Fußball-Bundesliga Videobeweis-Frust bei der Fortuna: „Das geht auf keine Kuhhaut mehr“
Düsseldorf · Drei Szenen, in denen der Videobeweis eine Hauptrolle spielte, erregen die Gemüter bei Fortuna Düsseldorf. Trainer Funkel bringt es auf den Punkt.
Bei aller Anerkennung über den letztlich verdienten Sieg des Gegners, saß der Frust bei den Spielern und auch bei Trainer Friedhelm Funkel nach dem 0:3 (0:0) gegen Eintracht Frankfurt ganz tief. „Diese Niederlage ist nur schwer zu akzeptieren“, sagte Fortunas Verteidiger Niko Gießelmann. Wenn einer Mannschaft bereits in der zweiten Minute ein reguläres Tor aberkannt wird, ist das kein Stimmungsaufheller in einem Stadion, das ohnehin wegen der Fanproteste gegen die Anstoßzeiten nicht gerade von der lautstarken Unterstützung für beide Mannschaften geprägt war. Dawid Kownacki, der wenig später mit einer schweren Muskelverletzung ausscheiden musste, hatte getroffen.
Schiedsrichter Robert Hartmann pfiff abseits, weil sein Linienrichter auf der Gegenseite die Fahne gehoben, aber nicht erkannt hatte, dass der Ball vom Gegner gekommen war. Während der vierte Unparteiische an der Seitenlinie ein vorheriges Handspiel gesehen haben wollte, hielt sich Videoschiedsrichter Felix Zwayer völlig zurück und sendete keinen entsprechenden Hinweis aus Köln auf die Kopfhörer des Schiedsrichters. „Da hat man uns ein reguläres Tor gestohlen“, hieß es von Fortunas Seite.
Der Unparteiische, der angab, zu früh gepfiffen zu haben, soll laut Fortunas Cheftrainer auch in der Pause zugegeben haben, dass er sich in dieser Situation geirrt hat. „Aber dafür können wir uns nichts kaufen.“ Das Spiel hätte nach Funkels Auffassung einen ganz anderen Verlauf genommen.
Eine Elfmeter-Entscheidung wird wieder zurückgenommen
Zwei weitere Szenen erregten die Gemüter, nachdem die Frankfurter direkt nach der Pause einen Patzer in Düsseldorfs Hintermannschaft gnadenlos durch Gonçalo Paciência zum 1:0-Führungstreffer (48. Minute) ausgenutzt hatten. Erst stieg Martin Hinteregger auf den Fuß von Benito Ramen, der dann zu theatralisch fiel. Und wieder kam nichts aus dem Kölner Keller. Das sah dann aber wenige Minuten später ganz anders aus. Schiedsrichter Hartmann hatte wieder das Gespann Raman und Hinteregger im Blick, als der Belgier im Dress der Fortuna dem Österreicher auf Eintracht-Seite mit seiner Flanke traf. Der Unparteiische zeigte sofort und ohne zu zögern auf den Elfmeterpunkt. Jetzt meldete sich Zwayer zu Wort und bewegte den Kollegen mit der Pfeife zum Videomonitor an die Seitenlinie. „Eine krasse Fehlentscheidung war das nicht. So ist es für mich schleierhaft, warum da der Videoschiedsrichter nach diesem Handspiel eingreifen muss“, fragte Fortunas Cheftrainer nach dem Abpfiff in die Runde und bekam keine Antwort.
Hartmann lief zurück auf den an vielen Stellen ramponierten und sandigen Rasen, ruderte mit den Armen und nahm den Elfmeter wieder zurück. „Das geht doch auf keine Kuhhaut mehr, was das passiert“, sagte Funkel und meinte damit die Handhabung des Videobeweises insgesamt. „Aber auch wir sind jetzt in dieser Saison bereits zum fünften Mal benachteiligt worden. Ich habe bisher geschwiegen, aber das geht einfach so nicht mehr.“ Zu den Situationen mit dem Handspiel im Strafraum habe jeder Unparteiische und Videoschiedsrichter eine andere Meinung. „Solange sich die Schiedsrichter sich nicht darauf einigen, wann gepfiffen wird und wann nicht, wird es diese Diskussion geben. Dass wir dadurch so oft benachteiligt wurden, ist natürlich nicht schön und man zweifelt an der Gerechtigkeit.“ Es sei aber in vielerlei Hinsicht ungerecht, meinte der Trainer-Oldie der Bundesliga.
Fink: Die Frankfurter waren einfach abgezockter
Oliver Fink rückte das Ganze wieder etwas zurecht und erklärte, dass die Niederlage nicht allein auf die Benachteiligungen zurückzuführen war. „Uns hat die Durchschlagskraft nach vorne gefehlt und wir waren zu ungenau“, erklärte der Kapitän der Fortuna, der als ehrliche Haut bekannt ist. „Die Frankfurter waren einfach abgezockter, auch wenn das Ergebnis zu hoch ausgefallen ist.“ Fink sprach davon, dass man solche Dinge, wie zweifelhafte Schiedsrichterentscheidungen schnell abhaken und drüberstehen müsse, um nicht den Fokus auf das Wesentliche zu verlieren.
So gingen gerade in der entscheidenden Phase die unklaren Bälle eher zur Eintracht. „Das Publikum hat uns über eine Frustphase hinweggeholfen, und normalerweise zeichnet uns das aus, dass wir dann noch mal zurückkommen“, sagte Fortunas Spielführer, der die Schuld nicht bei anderen suchte. „An anderen Tagen haben wir dann solche Spiele noch drehen können. Aber das wird uns nicht umwerfen.“
Die Tabellensituation hat sich für die Fortuna nicht verändert, die Zahl der noch ausstehenden Spiele wird aber kleiner. So schwindet auch langsam die Gefahr, dass das Abstiegsgespenst die Fortuna noch erwischt. Das Funkel-Team hat immer noch zwölf Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz (Stuttgart) und 17 Zähler auf den ersten Abstiegsplatz (Hannover).