Vom Wert der Vorbereitung
Nach einer ordentlichen ersten Hälfte klappt so gut wie nichts mehr. Die Fortuna ist zurück im harten Liga-Alltag.
Düsseldorf. Vorbereitung ist Vorbereitung. Meisterschaft ist Meisterschaft. Nahezu jeder aus dem Lager der Fortuna hatte darauf vor dem Saisonstart in der Zweiten Fußball-Bundesliga hingewiesen. Nun wurden all diese Befürchtungen bestätigt.
Das 2:2 gegen Bundesliga-Absteiger Braunschweig bot zwar keinen Grund, von einem verpatzten Auftakt zu sprechen. Die 90 Minuten gegen gute Gäste zeigten aber, dass eine harmonische Vorbereitung mit diversen Siegen noch lange keine Garantie auf Erfolg in der Liga ist. „Wir haben als Mannschaft noch eine Menge Arbeit vor uns“, sprach Joel Pohjanpalo das aus, was auch die mehr als 40 000 Zuschauer gesehen haben dürften.
Und das gilt für beide Hälften. Auch vor der Pause, als die Fortuna das Spiel diktierte und durch Michael Liendl in Führung ging, lief nicht alles rund. Ansätze waren da, aber in Sachen Feinabstimmung war noch massig Luft nach oben.
Meist kam schon der vorletzte Pass nicht an. Weil die Laufwege nicht stimmten. Weil es zu viele technische Mängel gab. Und weil es die Kreativabteilung zu oft zu schön machen wollte, anstatt einfache Bälle zu spielen.
Dass es trotzdem mit einer Führung in die Pause ging, lag neben Liendls Geniestreich besonders an der starken Defensive. „Wir haben keinen Druck aufbauen können“, sagte Eintracht-Trainer Torsten Lieberknecht. Was nicht nur als Kritik an seinem Team, sondern auch als Lob an die Fortunen gemeint war.
Vor allem die Doppelsechs mit Sergio Pinto und Christian Gartner scheint sich gefunden zu haben und zeigte im ersten Durchgang defensiv keine einzige Schwäche. Kam doch mal jemand durch, war er bei der Vierkette um Adam Bodzek und Bruno Soares gut aufgehoben. Bis auf die Halbchance von Havard Nielsen (45.) passierte nichts vor dem Fortuna-Tor.
Umso überraschender war der Einbruch nach dem Wechsel. „Viel zu passiv“, sei das Team dann gewesen, ärgerte sich Bodzek, „wir haben auf die Gegentore förmlich gewartet“. Michael Rensing hatte sogar „eine Art Lethargie“ ausgemacht. Woran es lag, dass auf einmal die Ordnung fehlte. Dass sich immer mehr Lücken in der vorher so kompakten Defensive ergaben. Dass sich die Fortuna tief in die eigene Hälfte drängen ließ und es keine Entlastung mehr gab. All das wusste nachher niemand.
Aber es war schon auffällig, wie sehr die Gäste plötzlich das Heft in die Hand nahmen und sich Selbstvertrauen erarbeiteten. Während das der Düsseldorfer — selbst nach der neuerlichen Führung — immer kleiner wurde. Plötzlich gab es nur noch hilflose Befreiungsschläge. „Wir haben genau das gemacht, was wir nicht machen wollten“, sagte Reck.
Das spiegelte sich auch in den Zahlen wider. Einen einzigen Torschuss brachte Fortuna nach der Pause zustande, hatte über die gesamten 90 Minuten nur 38 Prozent Ballbesitz und nur 42 Prozent gewonnene Zweikämpfe.
Fortuna war platt — und glücklich, einen Punkt zu haben. Nicht nur, dass der Eintracht ein Elfmeter versagt wurde, ab der 70. Minute hatte Düsseldorf den Gästen nichts mehr entgegenzusetzen. „Es ist doch ein anderes Tempo als in der Vorbereitung. Man hat gesehen, dass uns die Kraft ausgegangen ist“, sagte Liendl, der froh war, „dass wir das Spiel über die Runden gebracht haben“. So blieben am Ende ein Punkt und die Erkenntnis, dass die gute Vorbereitung seit Freitag gar nichts mehr wert ist.