haben möchte, kann es schon sehr schwierig werden.
Hatten Sie Sorge, dass die Zugänge in dieser Saison überhaupt nicht einschlagen?
Ulshöfer: Nein, im Gegenteil. Ich kann der Mannschaft nur gratulieren, wie sie den Schalter nach den ersten sechs Niederlagen umgelegt hat. Das ist genau so hoch einzuschätzen, wie die Erfolge der vergangenen Saison. Dass wir so gute Charaktere in der Mannschaft haben, ist sicherlich auch ein Erfolg des Scoutings.
Sind aktuell mehr Spieler heiß darauf, zur Fortuna zu kommen?
Ulshöfer: Viele Spieler wollen bei uns spielen. Der Trainer hat ein Händchen dafür, mit jungen Spielern zu arbeiten und sie zu entwickeln. Natürlich ist es immer noch Überzeugungsarbeit, den Spielern klar zu machen, dass das Geld nachher von allein kommt, wenn sie sich in Düsseldorf durchsetzen. Mit Arnea, Umfeld, Fans und der Perspektive kann man aber auf jeden Fall wuchern.